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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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einem Kompliment an.«
    »Zwischen Ihrer und seiner Berufsauffassung besteht ein grundlegender Unterschied. Er fühlte sich zwanghaft berufen, seine Vision unter die Leute zu bringen, gleichsam messianisch. Sie, Eve, treten für das Opfer ein. Er dagegen kämpft für seine Vision, die zunehmend eindimensional wird. Manche Leute werden Opfer ihrer eigenen Selbstverherrlichung, glauben Sie es mir.«
    »Und seit der Pensionierung hat er seinen Job aus den Augen verloren.«
    »Genau. So wie Peabody bewundern ihn auch etliche andere Gesetzeshüter. Vom psychologischen Standpunkt betrachtet, ist es gar nicht so voreilig geschlossen, dass er ständig einen zwanghaften Drang nach Vergeltung im Nacken spürt, nachdem er derart besessen von einer Fehlentscheidung ist - die überdies seine ureigene war und die den Tod ihm unterstellter Polizisten zur Folge hatte.«
    »Der Tote war nicht irgendein Unbekannter, sondern ein junger Angestellter von ihm, mit ausgezeichneten Referenzen, er hinterlässt eine Frau. Er ist der Sohn von einem der Polizisten, die in dem fraglichen Einsatzkommando den Tod fanden. Und da liegt mein Problem, Dr. Mira. Ist der Druck so groß, dass Skinner dafür eiskalt den Tod eines gut beleumundeten Menschen in Kauf nimmt?«
    »Wenn er die Tat vor sich selber rechtfertigen kann, ja. Kurz und bündig. Sie machen sich Sorgen um Roarke, nicht?«
    »Er möchte nicht, dass man sich Sorgen um ihn macht«, antwortete Eve.
    »Wahrscheinlich sorgt er sich lieber um Sie. Sein Vater misshandelte ihn, mmh?«
    »Ja. Roarke hat mir das eine oder andere erzählt. Ob nüchtern oder betrunken - der Mann war ein ausgemachter Sadist.« Eve fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, schlenderte zum Fenster zurück. Am Himmel war kaum Verkehr.
    Wie, überlegte sie, ertrugen die Bewohner auf Olympus bloß die Ruhe, die Abgeschiedenheit?
    »Er zwang Roarke zu Hehlerei und Taschendiebereien, und wenn der Junge zu wenig Beute machte, setzte es Prügel. Sein Vater war keine große Nummer im Milieu, denn sie wohnten in den Slums.«
    »Und seine Mutter?«
    »Keine Ahnung. Roarke beteuert, rein gar nichts über sie zu wissen. Scheint ihm aber nicht sonderlich nahe zu gehen.« Sie kam zurück, setzte sich Mira gegenüber. »Ist so etwas möglich? Dass es ihn kalt lässt, was sein Vater ihm angetan hat oder dass seine Mutter sang und klanglos verschwand?«
    »Sagen wir mal so, ihm ist bewusst, dass sein Vater ihn quasi auf die schiefe Bahn gebracht hat. Dass er empfänglich für Gewalt ist. Inzwischen kann er es kanalisieren, genau wie Sie. Er hatte ein Ziel - aus der Misere herauszukommen, sich Wohlstand und Einfluss zu erwerben. Das ist ihm geglückt. Dann lernte er Sie kennen. Er weiß, wo er herkommt, umso glücklicher ist er, dass er Ihre Liebe gewinnen konnte. Und, da ich sein… Profil kenne«, sagte Mira lächelnd, »vermute ich stark, dass er mit allen Mitteln versuchen wird, Sie beziehungsweise Ihre Karriere zu schützen. Sie setzen sich schließlich auch für ihn und seine Reputation ein.«
    »Ich wüsste nicht wie…«, vernahm Eve eine wohlbekannte Stimme. Wie von einer Biene gestochen sprang sie auf. In diesem Moment schob Roarke sich durch die Tür.
    »Verflixt und zugenäht. Verdammt noch mal, Roarke. Du warst bei Skinner.«

6
    » G uten Morgen, Dr. Mira.« Roarke schloss die Tür hinter sich und steuerte zu der Profilerin. Er fasste galant ihre Hand und meinte mit samtiger Stimme: »Darf ich Ihnen einen Tee bestellen?«
    »Nein.« Ihre Lippen zuckten verräterisch, da sie krampfhaft versuchte, sich ein Kichern zu verbeißen. »Danke, aber ich muss gehen. Im Anschluss an den Eröffnungsvortrag gebe ich ein Seminar.«
    »Glaub ja nicht, dass du dich hinter ihr verstecken kannst. Ich habe dich ausdrücklich gebeten, dich von Skinner fernzuhalten.«
    »Das ist heute das zweite Mal, dass mir jemand unterstellt, ich würde mich hinter einer Frau verstecken.« Obwohl er sich ganz locker gab, registrierte Eve den ver ärgerten Unterton in seiner Stimme. »Allmählich wird es stressig.«
    »Du willst wohl Stress?«, begann Eve.
    »Sie müssen ihr das nachsehen«, sagte Roarke zu Mira, die unterdessen in Richtung Tür glitt. »Eve regt sich immer fürchterlich auf, wenn ich mich über ihre guten Ratschläge hinwegsetze.«
    »Sie macht sich Sorgen wegen Ihnen«, meinte Mira.
    »Tja, das ist ihr Problem. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Seminar.« Er drückte die Tür hinter Mira zu. Schloss ab. Schnellte herum, seine

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