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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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passt mein Fahrrad nicht rein.« Scheiß auf Logik, dumme Gans, schalt sich Karla.
    »Aber du passt hinein, Karla.«
    ER KENNT MEINEN NAMEN! »Du kennst meinen Namen?«
    Marcel lächelte und ließ sein makelloses Gebiss blitzen. »Na klar. Das hübscheste Mädchen der Mittelstufe!«
    »Steht jemand hinter mir?«, entfuhr es Karla. Diesmal lachten sie beide zur gleichen Zeit, und das fand Karla einfach umwerfend. »Im Ernst: Du würdest mich wirklich nach Hause bringen?«
    »Bis vor die Tür«, versprach Marcel, »wenn du mir sagst, wo du wohnst.«
    »Das weißt du also nicht? Dann bin ich wohl doch nicht so hübsch.«
    »Ich soll es wohl noch mal sagen?«
    »Ja, bitte!«
    »Du bist das hübscheste Mädchen der Mittelstufe!«
    »Überredet. Wo steht dein Wagen?«
    Gemeinsam gingen sie hinüber zum Parkplatz. Plaudernd und kichernd wie alte Freunde, nein, besser: wie ein gut eingespieltes Liebespaar. Es ist alles federleicht, dachte Karla. Marcel öffnete ihr formvollendet die Tür, sie stieg ein, und dann schwebten sie in dem schnittigen Peugeot-Cabrio vom Schulgelände. Karla wäre nicht weiter verwundert gewesen, wenn der Wagen die Bodenhaftung verloren und den direkten Weg auf Wolke sieben eingeschlagen hätte.
    Nur Sekunden später, so erschien es ihr wenigstens, stoppte Marcel den Wagen vor ihrer Einfahrt. Karla nestelte an ihrer Umhängetasche herum, um den Moment des Aussteigens noch ein wenig hinauszuzögern.
    »Das war … wirklich irre nett von dir, Marcel!«
    Er winkte generös ab und erkundigte sich besorgt: »Wie kommst du morgen eigentlich zur Schule?«
    Daran hatte Karla noch gar nicht gedacht. »Zu Fuß, schätze ich …«
    »Abholen? Zwanzig vor acht? Hier?«
    Allein sein Blick hätte Karla zum Schmelzen gebracht. Zusammen mit dem Vorschlag, sie morgen wieder mitzunehmen, haute es sie um.
    »Gern. Danke!« Sie beugte sich spontan zu Marcel hinüber, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und sprang aus dem Wagen. »Bis morgen!«
    Marcel winkte lässig zum Abschied, dann startete das Cabrio mit jaulenden Reifen durch und fuhr davon. Karla sah ihm nach, bis es hinter der nächsten Ecke verschwand. Beschwingt schritt sie die Einfahrt hinauf bis zur offenen Haustür, in der Fredo – gewickelt in eine zu enge Kochschürze aus Gesches Beständen und mit einem Geschirrhandtuch über der Schulter – sie bereits neugierig erwartete.
    »Wer war denn das?«
    Im Vorbeigehen drückte Karla ihrem Onkel den Zeigefinger auf die Nase. »Der Prinz aus der Telenovela! Onkel Fredo, das Leben ist schön.«
    »Man merkt es bloß nicht immer«, brummte Fredo.

    Es gab Pasta Spinaci mit Aioli, flankiert von bunten Antipasti. Die gebratenen Auberginenstreifen hatte Fredo selbst zubereitet, ein paar andere Dinge tischfertig abgepackt im Exotenregal des Bornstedter Supermarkts entdeckt und erworben. In seinen früheren Studenten-Wohngemeinschaften hätte man ihn für die kulinarische Gesamtkreation gebührend gefeiert. Am Küchentisch der Familie Fried herrschte Skepsis vor.
    Gesche ignorierte die Antipasti und füllte sich eine winzige Portion grüner Spinatnudeln auf. Anstatt zu essen, zerschnitt sie ein paar davon probeweise und inspizierte sie akribisch von allen Seiten. Dann erkundigte sie sich vorsichtig: »Das Grüne – ist das nicht schimmelig?«
    Tim probierte anstandshalber ein paar eingelegte Pilze und eine Winzigkeit Aioli. Dann schaufelte er sich eine Riesenladung Pasta auf seinen Teller, stand auf, holte sich kommentarlos eine Ketchupflasche aus dem Kühlschrank – und überzog den Nudelberg mit roter Würzsoße, bis die Plastikflasche unter furzähnlichen Jammergeräuschen nur noch Reste ausspuckte.
    »Du bist widerlich«, fauchte ihn seine Schwester dafür an. »Da vergeht einem echt der Appetit!«
    »Du isst ja anscheinend sowieso nichts«, bemerkte Fredo mit einem Blick auf Karlas leeren Teller.
    »Da ist überall Knoblauch dran! Ich werde morgen früh abgeholt«, verteidigte sie sich.
    »Der Typ fährt doch Cabrio. Bis der das riecht, seid ihr schon an der Schule.«
    Tim setzte die Ketchupflasche ab und horchte auf. »Mit dem Cabrio zur Schule? Etwa mit Marcel, dem König der Lackaffen?«
    »Für einen Affen wie dich gibt es überhaupt keinen Lack!«, giftete Karla.
    »Ich bin eben ich, das reicht ja wohl!«, keilte Tim zurück.
    »Genau. Deshalb mag dich auch keiner!«
    Im letzten Augenblick nahm Fredo seinem Neffen die Ketchupflasche aus der Hand, die Tim gerade auf Karla abfeuern wollte. »Ruhe im

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