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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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verdaddeln, das hatte ich ja schon öfter. Aber schreiben, also das ist echt abgefahren!«
    »Es war cool. Ich hätte gar nicht aufhören können. Ich musste einfach.«
    »Du bist ein geborener Dichter«, behauptete Patrik. »Ein Enthüllungsjournalist. Ein Mann der Feder. Ein Wortbombenleger! Wie viel ist es denn geworden?«
    Tim klopfte auf seine Schultasche. »Fast achtzehn Seiten. Ohne Titelseite.«
    »Extrablatt!«, brüllte Patrik begeistert. »Die ungeschminkte Wahrheit über John Maynard! Extrablatt!«
    Die umstehenden Schüler blickten irritiert in ihre Richtung, ein paar zeigten Patrik unmissverständlich einen Vogel, bevor sie sich wieder ihren eigenen Gesprächen zuwandten. Patrik ignorierte das geflissentlich. Jahrelange Übung.
    »Ich bin stolz auf dich, Alter. Und, wie hast du es aufgezogen?«
    »Erst mal die wahren Hintergründe genannt. Alles, was ich dir auch schon erzählt habe. Und dann die Schlüsse daraus gezogen: Diese Ballade ist bloße Agitation, um die Jugend dazu zu erziehen, sich zu opfern, wenn man ein Opfer braucht.«
    »Großartig«, freute sich Patrik. »Gib’s ihnen, Tiger!«
    »Und dass das Ding nach über hundert Jahren immer noch in unseren Schulbüchern steht«, redete Tim sich jetzt warm, »und zwar, ohne dass uns verraten wird, dass es sich um eine zusammengelogene Geschichte handelt – was beweist, dass auch die Lehrer uns nur als Opfer betrachten! Jede junge Generation darf man offenbar immer wieder aufs Neue opfern! Da spannt sich ein blutiger Bogen über die Weltkriege bis zum Hindukusch, und dieser Bogen streicht durch unsere Schulbücher – und niemand sagt uns das!«
    Patrik applaudierte stumm, weil jetzt die Schulglocke jedes gesprochene Wort übertönte. Dann wandte er sich mit großer Geste an die Allgemeinheit und brüllte: »Tim Fried hat die Bombe!«, um sich danach im Normalton zu verabschieden. »Wir sehen uns in der Pause, Alter.«
    Tim sah dem zur Treppe entschwindenden Freund grinsend nach. So bemerkte er Köhler erst, als der Lehrer vor ihm stand und ihn streng musterte. »Was ist das für ein Gerede über Bomben, Tim?«
    Auf Köhlers autoritäres Gehabe hatte Tim nun gerade überhaupt keine Lust. Außerdem wollte er zum Deutschunterricht, Bio stand heute nicht auf dem Programm. Also schrie er bloß laut: »BOOOOOM!« – und ließ Köhler stehen, der dem davoneilenden Jungen ebenso empört wie misstrauisch nachäugte.
    Ein paar Meter von ihm entfernt kreuzte die blonde Juliane Karlas Weg und zischte: »War das nicht eben dein Bruder, Karla Frigid? Bei euch ist die Peinlichkeit anscheinend erblich!«
    Karla fand Timmie auch peinlich, und zwar permanent, aber sie hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das vor der Mitschülerin zuzugeben. Noch lieber hätte sie natürlich Juliane die Zunge abgebissen. Aber vermutlich führte dieses lästermäulige Miststück ihre Gemeinheiten dann als Pantomime vor. Nicht drauf einlassen, beschwor sich Karla. Versuche es mit der Methode Fredo, dann geht dir alles am Arsch vorbei.
    Diese Taktik zog sie durch, den ganzen langen Schultag lang. Setzte sich in jeder Stunde gleich an einen Einzeltisch, versuchte in den Pausen gar nicht erst, Gespräche anzubahnen. Versteckte sich nicht, blieb aber für sich. Meldete sich im Unterricht nur mit harmlosen Äußerungen, die niemanden provozierten. Trotzdem musste Karla noch ein paar Gemeinheiten einstecken, die sie aber konsequent ignorierte. Tatsächlich schien die Fredo-Taktik aufzugehen: Ganz so schlimm wie gestern läuft es heute schon nicht mehr, fand Karla. Mein Fell ist dicker, und für die anderen wird es wohl langsam langweilig.
    Als sie nach der letzten Unterrichtsstunde das Schulgebäude verließ, fühlte sie sich fast ein bisschen euphorisch. Vielleicht würde doch alles gut werden. Beim Fahrradständer angekommen, verflog dieses Hochgefühl jedoch schlagartig: Beide neuen Ventile, die sie gestern extra noch gekauft und eingesetzt hatte, waren herausgeschraubt und entwendet. Doppelplatten.
    »Brauchst du Hilfe?«
    Nein, kein Fredo. Der Märchenprinz persönlich. Marcel. Karla benötigte ein paar Sekunden, bis sie sich bewusst machte, dass sie mit herabhängendem Unterkiefer sicher noch unvorteilhafter aussah als ohnehin.
    »Ich nicht. Das Fahrrad.« Oh Gott, du dummes Huhn, lass ein Mal – EIN MAL! – die verdammte Besserwisserei …
    Marcel lachte, warm und herzlich. Ein Wunder. »Ich hab gerade keine Ventile dabei! Aber mein Auto …«
    »In dein Cabrio

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