Moerderjagd
sie aber nie gedacht. Sie wollte ihn hinhalten. Er würde das Kind schon mögen, wenn es erst mal geboren war. Da war sie sich sicher.
»Hatte Ihr Freund nicht noch einmal nach dem Kind gefragt? Oder sich nach dem Termin für eine Abtreibung erkundigt?« Ich sah Frau Rott zweifelnd an.
Sie berichtete dann unter Tränen, dass er zwei Wochen später nachgefragt habe, ob die Sache mit der Schwangerschaft geregelt sei.
»Ich habe nur genickt. Später hat er nicht mehr nachgefragt. Das Thema Baby wurde einfach nicht mehr angeschnitten. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht gehabt. Warum auch? Ich freue mich auf das Baby.« Sie zog die Nase hoch. Ich griff nach meiner Tasche und legte eine Packung mit Taschentüchern auf den Tisch.
»Danke, Frau Augustin!« Susi Rott zog die Packung zu sich und schnäuzte laut. Ich wartete, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. »Wie ging es dann weiter in Ihrer Beziehung?«
Sie hüstelte. »Vor zwei Wochen hatte ich ihn noch einmal auf ein gemeinsames Kind angesprochen. Paul war erneut richtig ausgerastet. So hatte ich ihn zuvor nie erlebt.«
Susi Rott schweifte mit ihrem Blick von mir ab. Sie beobachtete meine Kollegen, die damit beschäftigt waren, die Wohnung zu durchsuchen. Dann kam ein Kollege und berichtete mir von einem Waffenschrank.
»Wenn Sie möchten, ich kann ihn aufschließen. Dass ich Waffen besitze, ist kein Geheimnis. Ich hatte mir nur bei dem ersten Gespräch überlegt, es nicht zu erwähnen, zu meinem eigenen Schutz, der Paul wurde doch mit einem Jagdgewehr … Mein Vater war Jäger, und mein Bruder ist es auch. Diese Leidenschaft zur Natur hat sich auch auf mich übertragen. Wenn ich diesen Job hier nicht hätte, wie gerne würde ich wieder auf dem Land leben.« Sie stand auf und ging rüber zum Waffenschrank, um ihn zu öffnen.
Auf Nachfrage erfuhr ich, dass Susi Rott seit zehn Jahren im Besitz eines Jagdscheins ist.
»Mein Vater hat ein großes Revier, in dem ich immer jagen darf. Dass der Paul ausgerechnet mit einer Jagdwaffe erschossen wurde …« Sie hielt plötzlich inne.
»Haben Sie einen Verdacht, wer für den Mord verantwortlich sein könnte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin auch froh, niemanden zu kennen, dem ich so eine abscheuliche Tat zutrauen würde.«
Ihre Waffen hatte sie uns anschließend bereitwillig mitgegeben.
Beim Verlassen ihrer Wohnung, die top gepflegt war, wollte ich wissen, ob sie alleine lebt.
»Ich lebe ganz alleine hier. Der Paul kam, das wissen Sie aber doch, immer dienstags zu mir. Die Wohnung ist ein Traum, das stimmt. Die Aussicht auf den Rhein – sehen Sie mal da hinten! Das Kloster kann ich auch noch sehen. Ich liebe es!« Die Stimme von Frau Rott wurde ganz hell.
»Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mit Paul über die Schwangerschaft gesprochen hatte …«, sie holte kurz Luft, »… bis zu diesem Tag war unsere Beziehung einfach wunderbar.«
Ich nickte, wollte schon gehen, da zog sie mich am Arm zurück.
»Ist eigentlich der Fleck aus Ihrer Hose rausgegangen?« Sie sah mich mit verheulten Augen an.
»War es Kaffee? Warum reagieren Sie so launisch? Ich bin doch auch eine Frau und weiß, wie unangenehm es ist, mit einem Fleck herumzulaufen.«
»Glauben Sie, dass dieses Thema jetzt angebracht ist?« Eigentlich wollte ich jetzt wirklich die Wohnung verlassen, da fiel mir das Notizbuch von Paul Weinand ein. Ich gab der Wohnungstür, die ich schon geöffnet hatte, einen Schubs und trat in den Flur zurück.
»Können Sie mir etwas über die Namen in Paul Weinands Notizbuch sagen?«
Susi Rott grinste. »Doktor Ernst haben Sie bestimmt schon kennengelernt. Er ist sehr vermögend! Wohnt im Winter in Florida, hat ein tolles Haus direkt am Rhein gelegen. Ich war mal mit Paul dort eingeladen.«
»Warum?«
»Tja, die kannten sich über seinen Schwager, Doktor Rupp aus Sankt Goarshausen. Paul hatte öfter mit ihm und Arno Taun zu tun. Glauben Sie, der Paul und der Arno Taun sind vom gleichen Mörder … Sie wissen, was ich meine?«
»Dazu kann ich Ihnen jetzt noch keine Angaben machen. Mir ist aber zu Ohren gekommen, Sie sollen in den letzten Tagen Arno Taun in ihrer Wohnung empfangen haben?«
Susi Rott blickte auf den Boden. »Es ist so … wir haben über alles Mögliche gesprochen.«
»Geht es auch etwas genauer?«
»Arno, also Herr Taun, ihm habe ich von meiner Schwangerschaft erzählt und davon, dass Paul das Kind nicht wollte.«
»Kamen Sie beide sich näher?«
»Nein, das müssen Sie mir glauben.« Susi
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