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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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auf Geschäftsreise kennengelernt. Leben jetzt keine zehn Kilometer entfernt, in Brokhusen.«
    »Oha, in dem Kaff ist ja noch weniger los als hier«, entfuhr es Fredo.
    Katrin lachte und nippte an ihrem Glas. »Kann ich nicht beurteilen, ich fahre da nie hin. Höchstens, um Daniel bei seinem Vater abzuwerfen.«
    »Wie lange bist du mit dem Jungen schon allein?«
    »Zwei Jahre. Ist nicht immer einfach.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    Sie stellte ihr Glas auf die freie Bank. »Du kannst dir vieles vorstellen, was? Ein Mann mit Phantasie. War schon immer deine Stärke.« Spielerisch strich Katrins Hand durch Fredos Frisur. »Und wie nett du mit Daniel gespielt hast … Er hat noch tagelang von dir geschwärmt.«
    Das ging in die falsche Richtung, fand Fredo. Schließlich wollte er nicht mit Knödel in die Kissen. Er stellte ebenfalls sein Glas ab.
    »Wenn hier jemand geschwärmt hat, dann ich früher von dir.«
    Sie blinzelte neckisch. »Bloß früher?«
    »Kaum sehe ich dich wieder, springe ich vor Freude nackt durch den Garten. Das ist wohl kaum zu überbieten!«
    Katrin lachte herzlich. »Höchstens zu wiederholen!«
    »Wenn du mitmachst …«
    »Damit wäre ich überfordert«, wehrte sie ab, immer noch lachend.
    »Bornstedt vermutlich auch«, zuckte Fredo die Achseln.
    »Was im Haus passiert, sieht Bornstedt nicht.« Ihr Lachen wich einem forschenden Blick aus blauen Augen. Fredo wurde augenblicklich die Kehle trocken.
    »Dann sollten wir besser reingehen«, brachte er gerade noch hervor – schon fielen sie übereinander her, als hätte jemand den Startschuss zur Akkordknutsch-WM abgefeuert. Erst als die Schaukel in wilde Schwingungen geriet und die Caipirinhagläser über die Terrasse rollten, ließen sie atemlos voneinander ab.
    »Komm mit.«
    Katrin nahm Fredo bei der Hand und führte ihn ins Haus. Ihr Schlafzimmer lag im Obergeschoss, doch auf der Treppe kamen ihr plötzlich Bedenken. Sie schlang die Arme um Fredo und fragte: »Es ist immer noch mein altes Eheschlafzimmer … Das nervt. Können wir zu dir?«
    »Sicher. Ich hab sogar ein eigenes Bad. Und ein Doppelbett.«
    »Dann los.« Sie wirkte erleichtert.
    Im Hause Fried lag das Erdgeschoss verwaist im Halbdunkel. Patriks Fahrrad stand nicht mehr vor der Tür. Aus den oberen Etagen drang nur ein dezenter Mix aus TV-Gedudel und Rammstein – sowohl Gesche als auch Tim hatten die Lautstärke ausnahmsweise moderat heruntergeregelt. Von Karla hörte man, wie üblich, nichts. Fredo und Katrin schafften es mit nur zwei Knutschpausen durch den Flur bis in die Gäste-Suite. Den Weg von der Tür bis zum Bett pflasterten sie mit den Klamotten, die sie sich gegenseitig vom Leib zerrten. Katrin sah nackt genauso knusprig aus, wie er sie sich schon dereinst in seinen verwegensten Konfirmandenunterrichtsphantasien ausgemalt hatte, stellte Fredo vorfreudig fest. Doch kaum lagen sie unter der Decke, trat Katrin auf die Bremse.
    »Verhütest du gar nicht?«
    »Ähm …« Kalt erwischt.
    »Ich habe die Pille schon vor der Scheidung abgesetzt. Und seitdem …« Sie lupfte die Decke und quietschte vor Wonne.
    »Hast du denn gar nichts hier? Kein Kondom weit und …«, sie riskierte noch einen Tieftaucherblick unter die Decke und tauchte grinsend wieder auf: »… breit?«
    Kein Kondom, dachte Fredo verzweifelt, weder weit noch breit – und dann hörte er im Geiste plötzlich Tims Stimme sagen: Bei Papa im Nachttisch liegen immer welche, ich brauchte bloß eins zu nehmen.
    »Bin gleich wieder da!«, verkündete er, sprang aus dem Bett und rannte hinüber in das Schlafzimmer seines Bruders. Nachttisch. Schublade. Kondome, eine fast volle Packung. Markus, der Gott der Familienplanung. Halleluja. Nacktflitzersprint zurück ins Gästezimmer. Vor dem Bett präsentierte er der erwartungsvoll aufblickenden Katrin seine Beute mit einem Triumphtusch.
    »Tätäää!«
    Katrin quietschte vor Begeisterung. »Soll ich dir beim Überziehen helfen?«
    Fredo fischte bereits ein Präservativ aus der Packung und streifte die Verpackungsfolie ab. »Mach ich selbst. Geht schneller.«
    Was sich als Trugschluss erwies. Fredo pfriemelte umständlich an sich und dem widerspenstigen Gummi herum und hatte dabei das fatale Gefühl, als versuche er, einen Medizinball im Minigolfcourt einzulochen.
    »Ich mach mal Licht.« Katrin langte nach der Nachttischlampe und knipste sie an.
    In diesem Moment zerplatzte die Scheibe der Terrassentür und regnete in tausend klirrenden Splittern auf den

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