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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Kopf.
    „Ich habe nicht mitgezählt, um ehrlich zu sein. Der Zweite für diesen Monat auf jeden Fall.“
    Einige Kollegen lachten, verstummten jedoch, als sie der humorlose Blick des Leiters traf.
    „Das muss aufhören!“, forderte der Seebär ernst. Daniel nickte.
    „Ich werde bald noch einmal mit ihr reden, versprochen.“
    Er zögerte und fragte dann sicherheitshalber noch: „Wir werden dem also vermutlich nicht weiter nachgehen oder?“
    Der Dienststellenleiter sah ihn eindringlich an, ehe er sich wortlos anderen Aufgaben zuwandte.
    „Das heißt also: Nein“, murmelte Daniel. „Hätte auch nichts anderes erwartet.“
     
    ***
     
    Schier endlos war Harry hin und her geschleudert worden und hatte - in dem festen Glauben an das bevorstehende Ende - die Augen dabei panisch zugekniffen. Er wollte nicht sehen, was ihm ein Ende setzte. Aber dann beruhigten sich die Bewegungen langsam. Geradezu unheimlich ruhig lag das Boot von einem auf den anderen Moment im Wasser. Statt Totenstille drang plötzlich immer mehr Möwengekreische und krachendes Getöse an Harrys Ohr. Es hatte einen unheimlichen Hall angenommen, als befände er sich in einer weiten Höhle, deren Wände ein Echo warfen.  
    Zögerlich öffnete er die Lider und richtete sich auf. Er blinzelte, rieb sich die Augen, blinzelte erneut und konnte es doch kaum fassen. Erleichtert schnaufte er durch.
    Geschafft. Ich habe es geschafft!
    Das Boot lag ruhig unter der Plattform und wurde durch die riesigen, von den Hindernissen im Wasser gezähmten Wogen auf und ab geschaukelt. Sem hing vornüber am Bug und bewegte sich nicht. Irgendetwas hatte ihn allem Anschein nach ausgeknockt. Doch als Harry sich intuitiv nach vorn beugte und dem scheinbar Bewusstlosen auf den Rücken klopfte, schreckte dieser bereits wieder hoch.
    „Weg von mir! ‘s ist alles in Ordnung. Setz dich zurück auf deinen fetten Arsch!“, schrie Sem. „Warum hast du mich nicht gewarnt? Du Drecksack! Pass auf, dass dir das nicht noch leidtun wird.“
    Harry erwiderte etwas, aber es ging in dem wahnsinnig lauten Tosen einer sich brechenden Welle unter. Er sank zurück auf die Sitzbank und ärgerte sich innerlich. Wieder hatte er keine Chance gehabt, an die Waffe heranzukommen. Noch immer waren die Machtverhältnisse im Boot dieselben. Das gefiel ihm nicht.
     
    ***
     
    Die aufgescheuchten Möwen landeten nach und nach wieder auf dem Wasser und umringten die ungewohnten Besucher. Mit misstrauischen Augen paddelten sie um das Wassergefährt herum und meckerten dabei. Viele der Vögel waren zerzaust und an etlichen Stellen zerfetzt. Die meisten wiesen Spuren eines oder mehrerer Kämpfe auf. Harry, der nach der ersten Erleichterung über sein eigenes Überleben und der Enttäuschung über das von Sem, schnell die Fassung zurückerlangte, steuerte vorsichtig zwischen den Tieren hindurch in Richtung des Anlegers.
    Sem saß mittlerweile wieder aufrecht, sagte aber nichts. Mit einer Hand betastete er immer wieder seinen Hinterkopf. Offenbar hatte er Bekanntschaft mit einer der Querstreben gemacht, leider keine intensivere .
    Als sie den Aufstieg erreicht hatten, warf Harry gekonnt das Seil über den Anlegepfosten und zog sie näher heran. Mit geschickten Fingern vertäute er das Boot, sodass es fest an dem Austrittsbrett anlag.
    „Gut gemacht, Harry. Sehr gut. So ist’s gut“, brüllte Sem, der kaum in der Lage war, das hallende Tosen zu übertönen.
    „Schnapp dir den Rucksack und dann geht’s los!“
    Harry verstand nicht. Bis zu diesem Moment hatte er geglaubt, dass Sem ihn nur brauchte, um hierher und wieder zurück zu kommen.
    Habe ich nicht schon genug getan?
    „Na, glaubst du, ich lasse dich hier allein bei dem Boot, damit du abhauen kannst? Los jetzt! Und hol vorher eine Taschenlampe raus. Ohne Licht klettert es sich nicht gut. Ach, und noch etwas: Wenn du versuchst auszutreten oder andere Dummheiten machst, dann setzt es was.“
    Sem tippte drohend auf die Pistole in seinem Gürtel.
    Etwas wackelig auf den Beinen betrat Harry Romdahl den kleinen Anleger, auf dem Rücken den Rucksack, in einer Hand die Taschenlampe. Die Finger seiner anderen Hand griffen nach den glitschigen Holmen der alten Leiter. Im Licht erkannte er, dass sie rostig war, stellte aber auch mit Verwunderung fest, dass einige Sprossen erstaunlich neu aussahen. So neu, als wären sie von Zeit zu Zeit auswechselt worden. Hinter ihm legte Sem die Rettungsweste ab und machte sich danach am Bootsmotor zu schaffen, bis er

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