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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wasser.“
    Tim trug nur Turnhose und
Hauslatschen, nahm ein frisches Handtuch aus dem Schrank und den Kulturbeutel.
Zehn Minuten später kam er aus dem Waschsaal zurück. Klößchen schlief wieder.
Diesmal wurde er energisch geweckt.
    „Du hast deine Rumpfbeugen
nicht gemacht“, schimpfte Tim. „Und zum Duschen reicht die Zeit auch nicht
mehr. Mit dir blamieren wir uns im Burghotel.“
    „Dafür bin ich ein belesener
Krimi-Kenner.“
    „Einer mit Alpträumen.“
    „Und von wem träumst du jede
Nacht? Nur von Gaby!“
    „Was dagegen? Sie ist meine
Freundin und das süßeste Mädchen der Welt.“
    „Jedenfalls kann ich nachts
hören, was du ihr zuflüsterst.“
    „Ich spreche nicht im Schlaf.“
    „Nein, du flüsterst. Wie... wie
ein Schmusekater.“
    „Beeil dich! Und zieh frische
Socken an!“
    „Du hast gut reden. Die
Frischsocken habe ich aus Versehen in die Kleiderspende gegeben.“
    Aber er fand dann doch ein
Dutzend baumwollner Sommersocken, an denen noch die Preisschilder hingen. Sie
lagen ganz hinten im dritten Wäschefach, hinter einem Stapel köstlicher
Sauerlich-Schokolade.
    Punkt sieben ging’s hinunter in
den Speisesaal, der sich allmählich mit Internatsschülern füllte. Es duftete
nach Kakao und Tee, nach hausgebackenen Semmeln und Biobrot aus Dinkelkorn.
    Klößchen lud sich seinen Teller
voll und wollte gerade loslegen, als Dr. Enzo Grokk — der schon oder immer noch
nach kaltem Zigarettenrauch roch — zu ihnen an den Zwölfertisch trat. Außerdem
saßen dort: Uli, Ralph, Jakob, Bernd, Ralf — mit f — und Norbert. Aber Grokk
wollte zu den beiden TKKGlern.
    „Eben hat Kommissar Glockner
angerufen, Jungs. Ein Streifenwagen holt euch in zehn Minuten ab. Ins
Präsidium. Gaby und Karl werden auch da sein.“
    Das haut mir den Weißkäse von
der Semmel, dachte Tim. Was ist los? Was liegt an? Wozu braucht uns Gabys
Vater? Da fehlen wir doch glatt bei der ersten Stunde, bei Mathe. Aber unsere
Entschuldigung ist besser als Grippe mit Attest.
    „Worum geht es?“, fragte der
TKKG-Häuptling. „Kommissar Glockner hat nur gesagt, er brauche euch als
Zeugen.“ Grokk hob die Schultern. „Bestimmt ist es wichtig. Und da ihr eure
Nasen in alles reinsteckt, kann es buchstäblich alles sein.“
    „Zehn Minuten!“, meinte
Klößchen. „Wie soll ich bis dahin mit dem Frühstück fertig sein?“

9. Heimliche Diebe
     
    Der heilklimatische Luftkurort
B. liegt 88 Kilometer von der TKKG-Stadt entfernt, zählt 4211 Einwohner —
jedenfalls zur Zeit — und schmiegt sich zwischen Wäldern und Hügeln in ein
sanftes Tal, das rund ums Jahr viel Sonnenschein einfängt. Die Luft gilt als
gesund, das Trinkwasser ist so arm an Schadstoffen, dass sogar Babys davon
trinken können, obwohl die im allgemeinen die Milchflasche vorziehen.
    An diesem Morgen lastete die
Angst wie Zentnergewichte auf Renate Wanniger. Achim, ihrem Mann, erging es
nicht viel besser. Allerdings war er ein harter und ziemlich heimtückischer Typ
— was niemand ihm ansah — , deshalb bezeichnete er seine Angst nur als
Nervosität und schmiedete böse Pläne im Kopf.
    Die Wannigers wohnten in einem
hübschen Bungalow mit noch hübscherem Grundstück. Das Anwesen gehörte ihnen zu
knapp 42 Prozent. Mehr hatten sie noch nicht abgezahlt. Das fiel auch immer
schwerer, seit Renate ihren Job als Halbtags-Schreibkraft bei der Gemeinde
wegen Kosteneinsparung verloren hatte. Die Hypotheken auf Haus und Grundstück
waren hoch. Achim Wanniger arbeitete als Vertreter für Baby-Artikel, obwohl er
Kinder nicht mochte, und in seiner Freizeit als Immobilien-Makler. Seine
Einkünfte reichten nur knapp.
    Renate war 31, blond und
mittelgroß. Sie neigte zur Fülle, kannte jedes Schlankheitsrezept, das jemals
veröffentlicht worden war, aber auch jedes Rezept für Torten und Nachtisch. Sie
lispelte etwas, hatte braune Kuhaugen und ein eher breites Gesicht.
    Achim, 37, war groß und
knochig. In seinem hageren Gesicht waren viele kleine Narben, weil er die
Windpocken erst mit 22 gehabt hatte. Ihn störte das nicht. Aber Renate hatte
mal gesagt, sein Gesicht sähe aus, als wäre er unter einen Mähdrescher
gekommen. Achim hatte eine hohe Stirn, weil ihm dort die Haare ausgingen. Zum
Ausgleich trug er hinten einen dünnen, meist etwas fettigen Pferdeschwanz,
dessen blaßblonde Strähnen mit einem Schnürsenkel zusammengebunden waren. Achim
liebte Motorräder und flotte Autos, fuhr aber nur einen uralten Mercedes, an
dem eine Zierleiste fehlte.
    In einem

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