Mogelpackung: Roman
sie gerade mit Hausarbeit beschäftigt gewesen, sie trug alte Jeans und ein schlabbriges, verwaschenes Sweatshirt. Im Hintergrund erkannte Fredo einen herumliegenden Staubsauger, dessen Röhren gerade erst in dem Moment verstummt war, als er bei seiner Nachbarin geklingelt hatte.
»Ach … Sieh an, der Fredo«, begrüßte sie ihn knapp.
Er winkte mit den Wäschestücken. »Guten Morgen, Katrin. Ich wollte dir deine Sachen bringen … Und etwas erklären.«
Katrin verschränkte die Arme und lehnte sich abwartend in den Türrahmen. »Da bin ich ja gespannt.«
»Also, Karla hat Stress mit den Mädels aus ihrer Klasse. Weil die schon alle Freunde haben und mit ihren Jungsgeschichten angeben. Denen wollte sie es mal zeigen. Und deshalb hat sie mich gebeten, sie von der Schule abzuholen …«
»Und abzuknutschen?«
»Das war ein Überfall von Karla! Ich konnte gar nichts machen, hatte beide Hände voll mit so einem komischen Kunstwerk – zack, fällt sie mir um den Hals!«
»Alles nur Show, hmm?«, bemerkte Katrin skeptisch.
»Alles nur für die Mädels«, bestätigte Fredo eifrig. »Die wussten ja nicht, dass ich Karlas Onkel bin. Leider wusste das die Lehrerin, diese Frau Anatol. Die hat Karlas Knutschattacke gesehen und ihren Kollegen alarmiert – diesen Köhler. Überhaupt, woher kennst du den eigentlich?«
»Coach Köhler? Der trainiert Daniels Fußballmannschaft.«
»Beileid. Wenn der da auch so cholerisch drauf ist …«
»Lenk nicht vom Thema ab. Wie ging es gestern weiter? Die Polizei war ja wohl nicht da – das hätte ich gehört!«
»Köhler hab ich rausgeschmissen. Dann haben wir uns Karla vorgeknöpft …«
»Wir?«
»Frau Anatol und ich. Die Frau ist eine echte Nervensäge. Aber Karla hat ihr erzählt, wie’s wirklich war. Und damit war ja alles geklärt.«
Katrin löste sich vom Türrahmen, nahm Fredo Socken und BH aus der Hand und lächelte rätselhaft. »Und du konntest endlich ins Bett.«
»Genau. Katrin, es tut mir wahnsinnig leid. Aber vom Ende abgesehen, war es gestern doch wirklich ein toller Abend mit uns.«
»Wenn wir bei den Cocktails geblieben wären.«
»Vielleicht fangen wir an der Stelle noch mal an?«, schlug Fredo hoffnungsvoll vor – was bei Katrin nur ein weiteres Sphinxlächeln auslöste.
»Fredo, Fredo. Du bist ja so süß und unermüdlich. Aber ich muss dir auch etwas sagen.« Sie sah ihm tief in die Augen, rollte aufreizend mit dem Becken und schob ihr Sweatshirt nach oben – langsam, aber so stetig, dass Fredo der Atem stockte. Der Vorhang hob sich, enthüllte Katrins makellosen, sanft gerundeten Bauch und schließlich die pralle Schönheit ihres eindrucksvollen, vom Büstenhalter kaum gebändigten Busens. Dann fiel der Vorhang wieder.
»Das ist Körbchengröße Doppel-D«, zischte Katrin, jetzt unverhohlen aufgebracht, und warf Fredo den mitgebrachten schwarzen BH vor die Füße. »Der hier ist gerade mal B. Ich hoffe bloß, er gehört der Nervensäge. Und nicht Karla!«
Damit verschwand Katrin im Haus und knallte die Tür zu. Fredo starrte betreten auf das filigrane Textil zu seinen Füßen.
Dumm gelaufen.
»Fredo ist mit dir verwandt? Dein Onkel? «
So, wie Juliane Färber die Worte betonte, klang es zutiefst schockiert. Aber in den Augen des Mädchens erkannte Helena Anatol ein sensationslüsternes Funkeln, gemischt mit kalter Berechnung – als überlege sie bereits, wie sich dem Skandal der größtmögliche Unterhaltungswert abgewinnen ließe. Vielleicht schimmerte auch ein gewisser Respekt vor dem Kaliber der Intrige durch, die ihre Klassenkameradin Karla da angezettelt hatte. Die saß mit gesenktem Kopf auf ihrem Stuhl wie auf der Anklagebank.
»Bevor du dich so darüber aufregst, Juliane, solltest du darüber nachdenken, warum Karla keinen anderen Weg gesehen hat, als diese Geschichte vom coolen Lover auszuspinnen«, wandte Helena ein. Sie hatte die beiden Mädchen, wie angekündigt, zu Beginn der großen Pause abgefangen und in ein leeres Klassenzimmer gebeten, wo Helena der staunenden Juliane in kurzen Worten die Wahrheit über Karlas Beziehung zu Fredo Fried erklärt hatte.
»Wieso? Ich hab sie doch nicht dazu gezwungen!«, höhnte Juliane mit Blick auf die immer noch schweigende Karla.
»Wisst ihr, warum ich jetzt gerade dieses Gespräch mit euch führe, anstatt Pause zu machen? Obwohl mich Karla sogar darum gebeten hat, mich aus der Sache herauszuhalten?«
»Wäre wirklich besser gewesen«, murmelte Karla jetzt leise.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher