Mörderspiel im Burghotel
Wagen parkt und dann über den
Hochuferweg trabt: von der alten Mühle zur Steinernen Brücke, über den Fluss
und dann auf der anderen Seite bis zur Autobahnspange. Und wieder zurück.
Feilröder lief also über die Steinerne Brücke und sah auch hinunter. Zum Glück!
Denn später hätte man Josef Liebert, genannt Höhlensepp, nicht finden dürfen.“
Das klingt schlimm, dachte der
TKKG-Häuptling. Wenn jemand nicht gesucht, aber dennoch gefunden wird —
aufgefunden, dann ist er garantiert im Zustand der Hilflosigkeit.
„Erkrankt oder verunfallt?“,
fragte Tim nach seiner Zwei-Sekunden-Überlegung.
„Überfallen“, erwiderte
Kommissar Glockner. „Höhlensepp wurde niedergeschlagen. Er liegt in tiefer
Bewusstlosigkeit. Vermutlich ein Schädelbruch.“
„Der... der arme Kerl“, hauchte
Gaby.
Ihr Vater nickte. „Feilröder
hat sofort über sein Handy den Notarzt gerufen und die Polizei. Höhlensepp ist
jetzt in bester ärztlicher Obhut und wird den Anschlag überleben. Die Kollegen,
die vor Ort Spuren gesichert haben, tappen völlig im Dunkeln. Das Einzige, was
sie feststellen konnten, ist: Der Überfall erfolgte wahrscheinlich hinterrücks.
Und hinterrücks wurde auch der brutal harte Schlag ausgeführt. Der stumpfe
Gegenstand, mit dem der Täter zuschlug, traf Höhlensepp auf den hinteren Teil
des Schädels.“
Für einen Moment herrschte
Schweigen. TKKG waren betroffen.
„Wer tut sowas?“, sagte Gaby.
„Und warum?“, fügte Tim hinzu.
„Darum geht es“, nickte
Glockner. „Um ein mögliches Motiv. Deshalb habe ich euch hergeholt. Ihr und Udo
Wenske, der blaue Udo, seid vermutlich die Letzten, die mit Höhlensepp
gesprochen haben.“
Computer-Karl hatte seine
Brille poliert und rückte sie jetzt auf seinem schmalen Nasenrücken zurecht.
„Hängt es zusammen mit dem
Mordplan, Herr Glockner, mit dem Mordplan, den Höhlensepp belauscht hat?“
„Daran habe ich auch gedacht,
Karl. Das würde bedeuten, dass der Täter Bescheid weiß. Er weiß, dass
Höhlensepp ihn belauscht hat. Woher?“
„Er müsste gestern Abend in der
Nähe gewesen sein“, rief Gaby, „als Höhlensepp uns informiert hat.“
„Richtig, Tochter! Und deshalb
meine Frage an euch: Habt ihr irgendwo irgendwen bemerkt? War jemand in der
Nähe? Lief oder radelte jemand vorbei? War ein Hundehalter zu sehen, der seinen
Vierbeiner Gassi geführt hat? Überlegt genau!“
Alle dachten nach. Tim
schüttelte als Erster den Kopf. Seine Freunde schlossen sich an. Es wurde ein
gemeinsames Kopfschütteln — ein Kopfschütteln im Quartett.
„Da war keine Menschenseele“,
sagte Tim.
„Aber eine Mörderseele hat
vielleicht hinter den Büschen gehorcht“, ließ sich Klößchen vernehmen.
„Mörder haben keine Seele“,
wies ihn Gaby zurecht. „Man spricht doch von schwarzen Seelen“, verteidigte
sich Klößchen. „Ich dachte, das ist die Seelenfärbung für Verbrecher.“
„Nur der schwarze Porsche war
da“, sagte Tim. „Aber der stand weit entfernt. Von dort hat uns niemand
belauscht. Ich hielt den Wagen für leer. Er war kein Thema für uns. Dass dieser
Hugo Mauler, dieser Schließfach-Bankräuber, drin lag — mit ‘ner fast tödlichen
Ladung Heroin im Stromkreis — das haben wir ja nicht geahnt.“
Glockner nickte.
„Was sagt denn der blaue Udo?“,
fragte Tim.
„Der ist unauffindbar.“
„Unauffindbar?“ Tim pfiff durch
die Zähne.
„Die Kollegen“, erklärte
Glockner, „haben die ganze Gegend abgesucht, nachdem Höhlensepp ärztlich
versorgt war. Ich hatte die Einsatzleitung für den Nachtdienst und die erste
Meldung landete bei mir. Ich habe die Kollegen über Sprechfunk instruiert und
sie suchten das ganze Ufer nach Udo Wenske ab. Seine Schlafstelle in der Nähe
der alten Mühle wurde auch gefunden. Aber der Mann ist wie vom Erdboden
verschluckt.“
„Mhm!“, machte Tim. „Ich meine,
jetzt eröffnen sich Möglichkeiten. Die übelste wäre, dass der Täter auch den
blauen Udo überfallen hat. Und erschlagen. Und die Leiche in den Fluss
geworfen, wo sie jetzt stromabwärts treibt und erst im Laufe des Tages von
einem erschreckten Augenzeugen gesichtet wird. Oder Udo hat den Überfall
beobachtet und versteckt sich nun aus Angst. Dann wäre er der ideale Zeuge.“
„Ich finde“, sagte Gaby,
„psychologisch — also seelenkundlerisch — passt das nicht zusammen. Denn der
Mann, der den Mord im Burghotel plant, handelt doch irgendwie idealistisch. Er
rächt den Tod seiner Schwester Anna. Das ist
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