Moerderjagd
grundlos geheiratet. Das verbindet doch! Bis dass der Tod …«
»Ist das nicht ziemlich altmodisch, Herr Lorenz?« Mein Blick suchte kurz den von Hansen.
Warum er nicht die Freundin versucht habe anzurufen, wollte ich anschließend von ihm wissen. Er zuckte mit den Schultern. Das sei ihm nicht in den Sinn gekommen.
Wenig später schrie das Baby. Herr Lorenz entschuldigte sich und ging in die erste Etage, um das Baby zu wickeln und zu füttern. Hansen und ich sahen uns derweil im Erdgeschoss um. Küche, Esszimmer und Wohnbereich waren ein offener Raum.
»Ich habe die Kleine in ihr Bett gelegt«, erklärte Lorenz, als er zwanzig Minuten später wieder zu uns kam. Er wirkte erschöpft, sah nicht mehr wie ein junger Mann von neununddreißig Jahren aus.
»Meine Frau und ich kannten den Paul Weinand schon lange. Er hat uns beraten. Wir haben in ein Windrad investiert. Das läuft über die Gemeinde und wird in wenigen Wochen aufgestellt. Tolle Sache, das mit der Bürgerbeteiligung«, erklärte Herr Lorenz und holte einen Ordner aus dem Regal. »Aber warum fragen Sie nach Paul? Das mit seinem Tod, tragisch. Jetzt auch noch meine Frau, Eleonora war so beliebt.«
»Kannten Sie auch Arno Taun?«
»Selbstverständlich. Sie glauben doch nicht, dass es einen Zusammenhang gibt? Dass die drei von demselben Menschen ermordet wurden? Warum? Was sollte das für einen Sinn machen?« Seine Stimme verlor an Kraft. Lorenz ließ sich in einen Sessel fallen.
Er schien erschöpft, am Ende seiner Kraft zu sein.
Wir verließen das Haus, stiegen in unseren Wagen, den Hansen lenkte. Ich blickte aus dem Seitenfenster und grübelte darüber nach, was wir übersehen hatten.
»Haben die Kollegen sich schon gemeldet? Wegen den Waffen von Frau Weinand und ihrem Bruder?«, brummte ich vor mich hin. Hansen nickte. »Ja, allerdings ohne relevantes Ergebnis. Die Waffen der beiden wurden schon länger nicht benutzt. Lediglich eine …« Hansen hob den Kopf, dann unterbrach ich ihn.
»Könnte es nicht sein, dass Paul Weinand auch mit Eleonora Lorenz ein Verhältnis gehabt hat? Vielleicht ist das Kind nicht einmal von Herrn Lorenz?«
Hansen blickte kurz zu mir herüber, musste schmunzeln. »Solch eine Überlegung hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Frau Augustin.«
»Sie wissen im Grunde doch nichts von mir.«
Ich sah meinen Kollegen von der Seite an. »Wann kommt eigentlich Ihre Frau aus der Kur zurück?«
»Sie hat verlängert. Scheint ihr gut zu tun, die Kur.« Hansen hatte, während er mir antwortete, stur auf die Straße gesehen. Ich vermied es, noch etwas zu sagen. So fuhren wir erst einmal schweigend weiter.
Im Büro angekommen, griff ich sogleich zum Telefonhörer. Auf meinem Schreibtisch lag eine Nachricht von Kommissar Schuster, die mich irritierte. Rasch führte ich noch ein Telefonat, dann beschloss ich, für heute Schluss zu machen.
Den ganzen Tag über schaute ich schon auf mein Handy immer in der Hoffnung auf eine Nachricht von Manfred. Es ist aber auch zum Verrücktwerden. Er hatte sich die Mühe gemacht, für mich zu kochen, ausgerechnet an diesem Abend musste ich mit meinem Kollegen Metzger spazieren gehen. Es war ja auch ganz harmlos. Nichts, was von Wichtigkeit gewesen wäre. Er hatte mir einen Tipp gegeben, und ich bin mit ihm spazieren gegangen, wie versprochen. Im Hinterkopf hatte ich immer noch die Affäre von Manfred mit der kleinen Rothaarigen, Anna Sturm. Gestern, das war wirklich Zufall, dass Manfred mich und Metzger am Rheinufer gesehen hat. Ich wollte noch zu Elke, aber sie war nicht zu Hause. Auf dem Rückweg bin ich dem Kollegen begegnet, und wir haben uns fest gequatscht. Kann doch passieren!
Was bin ich müde! Keine fünf Stunden Schlaf hab ich gehabt. Manfred fehlt mir schon wieder. Dass er auch gleich beleidigt weglaufen musste. Immer schön zu Mama und Papa flüchten. Dafür ist er doch eigentlich zu alt … und überhaupt, der ganze Stress mit den Morden. Jetzt wurde auch noch die junge Eleonora erdrosselt. Meine Mutter hat recht, wenn sie sagt, so ein Job ist beziehungsschädigend.
Heute Abend soll es schön sein, das Wetter. Vielleicht sollte ich einen Rotwein, Käse und Weißbrot besorgen und Manfred unter einem Vorwand zu mir locken????? Dieser Mann raubt mir noch den Verstand. Ich kann nicht ohne ihn sein, aber mit ihm?
Meinen Geburtstag, Elke, alles habe ich vergessen! Nachher werde ich Elke anrufen. Irgendwann muss ich sie doch mal erreichen. Ich habe schon den Verdacht, meine Freundin hat
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