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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wanderratte,
finde ich, wäre zu ordinär gewesen.“
    „Sag’s ihr selbst. Sie wird
dich beißen.“
    „Au!“, stöhnte Tim, denn Gabys
zarte Finger zwickten ihn, stellvertretend für den weltweit verbreiteten
Allesfresser, in den Arm.
    Sie gingen am Haus vorbei. Karl
und Klößchen folgten. Der Schuppen kam in Sicht. Er war lang, über mannshoch,
schief und baufällig. Hier und dort waren Bretter übereinander genagelt. Das
Dach wurde mit Teerpappe abgedeckt und war stellenweise geweißelt vom
Verdauungsfinale der Flussmöwen und Bachstelzen. Zwei winzige blinde Fenster,
so schmutzig wie die Scheiben an einer Latrine in Kalkutta. Die windschiefe
Brettertür war einen Fußbreit geöffnet.

    „Uaaaahhhhh!“
    Durch die Vormittagsschwaden
drang der stöhnende Laut her.
    Tims Schritt stockte sofort.
    „Was war das?“, flüsterte Gaby.
    „Ich sehe nach. Bleibt hier.
Einer reicht. Wenn ich winke, kommt ihr.“
    Gaby, Karl und Klößchen wichen
hinter die Hausecke zurück. Tim flitzte geduckt auf den Schuppen zu durch eine
kniehohe Wiese voller Margeriten, Lungenkraut und Sumpfdotterblumen. Lautlos,
lautlos! Jetzt am Schuppen. Zwischen Tür und einem der Fensterchen drückte sich
der TKKG-Häuptling an die Holzwand.
    „…aufhören!“, wimmerte der
blaue Udo. „Aufhören! Ich sag’s ja.“
    Es war eindeutig seine Stimme
und sie kam aus dem vorderen Teil des Schuppens.
    Tim schob sich zum Fenster.
    „Wir wollen alles wissen“,
sagte eine Männerstimme.
    Tim hörte sie zum ersten Mal,
vermutete aber, dass sie zu Voss oder Biegehart gehörte. Hatten sie also den
Berber entdeckt. Zufällig? Oder?
    Dieselbe Männerstimme gab Tim
ungefragt Antwort.
    „Du bist ein Idiot, Wenske! Wer
sich verstecken will, kann sich nicht vor dem Schuppen in die Sonne setzen —
nur weil die Hausbewohner nicht da sind. Wir haben dich gesehen. Du bist jetzt
in unserer Hand. Es liegt an dir, was daraus wird. Klar?“
    „Ich sag’s ja. Ich sag’ alles.“
    Der blaue Udo zitterte vor
Angst. Tim hörte, wie seine Zähne aufeinander schlugen.
    „Dann fang an!“
    „Gestern Abend war’s“, begann
der blaue Udo, wurde aber von einem Hustenanfall gestoppt.
    Tim war jetzt am Fenster und
riskierte ein Auge.
    Zunächst sah er nur den Dreck
auf der Scheibe, aber dann stellte sich das Auge ein und er konnte die Szene in
dem halbdunklen Schuppen erkennen.
    Der blaue Udo lag auf einem
Stapel alter Säcke. An der Stirn schwoll offenbar eine Beule, die auch etwas
blutete. Er war gefesselt an den Händen und ein schmutziges Tuch schlang sich
so um seinen Kopf, dass es die Augen bedeckte und der blaue Udo nichts sehen
konnte.
    Das war das Werk der beiden
Kommissare. Und Tim war für einen Moment verwirrt. Was sollte das? War diese
Härte denn nötig?
    Dann wurde ihm klar, dass hier
etwas anderes lief als eine ordnungsgemäße Polizeiaktion. Denn einer der beiden
— der Dickliche mit dem fehlenden Daumen — zog sich soeben eine blickdichte
Strumpfmaske vom Kopf, knaulte sie zusammen und wischte sich übers teigige
Gesicht und den Nacken.
    Der andere — der mit der
Grobkornhaut — rauchte eine Zigarette, stand etwas beiseite und grinste.
    „Weiter!“, befahl der
Dickliche.
    „Also, ich lag in der Mulde.
Höhlensepp war auch da. Wir hatten einen gezischt. Wir haben gepennt. Da flog
diese Tasche durch die Büsche und landete auf Höhlensepp. Hat jemand
weggeworfen, dachten wir. Ist wohl nur Abfall drin. Ich bin sofort wieder
eingeschlafen. Als ich etwas später wach wurde, hatte Höhli seine Decke
gefaltet und wollte gerade ‘nen Abflug machen. Samt Tasche. Ich fragte, was
denn drin sei. Aber er sagte, das ginge mich einen Scheiß an. Dann ist er weg,
Höhlensepp — meine ich. Ich bin wieder eingelullt. Später ist ein Kerl mit ‘ner
Taschenlampe auf mich getreten. Er suchte nach der Tasche. Ich sagte ihm,
Höhlensepp hätte sie. Und der wäre unter der Steinernen Brücke. Aber das
stimmte nicht. Höhli war hier. Hier im Schuppen. Das habe ich geahnt, denn immer
wenn er nur seine Decke mitnahm, hatte er sich hier verkrochen.“
    Der blaue Udo hustete erneut
und fuhr dann fort. „Ich habe noch ‘ne ganze Weile gewartet und bin dann
hierher geschlichen.“
    „Und Höhlensepp war hier?“
    „Er schlief. Auf diesen
Säcken.“
    „Weiter!“
    „Die Tasche stand neben ihm.“
    „Aha!“
    „Ich wollte reingucken. Aber es
war noch so dunkel. Zum Glück hatte ich Streichhölzer. Ich habe eins angezündet
und in die Tasche geguckt. Sie ist

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