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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Lewentz
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wie ich auf den Fotos gut erkennen konnte.
    Die Kommissarin nickte.
    Mir wurde ganz heiß. Zuerst die unnötige Befragung zum Mord an Paul Weinand und jetzt auch noch Fragen zu dieser Frau. Das war zu viel. Hektisch stand ich von dem ohnehin unbequemen Stuhl auf. Er flog nach hinten, mir war es egal.
    »Ohne einen Anwalt sage ich nichts mehr!«« Ich zog mein Taschentuch hervor und wischte über meine Stirn.
    »Ich hätte ohnehin nicht ohne ihn kommen sollen.««

    Jil Augustin

    Richtig bei der Sache war ich nicht, erst das verunglückte Gespräch mit Doktor Ernst. Er wollte weglaufen, seinen Anwalt holen. Diesen Spruch hatte er auch beim letzten Besuch geäußert. Frage mich nur, warum er den Mann nicht gleich mitgebracht hatte. Ich hatte ihn gerade beruhigt und dazu bewegt, sich wieder zu setzen. Da kam Doktor Gemmel zu mir. Ernst war aufgestanden, und weg war er.

    Doktor Gemmel war plötzlich, ohne anzuklopfen, in mein Büro gestürmt. Es ginge um Frau Lorenz, teilte er mir mit. Klar, ich habe mich gefreut über so viel Eigeninitiative. An seinem Gesichtsausdruck war zu erkennen, es gab gute Neuigkeiten. Doktor Ernst war im gleichen Moment aus meinem Büro geeilt, und er rief, er komme mit seinem Anwalt wieder.
    »Die Hautpartikel unter den Fingernägeln von Frau Lorenz kann ich nun zuweisen.« Gemmel stand sichtlich zufrieden in meinem Büro. Über den Abgang von Ernst verlor er kein Wort.

    Gemmel trug ein gelbes Polohemd, eine weiße Hose, sah gut aus. Seine Augen strahlten. Er ließ sich Zeit beim Sprechen, wusste genau, wie gebannt ich auf seine Aussage wartete.
    »Hier!« Er reichte mir grinsend ein Blatt Papier. Ich nahm es neugierig entgegen, drehte es um. Auf beiden Seiten war nichts darauf geschrieben.
    »Was soll das? Wollen Sie mit mir ein Spielchen machen?«
    Er lachte laut auf, seine Zähne kamen dabei zum Vorschein. »Raten Sie doch mal! Wer könnte unser Mörder sein?«
    Ich prustete ihn an, für solche Spiele hatte ich weder die nötige Zeit noch die Lust.
    »Sie nehmen das Leben aber auch immer zu ernst«, kicherte er. »Sehen Sie mal mich an!« Er streckte die Arme von sich, kam einige Schritte näher, blieb dann vor meinem Schreibtisch stehen. Ich war erbost aufgestanden, holte gerade Luft, da sprach er weiter.
    »Hätte ICH nicht allen Grund, immer mit einem griesgrämigen Gesicht herumzulaufen? So viel Elend, wie ich mir immer ansehen muss!« Gemmel zeigte mir seine strahlend weißen Zähne.
    Ja, er hatte recht. Ich ließ mich in meinen Schreibtischstuhl fallen, zeigte mit der linken Hand auf den freien Stuhl. Gemmel setzte sich. Er schien zufrieden zu sein.
    Nach wenigen Sekunden, in denen wir uns nur angesehen hatten, angelte ich mir einen Stift und das weiße Blatt Papier.
    Fein säuberlich, der Reihenfolge nach, schrieb ich untereinander die Namen auf, die mir in den Sinn kamen. Es waren vier Namen, alles Männer.
    Genüsslich zog Doktor Gemmel das Blatt Papier an sich, grinste erneut, dann schob er das Blatt zurück, lehnte sich zurück.
    »Also, habe ich die richtige Person auf dem Blatt stehen?«
    Bevor Gemmel etwas antworten konnte, ging die Tür zu meinem Büro auf. Metzger kam herein.
    »Frau Annemarie Weinand war bei Frau Rott.« Er blieb vor meinem Schreibtisch stehen. Er trug ein blaues Shirt, so sportlich kannte ich den Kollegen nicht. Metzger sah gut aus. Gemmel fing an zu hüsteln, beobachtete mich und Metzger.
    Meine rechte Hand fuhr wie automatisch durch meine Locken. »Sie wollte wahrscheinlich die Geliebte ihres Mannes kennenlernen.«
    Mit verschränkten Armen hinter dem Kopf lehnte ich mich erneut in meinem Stuhl zurück, schaukelte hin und her. »Danke, Metzger, ich melde mich später noch einmal!«
    »Wir könnten doch heute Abend wieder zu Ihren Eltern fahren und …«
    »Danke, Metzger!«, unterbrach ich ihn. Gut, meine Stimme war etwas lauter geworden, das gebe ich zu.
    Metzger musste aber auch nicht vor Gemmel so tun, als sei er mein Partner. Das war mir unangenehm.
    Gemmel grinste, sagte aber kein Wort.
    Nachdem Metzger den Raum verlassen hatte, nahm ich meine Arme runter und zog das Blatt Papier wieder an mich. »Steht der Mörder auf dem Blatt?« Ich blickte Gemmel an. In dem Moment klingelte sein Handy. Ich war kurz davor, meine Fassung zu verlieren. Er nahm das Gespräch an, blickte kurz auf, murmelte etwas von Entschuldigung und dass das Telefonat wichtig sei. Dann verschwand er in den Flur.

10. August
    Elke
    Jil habe ich die ganze Woche weder gesehen noch

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