Mörderspiele
Verärgerung war deutlich erkennbar. »Ich hab es bestimmt nicht nötig, mich hinter irgendjemandem zu verstecken.«
»Das war doch nur so eine Redensart. Lenk jetzt nicht vom Thema ab. Du warst bei Skinner, obwohl ich dich gebeten hatte, dich von ihm fernzuhalten.«
»Du kannst mir nichts befehlen, Eve. Ich bin schließlich nicht dein Schoßhündchen.«
»Aber ein Zivilist«, schoss sie zurück.
»In dem vorliegenden Fall liegen die Zuständigkeiten nicht bei dir, sondern bei Darcia. Hier in einer von meinen verdammten Welten basiert deine Autorität allenfalls auf höflichem Einvernehmen.«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Schnellte wutschäumend herum, steuerte durch die wandhohen Glastüren auf die Terrasse und trat ein paar Mal gegen das Geländer.
»Und? Geht es dir jetzt besser?«
»Ja. Weil ich mir vorgestellt habe, es wäre dein uneinsichtiger Dickschädel.« Sie drehte sich nicht um, sondern verschränkte die Arme auf der Balustrade und blickte über das, was Roarke eine seiner Welten nannte.
Eine extravagante, aufwändig gestylte Welt. Schlank aufragende Hoteltürme, die einladend aufblinkenden Neonschriftzüge der Casinos, riesige Theater, hell erleuchtete Restaurants. Gigantische Fontänen über künstlich angelegten Teichen und marmorgefliesten Wasserbecken, metallisch schimmernde Gleitbänder, lauschige Parks mit sattgrünen Pflanzen und einer verschwenderischen Blütenpracht.
Sie registrierte das Klicken seines Feuerzeugs, inhalierte den Duft sündhaft teuren Tabaks. Dieser Tage rauchte er relativ wenig, fiel ihr auf.
»Wenn du unbedingt ein persönliches Gespräch mit Skinner führen wolltest, hättest du nur einen Ton zu sagen brauchen. Ich hätte dich begleitet.«
»Das war mir klar.«
»Gute Güte. Männer! Du brauchst dich wirklich hinter niemandem zu verstecken. Verdammt noch mal, du bist ein aufgeweckter Typ mit einem mordsmäßigen Penis und Eiern aus Titanstahl. Okay?«
Er legte den Kopf schief. »Eine Sekunde. Ich überlege noch, ob ich dich vom Balkon stürzen soll. Hmmm.« Er nickte, nahm einen langen Zug von seiner Zigarette. »Keine schlechte Idee.«
»Ich gehe mal davon aus, dass Skinner dein Ego angekratzt hat. Eine hinlänglich bekannte Polizistenmasche. Wieso erzählst du mir nicht einfach, was passiert ist, mmh?«
»Er betonte, dass mein Vater ein Stück Scheiße gewesen sei. Und ich sei keinen Deut besser als er. Deshalb wäre es allerhöchste Zeit, dass ich die Quittung dafür bekäme. Hayes stand daneben, eine Hand in der Jackentasche am Holster seiner Waffe.«
»Hat er unterschwellig irgendwas verlauten lassen, dass er in den Mord an Weeks involviert ist?«
»Ganz im Gegenteil. Er hat mich diesbezüglich beschuldigt. War emotional aufgewühlt und platzte fast vor Zorn. Offen gestanden beschleicht mich allmählich das dumpfe Gefühl, dass er nicht mehr richtig tickt.« Roarke drückte die Zigarette aus. »Sein Gesicht lief rot an wie ein Feuermelder, und er bekam kaum noch Luft. Ich habe mir vorgenommen, mal einen Blick in seine Krankenakte zu werfen.«
»Und ich habe mir einen Besuch bei seiner Frau vorgenommen. Angelo hat sich nach einigem Hin und Her einverstanden erklärt, mich heute Nachmittag zu begleiten. Einstweilen hab ich Peabody auf Skinner angesetzt. Nur unter uns, wir fahnden nach der Uniform, und Feeney klappert die Namen ab. Dein Überwachungspersonal muss an der Manipulation der Kameras beteiligt gewesen sein. Wir eruieren, wer es war, stellen die Verbindung zu Skinner her und fühlen den Leuten auf den Zahn. Vielleicht ist die Sache geklärt, bevor ILE sich rührt.«
Sie spähte in ihre Suite. Gleichzeitig klingelte ihr Handy. »Wieder alles okay mit uns?«
»Scheint so.«
»Gut. Vielleicht ist das Chief Angelo mit einem Termin bei Belle Skinner.« Sie schob sich an Roarke vorbei zu dem Link. Statt Darcias exotisch anmutender Schönheit tauchte Feeneys zerknautschtes Hundegesicht auf dem Display auf.
»Ich habe da was für dich. Zita Vinter, Hotelsicherheit. Sie war gestern Abend zwischen 21.30 und 23 Uhr im Kontrollraum. Im Abgleich mit deiner Liste fand ich Vinter, Detective Carl Vinter, Cop in Atlanta unter Skinner. War damals an dem verdammten Himmelfahrtskommando beteiligt. Vinters Frau war hochschwanger mit ihrem zweiten Kind - ein Sohn, Marshall; Geburt zwei Monate nach Carls Tod. Zita, ihre Tochter, war damals fünf.«
»Wow! Und in welchem Sektor ist sie derzeit?«
»Sie ist heute nicht zur Arbeit gekommen. Nach Aussage
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