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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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noch einmal in die Hand, sagte: „Du hast schon recht, Clarice, Liebes. Sieht irgendwie aus, wie einer dieser Fernsehköche“, damit ließ sie es in Nick Veesens Krankenakte verschwinden.
     
    ***
     
    „Ich dachte schon, du kommst nie mehr hier an. Befürchtete schon das Schlimmste.“
    Inga Heemsteddes Stimme klang erleichtert und im nächsten Augenblick kam ihre Besitzerin hinter einer übermannshohen Kiste zum Vorschein. Harry war jetzt völlig verwirrt.
    „Was?“
    „Keine Zeit für Erklärungen, Harry. Zieh das an. Das sind ein paar Sachen, von meinem Sohn, könnten ein bisschen eng sein, aber in dem luftigen Schlafrock kannst du nicht rumrennen.“
    Sie warf einen mintgrünen Pullover, eine verwaschene braune Jogginghose, graue Turnschuhe, eine weiße Unterhose und Socken auf das Bett.
    „Nun mach schon. Wir haben keine Zeit“, drängte sie, aber Harry war völlig überfordert. „Ich erkläre es dir später. Hat Monica noch was gesagt?“
    „Wer?“
    „Die Krankenschwester, die dich hergebracht hat.
    „Äh, ach so“, machte Harry, während er aus dem Bett wankte und nach der Unterhose griff. „Um den anderen musst du dich selbst kümmern oder so etwas, und dass es das letzte Mal war, dass ...“
    „Verflixt! Dann haben wir noch weniger Zeit. Wenn ihn jemand anders erwischt, bevor wir es tun, ist alles vorbei. War schon jemand bei dir?“
    Harry zog sich den Pullover an, er spannte im Bauchbereich und die Ärmel waren ein gutes Stück zu kurz.
    „Allerdings“, sagte er und griff nach der Hose, „drei von Petr Stojics fiesesten Schlägern warten auf meinem Zimmer und …“
    „Verflixt und zum Kuckuck! Beeil dich.“ 
    Harry zwängte seinen rechten Fuß noch in den Turnschuh, da zog die kleine, alte Blumenhändlerin ihn schon aus dem Raum. 
    „Nach wem suchen wir denn eigentlich, Inga?“
    „Nach Ari Sklaaten natürlich, nach wem denn sonst?“
    Harry antwortete nicht, blieb aber abrupt stehen.
    „Mach keinen Blödsinn, wir haben dafür keine Zeit.“
    „Aber … er ist tot. Ich habe gesehen, wie er abgestürzt ist …“
    „Ja, genauso tot wie du, Harry. Also komm.“
    „Das kann nicht sein … Er hat heute Nacht versucht mich umzubringen“, wehrte sich Harry und weigerte sich einen weiteren Schritt zu machen.
    „Das wage ich, zu bezweifeln, wenn überhaupt, dann vor zwei Nächten und selbst das ist Schwachsinn. Komm jetzt!“, zischte Inga Heemstedde .
    Obwohl er nicht wollte, setzte sich Harry wieder in Bewegung. Etwas bewog seine Füße dazu, Inga zu folgen. Die alte Frau war einige Meter vorausgeeilt und Harry hatte Mühe sie einzuholen.
    „Wenn ich es dir doch sage, er hat versucht mich umzubringen, dieses kranke Schwein. Mit einem Beil. Hat die ganze Zeit wirres Zeug gefaselt, geschrien, getobt.“
    Inga schüttelte den Kopf. „Dann hat sie ihm mehr zugesetzt, als ich geahnt hatte. Das ist nicht gut.“
    „Sie?“
    Inga gab ihm keine Antwort darauf, stattdessen eilte sie ins Treppenhaus. Harry hasste es, im Unklaren zu bleiben und wäre am liebsten zurück in sein Krankenbett gestolpert.
    „Wenn ich den Kerl in die Finger bekomme, schlag ich ihn windelweich. Weißt du wenigstens, in welchem Zimmer wir ihn finden?“, fragte Harry, nachdem sie die Treppen zum nächsten Stockwerk genommen und durch eine geöffnete Glastür in einen weiten hellen Flur gerannt waren. Ihm sagte diese Sache ganz und gar nicht zu. Außerdem war sein Körper noch immer nicht völlig da. Dafür brannten seine Lungen bereits und gaben Pfeiftöne bei jedem Ein- und Ausatmen von sich.
    „Allerdings. Monica hat es mir verraten. Ich warte seit zwei Tagen darauf, euch endlich hier wegbringen zu können, aber ihr standet unter besonderer ärztlicher Beobachtung. Eine Schar Journalisten ist ganz erpicht darauf, eure Aussagen zu dem Vorfall im Möwennest zu bekommen. Die warten seit gestern im Foyer und hoffen darauf, zu euch vorgelassen zu werden. Spielt jetzt keine Rolle. Wir müssen Ari holen und dann nichts wie weg hier.“
    Ohne weitere Erklärung hielt Inga ihren schnellen Marschschritt. Erst in der Mitte eines langen Flurs in der ersten Etage verlangsamte sie die Schritte.
    „164… 166…168…“, las sie im Vorübergehen die Zimmernummern ab, für ihr Alter hatte sie noch ein verdammt gutes Sehvermögen, dachte Harry, doch dann verstummte Inga plötzlich und zuckte genau wie er zusammen.
    Das Dröhnen eines Schusses hallte durch den Gang. Ein Schrei. Dann ein weiterer Schuss.  Noch mehr Schreie.

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