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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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stille Ecke und klären das. Und nach ein paar Tagen ist alles durch, ganz sicher. Abgemacht?«
    Karla schluchzte still vor sich hin, raffte sich aber zu einem schwachen Nicken auf. Ist sowieso nichts mehr zu machen, dachte sie. Hauptsache, die lassen mich endlich allein.
    Und das taten sie.
    Fredo ging wieder voran. Die Lehrerin folgte ihm schweigend die Treppe hinunter, durch den langen Flur und bis zur Haustür. Fredo wollte schon öffnen, aber dann ließ er die Klinke wieder los, lauschte ins Leere und sah Helena dann fragend an. »Hören Sie?«
    Sie horchte überrascht auf. »Nein.«
    »Dieser Abend schreit nach einem Cognac.«
    Sie konnte nicht anders – sie musste einfach schmunzeln.
    »Machen Sie auch mal Pause, Sie Charmebolzen?«
    »Nur, wenn man mir die Scheibe einschlägt.«
    »Hat ja nicht lange geholfen.«
    »Ich bin eben nicht nachtragend.«
    Helena Anatol lächelte. »Nein, ich glaube, das sind Sie wirklich nicht. Sie haben weder Ihrer Nichte noch mir Vorwürfe gemacht, obwohl wir Ihnen ganz schön den Abend versaut haben. Danke.«
    »Also doch Cognac?«, erkundigte sich Fredo hoffnungsfroh. »Ich finde, den hätten wir uns beide verdient.«
    »Gerne«, willigte Helena ein. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer und nahm auf dem Sofa Platz, während Fredo geschäftig eine CD mit sanfter Pianomusik auflegte, das Licht dimmte, einen edlen Tropfen aus der gut bestückten Hausbar in nicht minder edle Schwenker einschenkte und mit beiden Gläsern zu ihr kam. Helena nahm ihm ein Glas ab, als er sich neben sie setzte, und erkundigte sich launig: »Ihre Großmutter liegt hoffentlich an der Leine?«
    »Gesche ist nur bei Vollmond gefährlich. Dann wachsen ihr Reißzähne.«
    Helena schwenkte bedächtig den Cognac im Glas und schnupperte daran. »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es war ein übler Verdacht von mir.«
    »Der Kuss war nun mal eine Tatsache. Dass ich den zugelassen habe, war mein Fehler. Sie mussten ja irgendetwas tun.«
    »Nach dem Gespräch mit Juliane und den anderen Mädchen war ich trotzdem ganz schön ratlos.«
    »Warum haben Sie sich ausgerechnet an Köhler gewandt?«
    »Habe ich nicht. Zunächst jedenfalls. Erst wollte ich mit unserem Direktor reden, aber dann hatte ich doch leise Zweifel an Karlas Geschichten. Mit meinen anderen Kollegen bin ich noch nicht sehr vertraut …«
    »Aber mit Köhler?«
    Helena zuckte die Achseln. »Wir sind uns neulich zufällig beim Essen begegnet. Man kann sich durchaus nett mit ihm unterhalten. Und er wirkt ziemlich prinzipienfest. Nachdem ich mich den ganzen Nachmittag alleine mit dem Problem herumgeschlagen hatte, was nun wohl zu tun sei, habe ich Wolfgang angerufen.«
    »Und den genialen Plan ausgeheckt, bei mir wie ein SEK einzufallen?«
    »Unsinn«, winkte Helena ab. »Ich wollte Sie zur Rede stellen. Das hätte ich auch allein getan, aber Wolfgang bestand darauf, mich zu begleiten. In Anbetracht meiner bisherigen Begegnungen mit Ihnen wusste ich das zu schätzen. Wir haben geklingelt, niemand hat geöffnet – und dann kam Wolfgang auf die glorreiche Idee, mal ums Haus zu gehen und in die Fenster zu schauen. Die Frau im Bett war im Dämmerlicht nur ansatzweise zu erkennen …«
    »Ich schon«, grinste Fredo.
    »Das sah alles ziemlich eindeutig aus. Da gab’s dann kein Halten mehr bei meinem Kollegen. Ich hab’s ja versucht, aber es ging nicht. Entschuldigen Sie bitte – ich übernehme selbstverständlich die Rechnung für die zerschlagene Scheibe.«
    »Ist ja so gut wie Sommer. Ich schlafe sowieso bei offenem Fenster.« Fredo prostete der Lehrerin zu. »Trinken Sie auch oder schnüffeln Sie nur dran?«
    Helena hob ihr Glas. »Versöhnung?«
    »Give peace a chance«, antwortete Fredo bereitwillig und stieß sein Glas sachte an ihres. Für einen Moment genossen sie schweigend den Cognac, die sanfte Musik und die Magie der späten Stunde.
    Helena brach die Stille zuerst. »So, wie ich meinen anderen Kollegen Lars Schulz … wie nannten Sie den noch?«
    »Briegel. Briegel Schulz.«
    »So, wie ich Briegel Schulz verstanden habe, sind Sie zwar in Bornstedt aufgewachsen, wohnen aber schon lange nicht mehr hier. Wo leben Sie denn sonst, Herr Fried?«
    »Eigentlich in Berlin«, erklärte Fredo ausweichend. »Die letzten Jahre jedenfalls. Eventuell orientiere ich mich demnächst neu.«
    »Und Sie schreiben wirklich fürs Fernsehen?«
    »Eventuell orientiere ich mich da demnächst auch neu.«
    »Hört sich etwas vage an.«
    »Ist mein Sternzeichen.

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