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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nickte. »Er hatte eine Akte, die hieß >Operation Rotes Fiasko<. Ich habe nie gesehen, was drin war, aber ich weiß, daß er sie in der Nacht verbrannte, als die Strauße explodierten. Die haben ihn wahnsinnig aufgeregt, Sir, diese Strauße. Er war ein völlig anderer Mensch, als einer auf der Straße da draußen in die Luft ging.«
    »Ja, naja, das hilft uns nicht sehr viel weiter«, sagte der Kommandant, als er mit seiner gemischten Grillplatte fertig war und sich den Mund abwischte. »Wissen Sie«, fuhr er fort und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, »etwas frage ich mich schon lange, und das ist, warum die Kommunisten mein Haus mit Abhörmikrofonen verwanzt haben. Verkramp hatte offenbar den Eindruck, sie versuchten, irgendwas über mich zu erfahren. Hörte sich nicht sehr plausibel an. Ich tu doch gar nichts.«
    »Nein, Sir«, sagte der Sergeant. Er sah sich ziemlich nervös im Raum um. »Meinen Sie, Luitenant Verkramp wird jemals wieder gesund, Sir?«
    Kommandant van Heerden hatte, was das betraf, keine Zweifel.
    »Nichtmal die Chance einer Zelluloidratte in der Hölle«, sagte er aufgeräumt. Sergeant Breitenbach wirkte erleichtert.
    »In dem Fall, meine ich, sollten Sie wissen, daß nicht die Kommunisten die Mikrofone dort angebracht haben, Sir.« Er machte eine Pause, um den Schlüssen aus dieser Bemerkung Gelegenheit zu geben, sich zu setzen.
    »Sie meinen…«, sagte der Kommandant und nahm eine beängstigende Farbe an.
    »Verkramp, Sir«, sagte eilig der Sergeant.
    »Sie meinen, der Scheißkerl hat mein Haus verwanzt?« schrie der Kommandant. Sergeant Breitenbach nickte stumm und wartete, bis der Ausbruch des Kommandanten von allein aufhörte.
    »Er sagte, er hätte von BOSS den Befehl dazu, Sir«, sagte er, als der Kommandant sich etwas beruhigt hatte.
    »BOSS?« fragte der Kommandant. »Befehl von BOSS?« Ein neuer Schreckenston war in seiner Stimme.
    »Genau das hat er gesagt, Sir. Ich glaube aber, er hatte keinen«, sagte Sergeant Breitenbach zu ihm.
    »Ich verstehe«, sagte der Kommandant und versuchte, darüber nachzudenken, warum das Bureau of State Security an seinem Privatleben so interessiert sein sollte. Der Gedanke war nicht gerade beruhigend. Leute, die für BOSS interessant waren, fielen öfter mal aus Fenstern im zehnten Stock des Sicherheitshauptquartiers in Johannesburg.
    »Ich glaube, das gehörte alles zu seinem Wahnsinn, Sir«, fuhr der Sergeant fort, »zu seiner Keuschheitskampagne.«
    Der Kommandant sah ihn matt an.
    »Du lieber Gott«, sagte er. »Wollen Sie damit sagen, daß Verkramps ganzes Gerede von kommunistischen Agenten nichts weiter als ein Vorwand war herauszufinden, ob ich ein Liebesverhältnis hätte?«
    »Ja, Sir«, sagte Sergeant Breitenbach, der verzweifelt entschlossen war, nicht zu sagen, mit wem der Kommandant ein Liebesverhältnis zu haben im Verdacht gestanden hatte.
    »Tja, da kann ich nur sagen, Verkramp kann von Glück reden, daß er in einer Irrenanstalt ist. Wenn er’s nicht wäre, ließe ich den Kerl degradieren.«
    »Ja, Sir«, sagte der Sergeant. »Keine Detonationen heute abend.« Er war ängstlich darauf bedacht, das Gesprächsthema vom Privatleben des Kommandanten wegzulenken. Kommandant van Heerden sah aus seinen scheibenlosen Fenstern und seufzte.
    »Keine gestern abend. Keine vorgestern abend. Keine, seitdem Verkramp in der Klapsmühle ist. Komisch, nicht?« sagte er.
    »Sehr komisch, Sir.«
    »Alle Anschläge fallen mit Verkramps Zeit als Leiter der Polizeidienststelle zusammen«, fuhr der Kommandant fort. »Der ganze Sprengstoff kam aus dem Polizeiarsenal. Wirklich sehr komisch.«
    »Denken Sie, was ich denke?« fragte der Sergeant.
    Kommandant van Heerden sah ihn aufmerksam an.
    »Ich denke nicht nach über das, was ich denke, und ich möchte Ihnen raten, dasselbe zu tun«, sagte er. »Es verträgt kein Nachdenken.« Er versank in Schweigen und sann über die erschreckende Aussicht nach, die ihm Sergeant Breitenbachs Mitteilung eröffnet hatte. Wenn keine kommunistischen Agenten in die Verwanzung seines Hauses mit Abhörmikrofonen verwickelt waren… Er ließ es bleiben, diesen Gedankengang weiter zu verfolgen. Und welches Interesse hatte BOSS an der Geschichte? Wiederum erschien ihm die Überlegung als sehr gefährlich.
    »Tja, ich weiß nur eines: daß wir mit den Saboteuren vor Gericht aufwarten und sie ihrer Verbrechen überführen müssen, sonst ist mein Job hier nicht mehr sicher. Es wird einen öffentlichen Aufschrei über diese Dinge

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