Mörderspiel im Burghotel
geheimen Versteck
besaßen die beiden 960 000 DM. Es war gestohlenes Geld. Sie hatten noch nichts
davon ausgegeben — nicht eine Mark. Und jetzt — so schien es — holte das
Schicksal aus zu einem vernichtenden Schlag — nämlich zur Aufdeckung ihres
Verbrechens. Und das konnte nur dazu führen, dass sich beide im Gefängnis
wiederfinden würden.
Es sei denn...
Aber das wäre Mord.
Allein der Gedanke daran
drückte Renate die Kehle zu.
Doch Achim schien diese
Möglichkeit zu erwägen. Und ausgerechnet im Burghotel Falkenhain — wo sie beide
zum Mörderspiel eingeladen waren — wollte er, an diesem Wochenende, die ,Sache
erledigen’, wie er es nannte.
Vielleicht ist es wirklich der
einzige Ausweg, dachte Renate. Auch in ihr steckten zwei Seelen: eine zum
Vorzeigen und eine, die fähig war zu eiskalter Berechnung... und mehr.
Renate stand jetzt im
Schlafzimmer, hörte das Vogelgezwitscher im Garten und packte den Koffer für
den Aufenthalt im Burghotel. Achims Klamotten. Ihre Kleidungsstücke. Wäsche,
Nachtwäsche und die Kulturbeutel.
Aus dem Nachttisch nahm sie ihr
Tagebuch. Es enthielt Eintragungen in ihrer kleinen, etwas schmierigen Schrift.
Ja, auch die ,Sache’ mit Robert Krämer war ganz genau vermerkt.
Er war 83, war sehr krank
gewesen, allerdings geistig fit wie ein Rechencomputer. Vor fünf Wochen war er
in das hübsche Gästezimmer der Wannigers eingezogen — sozusagen als Pflegefall.
Und damals hatte es nicht so ausgesehen, als werde er jemals wieder gesund.
Achim nannte ihn ,Vater’. Das
rührte noch her aus der Zeit, als Robert Krämer sein Schwiegervater war.
Susanne, die Tochter, war eine stille junge Frau gewesen und vor fünf Jahren
umgekommen bei einem tödlichen Unfall. Ein Lkw, außer Kontrolle, hatte ihren
Kleinwagen zerdrückt.
Achim freilich trauerte nicht
lange um seine Frau. Die Liebschaft mit Renate bestand schon seit einiger Zeit.
Davon wusste allerdings niemand. Robert Krämer wäre entsetzt gewesen. Als die
beiden schließlich heirateten, gehörte er zu den Hochzeitsgästen, wischte sich
in Erinnerung an seine Tochter Susanne Tränen aus den Augen und wünschte dem
Paar viel Glück.
Der Kontakt riss nie ab.
„Er hat keine weiteren
Verwandten“, hatte Achim gesagt. „Und er ist stinkereich. Vor allem seine
Schmucksammlung soll an die zwei, wenn nicht gar drei Millionen wert sein. Wenn
er abnibbelt, sind wir die einzigen Erben. Das dürfen wir uns nicht
verscherzen. Also immer schön lächeln, Renate, auch wenn dir in der Tasche das
Messer aufgeht.“
Das war dann auch der Grund
gewesen, den Alten im Haus aufzunehmen, als er pflegebedürftig wurde und es —
scheinbar — mit ihm zu Ende ging.
Erbschleicherei!
Dann — nach genau einer Woche —
war die Bombe geplatzt.
Wortwörtlich hatte Renate in
ihrem Tagebuch notiert, was Achim damals zu ihr gesagt hatte, leise — damit der
Alte nichts hörte.
„Man hält es nicht für möglich,
Renatchen, was mir der Alte eben erzählt hat. Seine Schmucksammlung ist nicht
irgendwo in ‘nem Banktresor, sondern — ich fasse es nicht — in seinem Haus,
seiner Villa. Dort hat er einen Safe. Naja, wie so ein privater Safe eben ist.
Und jetzt fällt dem alten Sack ein, Einbrecher könnten kommen. Können sie ja
auch. Und vielleicht kriegen sie den Safe auf. Ich soll also alles in einem
sicheren Banksafe deponieren. In einem Schließfach. Wunderbar! Das ist unsere
Chance. Denn natürlich kommt er nicht mehr auf die Füße. Er wird hier bei uns
den Löffel abgeben. Aber das kann noch Wochen dauern. Und soviel Geduld haben
wir nicht. Nein, die heißen Sachen erledige ich gleich. Er sagt mir also, wie
sein Safe aufgeht. Ich kralle mir die millionenschwere Schmucksammlung und düse
nach Amsterdam. Zu Rudi van Klufenum. Du erinnerst dich? Von dem habe ich dir
erzählt. Er ist auch Immobilien-Makler, aber vor allem Hehler. Der nimmt mir
den Schmuck ab. Natürlich nicht für den vollen Preis. Aber eine Million kann
ich erzielen. Dann geht’s uns saugut. Der Alte denkt, seine Schätze wären im
Schließfach, und wir können in Ruhe abwarten, wie er sich verabschiedet von
dieser Welt. Haha! Dann kriegen wir auch noch seine Villa.“
Die stand nicht hier, sondern
in der 88 Kilometer entfernten Millionenstadt, der TKKG-Stadt. Und dort —
darauf beharrte Robert Krämer — sollte auch seine Schmucksammlung bei der Bank
deponiert werden — bei einer Privatbank. Beim Bankhaus Obersoll.
Und dann, dachte Renate,
während sie weiter den
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