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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Das gibt’s ja gar nicht. So angriffslustige Möwen habe ich noch nie erlebt.“
    In Sems Gesicht erkannte Harry das erste Mal, seit sie sich begegnet waren, einen Anflug von Unsicherheit, vielleicht sogar Angst.
    „Das wundert mich nicht. Das schien mir eine Art schwarzer Breitschnabelmöwen zu sein. Eine sehr aggressive australische Möwenart. Die eben waren allerdings wesentlich größer als ihre Artgenossen in Down Under.“
    Er unterbrach sich und überlegte. Schließlich klatschte er mit der flachen Hand gegen die eigene Stirn, als hätte er sich gerade an etwas erinnert, das dem Ganzen eine logische Erklärung gab und nicht etwa in den Bereich der Schauermärchen einer Inga Heemstedde abdriftete.
    „Ich hab dir erzählt, dass Sklaaten leidenschaftlicher Vogelzüchter war?“, fragte Harry. Dabei beobachtete er ,wie Sem im grünen Dämmerlicht den Kopf schüttelte und dabei seinen blutenden Nacken abtastete.
    „Nun, nach meinen Recherchen, hatte er hier die verschiedensten Möwenarten - in Käfigen gehalten. Der Naturschutzbund hat ihn vor dreizehn Jahren deswegen verklagt, aber er konnte nachweisen, dass er die Tiere artgerecht hielt. Sie waren eine der Attraktionen des Restaurants. Er wollte der Bedeutung der Tiere in der Geschichte der Sandbank alle Ehre machen. Ich sagte ja, es hat nicht umsonst diesen Namen.“
    Während er berichtete, kramte er erneut in dem Rucksack, bis er das Verbandszeug fand. Er öffnete es, träufelte etwas Desinfektionsmittel auf eine Tamponade und reichte das Kästchen dann an Sem weiter. Mit dem durchtränkten Verbandszeug tupfte er sich vorsichtig über die aufgeschlitzte Wange und die verletzte Nase. Das Zeug brannte wie die Hölle und so brauchte er einen Augenblick, bevor er weiterreden konnte.
    „Ich vermute, dass nach Sklaatens Verschwinden niemand mehr ein Auge auf die Tiere geworfen hat. Einige haben es in ihrem Überlebensdrang offensichtlich geschafft, aus den Käfigen auszubrechen. Nachdem sie wieder zu Kräften gekommen sind, werden sie begonnen haben, sich zu paaren, zu vermehren und sich untereinander zu kreuzen. Dabei sind dann wohl die verfluchten Federviecher  unter uns entstanden. Die sind vermutlich nicht gerade begeistert, dass wir in ihr Revier eingedrungen sind. ‘ne andere Erklärung hab ich dafür im Moment nicht.“
    Harry verstummte, um zu lauschen.
    Die Vögel schienen sich wieder beruhigt zu haben. Er hörte kein Krächzen mehr. Neben ihm ächzte Sem dafür umso mehr, als er sich den Nacken abtupfte.
    „Scheinen dich ganz schön erwischt zu haben, die Drecksteile“, bemerkte Harry ungerührt.
    „‘s geht schon“, erwiderte der muskulöse Kerl tapfer und warf wütend das Verbandszeug beiseite. „Wir haben nicht viel Zeit. Also. Wo sind wir jetzt?“
    „Wenn die Baupläne stimmen, sitzen wir gerade mitten in der Vorratskammer.“
    Sie schauten sich um.
    Es war die Vorratskammer. An den Wänden des kleinen Raumes erkannten sie mit Konserven aufgefüllte Regale, aber auch Kisten, in denen ursprünglich einmal Obst und Gemüse gelagert gewesen war. Jetzt befand sich nichts mehr darin, was noch im Entferntesten daran erinnerte. In einer der Wände war eine schwere Metalltür eingelassen, unschwer war erkennbar, dass es sich um den Zugang zum Kühlraum handelte, den man angesichts der verrotteten Lebensmittel wohl besser nicht öffnete. In der gegenüberliegenden Wand befand sich eine normale Holztür mit einem runden Glasfenster in der Mitte.
    „So, jetzt sind wir also hier. Ich bin fix und fertig. Wie soll es jetzt weiter gehen?“
    „Wir werden jeden Zentimeter nach Sklaaten und seinem kleinen Schatz absuchen, was sonst?“ Sem klang überrascht, vermutlich wegen des resignierenden Tonfalles mit dem Harry gefragt hatte.
    „Und was, wenn wir weder das eine noch das andere finden?“
    „Wir werden“, versicherte Sem, sprang mit einem Satz auf die Beine und schnappte sich eine der Konserven aus dem nächsten Regal.
    „Mal sehen. Was haben wir denn hier?“
    Er musterte die Banderole der Dose im Dämmerlicht.  
    „ Nederlandse Stamppot . Eintopf. Sehr lecker. Mindesthaltbarkeitsdatum… Mai 2015. Sieht nach einer ziemlich neuen Dose aus, findest du nicht?“
    Er hielt sie Harry hin, damit der sie besser sehen konnte.
    Verrückt , staunte Harry. Er hatte auch einige dieser Dosen in seinem Vorratsschrank stehen. Holländischer Kartoffeleintopf vom Quik-Supermarkt.
    „Wer auch immer sich hier aufhält, er war vor kurzem einkaufen.“
    Sem

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