Moerderjagd
Sie doch auf Frau Weinand zurück. Sie beide waren gemeinsam bei der Beerdigung. Ich habe Sie gesehen.«
»Ja, die Beerdigung vom Paul. War schon schön gewesen, die Blumen und der schicke Sarg. So eine Beerdigung will ich auch mal haben. Wirklich, war ein richtig schönes Ereignis, wenn Sie mich fragen!«
»Ihre Freundin, sie ist …«
»In Sankt Goarshausen, davon gehe ich jedenfalls aus. Sie wollte zu ihrem Bruder, hab ich aber schon gesagt. Eigentlich sollte sie längst zu Hause sein.
Ohne Bilder! Habe ich das schon erwähnt? Sie ist ohne ein neues Bild zu ihm in die Praxis gefahren und …«
»Warum sollte das ungewöhnlich sein?«
»Ihr Bruder, Doktor Rupp, hatte gestern angerufen. Sein Geschrei hatte ich bis zum Sofa gehört. Es ging um das liebe Geld, wie immer, wenn er anruft. Nur Geld hat er im Kopf. Das Leben bietet doch mehr als nur Geld, nicht wahr? Liebe ist für mich das Wichtigste. Sind Sie verheiratet?«
»Nein!«
»Frau Kommissarin, eine Frau in Ihrem Alter noch alleine? Wollen Sie keine Kinder?
Entschuldigung! Ich wollte nicht persönlich werden. Es ist doch nur so, ich sage gerne, was ich denke. Und wenn ich schon einmal mit so einer adretten Frau wie Ihnen spreche, dann … Ja, habe ich verstanden, kein Wort mehr zu diesem Thema.«
»Sie rufen mich bitte an, wenn Frau Weinand wieder zu Hause ist!«
»Was, wenn ihr Bruder ihr etwas angetan hat und sie jetzt auch …? Schon gut, ich rufe Sie an, wenn sie kommt. Aber wenn ihr etwas zugestoßen ist, werde ich mich über Sie beschweren.«
Jil Augustin
Es gibt solche Tage, da rennt man wie eine Tüte Falschgeld durch die Gegend. Als ich am Morgen ins Büro kam, stand Hansen total neben sich. Seine Aufmachung! Er trug tatsächlich ein lilafarbenes Hemd mit einer grünen Krawatte. Das tat mir richtig in den Augen weh. Gesagt hab ich nichts, ansonsten hätte ich Hansen für den Rest des Tages gleich freigeben können. Seit seine Frau auf Kur ist, benimmt er sich wie ein kleiner Junge.
»Sie wollten mir etwas über Frau Rott sagen?«, bat Hansen und zog einen Stuhl für mich an seinen Tisch heran. Immerhin, höflich ist er ja. Auf dem Stuhl lagen eine Banane, die schon braun war, und ein angebissener Apfel. Ich zog es dann doch lieber vor, stehen zu bleiben.
»Ich habe herausgefunden, dass Susi Rott einen Jagdschein hat und im Besitz von zwei Waffen ist. Gut, deshalb ist sie noch nicht unbedingt unsere Mörderin. Tatsache ist aber, die Frau hat uns angelogen. Bis ich alle Untersuchungen abgeschlossen habe und weiß, aus welcher Waffe geschossen wurde, muss ich jedem Hinweis nachgehen.«
»Wie sieht Ihr Plan aus?« Hansen sah mich kauend an. Von irgendwoher hatte er eine Schachtel Pralinen hervorgezogen.
»Wir werden in Frau Rotts Wohnung fahren. Beim Staatsanwalt habe ich eine Durchsuchungserlaubnis angefordert. Wenn alles nach meinem Plan läuft, dann können wir am Mittag zu ihrer Wohnung fahren.«
»Eine Durchsuchungserlaubnis?«, fragte Hansen, während er geräuschvoll kaute. Dann pfiff er durch die Zähne und spuckte dabei Schokolade auf seinen Schreibtisch. »Von Pfeiffer?«
»Scherzbold!« Ich drehte mich gelangweilt um. An der Tür wandte ich mich noch einmal zu ihm. »Sie kommen gegen zwei in mein Büro! Dann fahren wir zu Frau Rott.«
»Und was ist mit Doktor Rupp?« Hansen eilte mir nach.
»Um die Wohnung von Doktor Rupp wird sich Kollege Schuster aus Sankt Goarshausen kümmern, auf ihn ist Verlass.«
Am Nachmittag
Wohnung Susi Rott
Der Staatsanwalt hatte meinen Antrag schnell bearbeitet, sodass wir pünktlich starten konnten. Beim Durchsuchen der Wohnung von Susi Rott bin ich auf den Mutterpass gestoßen. Sie ist im vierten Monat schwanger.
»Warum haben Sie uns nichts davon gesagt, dass Sie schwanger sind, Frau Rott?«, fragte ich die Frau und hielt ihr den Mutterpass vors Gesicht.
Sie fing an zu weinen. Er … sie sprach von dem Ermordeten Paul … er habe das Kind nicht gewollt. Es sei ihm nur ums Vergnügen gegangen. Vor fünf Wochen habe sie ihm schon von der Vermutung, schwanger zu sein, erzählt. Richtig ruppig sei er geworden. Am Abend habe er ihr dreihundert Euro auf den Tisch gelegt.
»Sieh zu, dass du die Angelegenheit aus der Welt schaffst!«, habe er gesagt. Sie sei völlig aufgelöst gewesen. So lange habe sie sich doch schon ein Kind gewünscht. Und dann in ihrem Alter. Also, wenn nicht jetzt, wann sollte sie dann noch ein Kind zur Welt bringen?
Das Geld habe sie eingesteckt, an eine Abtreibung habe
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