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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Lewentz
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war richtig wütend auf Hansen und habe einfach losgeschrien.
    Er habe uns lächerlich gemacht vor Schuster. Der Selbstmord hätte verhindert werden können. Alles warf ich ihm an den Kopf. Das war mir noch nie passiert.

    »Was ist denn hier los?« Metzger stand plötzlich hinter mir. Hansen nutzte die Zeit, um das Schreiben zu holen. Hansen hatte seit Stunden die Mitteilung vergessen, auf der unser Hinweis für die Waffe stand. Die Waffe, aus der geschossen wurde, sie war auf Doktor Rupp angemeldet.
    »Wo um alles in der Welt hatte er die Waffe versteckt? Wieso waren wir nur so unachtsam und …?« Hansen unterbrach mich, fing an, sich zu verteidigen.
    »Ich hatte gestern Abend versucht, mit Ihnen darüber zu reden.«
    »Sie haben was?« Ich keifte erneut laut los. Hansen hatte davon gesprochen, auch nur ein Mensch zu sein, und er habe auch ein Recht, mal Fehler zu machen.
    Mit hochrotem Kopf griff ich nach meiner Tasche und eilte davon, ich brauchte frische Luft. Die wenigen Schritte über den Hof bis zu meinem Wagen holte ich tief Luft, atmete heftig ein und aus und hoffte, meine Probleme so wegpusten zu können.
    Unterwegs im Auto hatte ich genügend Zeit nachzudenken. Hansen hatte nicht alleine Schuld. Mir fiel die Situation ein, als ich ihn unterbrochen hatte. Doch warum um alles in der Welt hatte er nicht noch einmal nachgehakt? Er konnte doch sonst so penetrant sein, wenn er etwas im Kopf hatte.
    Mit der Hand schlug ich auf das Lenkrad. Die Sache war mir so peinlich. Der Selbstmord hätte verhindert werden können. Ich fluchte laut vor mich hin. Im Rückspiegel sah ich, dass meine Wimperntusche verschmiert war. Rupp war tot, daran war jetzt auch nichts mehr zu ändern. In Kamp hielt ich an meiner Wohnung an, lief ins Bad und machte mich frisch.
    Außerdem suchte ich nach einer Erklärung für Schuster. Was sollte er von uns denken?
    Zehn Minuten später saß ich wieder in meinem Wagen.
    Ich wählte die Nummer von Schuster. Ehe er etwas sagen konnte, redete ich los. Berichtete ihm, was ich seit einer knappen Stunde selbst erst wusste.
    »So, jetzt wissen Sie alles«, beendete ich meinen Wortschwall.
    »Die Waffe hatte er in seinem Wagen unter einer Wolldecke versteckt im Kofferraum liegen.«
    Ich hatte das Gefühl, meinen Ohren nicht trauen zu können. Verrückt! Da fährt der Mann jeden Tag mit der Waffe herum und weiß vom Grunde her, dass wir ihm auf die Schliche kommen. Er hatte es bewusst in Kauf genommen.
    »Der Mann hatte Lungenkrebs.«
    Von Schuster erfuhr ich, dass er sogar seine eigene Beerdigung schon organisiert hat. Makaber, wenn Sie mich fragen. Aber was ist schon normal?
    Warum hatte er sich zu den Taten hinreißen lassen? Er war Arzt, hatte einen Eid darauf geschworen, Menschenleben zu retten. Warum nun das?
    »Ist er auch der Mörder von Tanja Lorenz?«, wollte ich noch wissen.
    Schuster verneinte und sprach davon, im Abschiedsbrief habe sich Doktor Rupp zu ihrem Tod geäußert und es bedauert, nicht selbst Hand angelegt zu haben.
    »Gemmel!« Ich schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad.
    »Muss ich das jetzt verstehen?«, raunte Schuster. ›Das erkläre ich Ihnen später«, beendete ich das Telefonat.

    Frau Weinand
(Schwester von Doktor Rupp)

    Wann ich davon erfuhr? Es war ungefähr um 16.20 Uhr. Eigentlich hatte ich an dem Tag geplant, nach Köln zu fahren. Die Autoschlüssel hatte ich schon in der Hand, meine Tasche über der Schulter hängen, als es an der Tür klingelte. Frau Augustin und ihr Kollege Metzger blickten mich an. Da wusste ich, es war etwas geschehen.
    Bei meinem Mann war es anders gewesen. Als die Nachricht von seinem Tod kam, malte ich einfach weiter, gerade so, als sei nichts geschehen. Wie das Abstreifen einer Altlast hatte es sich angefühlt.
    Mein Bruder war mir aber sehr ans Herz gewachsen, deshalb brach ich auch in Tränen aus. Er war einer der wenigen Menschen, die ich liebte, die ich brauchte, wie die Luft zum Atmen. Wann immer ich ein Problem auf der Seele brennen hatte, er war für mich da.
    Albern kam ich mir vor, in meinem bunten Kleid und den roten Schuhen.
    Frau Augustin sprach von dem Abschiedsbrief, dass er mich um Entschuldigung bat, er mich immer geliebt habe und ich auf seine Kinder aufpassen müsse, ebenso auf seine Frau. Ich wusste nicht einmal, wo sie im Augenblick war.
    Wir setzten uns auf die weiße Ledergarnitur im Wohnzimmer. Es war ein warmer Sommerabend, und das Licht durchleuchtete den rundum verglasten Raum. Mir wäre Regen lieber gewesen,

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