Mörderspiel im Burghotel
voller... voller... Geld. Ja, Geld! Irre
viel Geld! Noch nie habe ich soviel Geld auf ‘nem Haufen gesehen.“
„Und dann?“
„Höhli ist wach geworden.“
„Von dem Licht?“
„Nee. Von meinem freudigen
Schreck. Ich habe aufgejault.“
„Und wie ging’s weiter?“
„Ich schwöre Ihnen: Er hat mich
angefallen wie ein wildes Tier. Zähnefletschend. Außer sich. Mordgierig.
Brüllend! Bereit, mich umzubringen. Vom Wahnsinn besessen. Und nur wegen dem
Geld. Er hätte mich alle gemacht.“
„Davon glaube ich kein Wort.“
Der Dickliche — später würde Tim erfahren, dass es Voss war — feixte. „Aber das
ist nicht wichtig. Wichtig ist: Du hast ihn niedergeschlagen. Und zwar
hinterrücks.“
„Hinterrücks, vorderrücks — wer
will das wissen in dem Getümmel bei Halbdunkelheit. Jedenfalls habe ich einen
Knüppel erwischt und damit hingelangt. Und da lag Höhli dann — total
weggeschlafft.“
„Und du hattest die Tasche mit
dem Geld.“
„Jjjjja.“
Nur der Dickliche fragt und
redet, dachte Tim. Grobkornhaut hüllt sich in Schweigen. Weshalb? Soll der
blaue Udo seine Stimme nicht erkennen? Woher könnte er die kennen? Von gestern
Abend vielleicht? War das der Mann mit der Taschenlampe, der nach der Tasche
gesucht hat? Könnte sein. Und dann hat er den Wenske bestimmt so angeleuchtet,
dass der nichts von ihm gesehen hat. Aber die Stimme...! Deshalb muss jetzt der
dickliche Kollege ran — als Verhörspezialist. Maskiert ist der hier
eingedrungen und hat Udo niedergeschlagen und gefesselt. Mann o Mann! Da brennt
die Hose! Diese schrägen Vögel haben was Privates vor.
„Höhlensepp wurde aber unter
der Steinernen Brücke gefunden“, sagte der Dickliche. „Jedenfalls haben wir das
gehört.“
„Stimmt.“
„Nämlich?“
„Ich dachte mir, hier im
Schuppen ist es auch für mich am schönsten.“
„Aber nicht zusammen mit ‘ner
Leiche, wie?“
„Er war nicht tot, er war nur
bewusstlos.“
„Halbtot! — haben wir gehört.“
„Ich habe nur einmal
zugeschlagen.“
„Und hast ihn zur Steinernen
Brücke gebracht.“
„Ja.“
„Getragen?“
„Das hätte ich nicht geschafft.
Ich habe ihn auf die Schubkarre gepackt, die dort hinten steht. Es war ja noch
dunkel. Kein Mensch hat mich gesehen. Und als ich Höhli dort abgelegt habe,
ging’s ihm gar nicht mal so schlecht. Er hat geatmet und hatte Puls. Und ich
dachte mir: Hier ist es am besten für ihn. Hier wird er gefunden und ärztlich
versorgt. Und verzinken wird er mich bestimmt nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil dann auch das Geld futsch
wäre. Dann hätte er später überhaupt keine Chance, es mir wieder abzunehmen
oder mit mir zu teilen. Außerdem wollte er’s ja unterschlagen, ist also auch
kein Unschuldslamm.“
Für einen Moment herrschte
Stille.
Tim war nicht mehr am
Fensterchen, sondern lauschte durch die spaltweit geöffnete Tür, wollte aber
den Überblick nicht verlieren und äugte jetzt abermals durch die verdreckte
Scheibe.
Die beiden Kommissare
verständigten sich mit Gesten. Bisher war alles in ihrem Sinne gelaufen.
Dann stellte der Dickliche die
entscheidende Frage.
„So, mein Freund und jetzt
sagst du’s uns: Wo ist die Tasche?“
„Die...Tasche?“
„Von der rede ich“, schnarrte
der Dickliche. „Von der Tasche mit dem Geld!“
„Äh... ihr wollt sie mir
wegnehmen?“
„Sie gehört uns, mein Freund!
Deshalb!“
„Könntet ihr mich nicht ein
kleines bisschen beteiligen? Mit einer Art Finderlohn.“
„Du kannst froh sein, wenn du
überlebst. Und das ist noch keineswegs sicher.“
Daran schluckte der blaue Udo.
Er bewegte sich unruhig. Soviel sah Tim noch, dann zog er den Kopf zurück. Er
hatte die Sonne jetzt hinter sich und auch der kleinste Schatten konnte
verräterisch sein.
Schatten, dachte der
TKKG-Häuptling, legt sich mir vor allem aufs Gemüt. Diese Gierlappen! Das ist
kein polizeilicher Zugriff. Das ist private Bereicherung pur. Wie in
amerikanischen Krimis, wenn sich korrupte Cops von der Unterwelt schmieren
lassen. Sowas läuft also auch hier. Die Menschen sind überall gleich — in ihrer
Unterschiedlichkeit. In jeder Herde ehrlicher weißer Lämmer gibt es auch ein
paar schwarze Schafe. Wie Biegehart und Voss. Aber nachweisen müssen wir’s
ihnen. Exakt nachweisen. Bei vorzeitigem Eingreifen könnten und würden sie sich
rausreden.
„Wenn ich euch sage“, ließ sich
der blaue Udo vernehmen, „wo die Tasche ist — was geschieht dann mit
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