Mohrenwäsche
bislang fruchtlosen Bemühungen zu unterstützen, Leben und Eigentum vor den Terroristen zu schützen, und der Kommandant hatte mehrere Briefe von Anwälten erhalten, in denen erklärt wurde, daß ihre Klienten, nämlich der Bürgermeister und fünfunddreißig weitere prominente Bürger, widerrechtlich festgenommen und gefoltert worden seien. Um allem die Krone aufzusetzen, hatte er einen Telefonanruf vom Polizeikommissar von Zululand erhalten, der die sofortige Verhaftung der für die Sabotageakte verantwortlichen Leute verlangte.
»Ich mache Sie persönlich für alles haftbar, van Heerden«, schrie der Kommissar, der schon jahrelang nach einem Vorwand gesucht hatte, den Kommandanten abzusetzen. »Verstanden? Persönlich haftbar für alles, was vorgefallen ist. Entweder es passiert was oder ich verlange Ihren Abschied. Verstanden?«
Der Kommandant verstand und legte den Hörer mit einem Blick einer sehr großen Ratte in einer sehr engen Ecke wieder auf.
In der nächsten halben Stunde wurden die Folgen der Drohung des Kommissars langsam spürbar.
»Ist mir völlig Wurscht, um wen sich’s handelt«, brüllte der Kommandant Sergeant Breitenbach an, »ich will, daß jede Gruppe von elf Leuten auf der Stelle verhaftet wird.«
»Was, auch der Bürgermeister und die Stadträte?« fragte der Sergeant.
»Nein«, kreischte der Kommandant. »Nicht der Bürgermeister und die Stadträte, aber jede andere verdächtige Gruppe.«
Wie üblich hatte Sergeant Breitenbach was einzuwenden.
»Ich meine, das würde das Unglück herausfordern, Sir«, erklärte er.
»Unglück?« schrie der Kommandant. »Ja, was meinen Sie denn, wo wir bereits drinstecken? Schließlich ist es mein Hals, der auf dem Block liegt, und wenn Sie denken, ich gebe dem Scheiß Kommissar die Gelegenheit, ihn mir durchzuhacken, dann haben Sie falsch gedacht.«
»Es ist BOSS, woran ich denke, Sir«, sagte der Sergeant.
»BOSS?«
»Luitenant Verkramps Agenten waren wahrscheinlich Leute vom Bureau of State Security in Pretoria, Sir. Wenn wir sie verhaften, wäre BOSS wohl nicht sehr glücklich darüber.«
Der Kommandant sah ihn entsetzt an.
»Also, was zum Teufel soll ich Ihrer Meinung nach tun?« fragte er immer hysterischer. »Der Kommissar sagt, ich soll die Männer verhaften, die die Bombenanschläge ausführten. Sie sagen, ich brächte BOSS in Harnisch, wenn ich’s täte. Was zum Kuckuck soll ich denn machen?«
Sergeant Breitenbach fiel dazu nichts ein. Schließlich widerrief der Kommandant seinen Befehl, alle Gruppen von elf Leuten zu verhaften, und nachdem er den Sergeant weggeschickt hatte, saß er an seinem Schreibtisch mit einem Problem vor sich, das unlösbar schien.
Zehn Minuten später war er bei einer Lösung angelangt und wollte eben Els zu den Zellen hinunterschicken, um elf schwarze Gefangene aussuchen zu lassen, die sich in einem gestohlenen Auto voller Polizeisprengstoff selber in die Luft jagen sollten – als Beweis dafür, daß die Südafrikanische Polizei im allgemeinen und Kommandant van Heerden im besonderen schnell und erfolgreich gegen kommunistische Saboteure zu handeln verstünden, als ihm bewußt wurde, daß der Plan einen Fehler hatte. Die Männer, die beim Straußefüttern gesehen worden waren, waren alle weiß. Mit einem Fluch wandte sich der Kommandant wieder dem Problem zu.
»Verkramp muß wahnsinnig sein«, murmelte er zum zigsten Male und dachte eben über das Wesen des Verkrampschen Wahnsinns nach, als ihm eine brillante Lösung einfiel.
Er griff zum Telefon, rief Dr. von Blimenstein an und verabredete sich mit ihr nach dem Mittagessen.
»Bitte, was wollen Sie von mir?« fragte Frau Dr. von Blimenstein, als ihr der Kommandant seinen Vorschlag unterbreitet hatte. Sie machte eine Bewegung, um das Tonbandgerät anzuschalten, aber der Kommandant griff danach und zog das Kabel aus der Steckdose.
»Sie scheinen immer noch nicht begriffen zu haben«, sagte der Kommandant grimmig entschlossen, die Doktorin zur Vernunft zu bringen. »Entweder Sie arbeiten mit mir zusammen oder ich lasse Verkramp hier rausholen und bringe ihn wegen vorsätzlicher Zerstörung öffentlichen Eigentums und Sabotage vor Gericht.«
»Aber Sie können doch unmöglich von mir erwarten, daß ich…«, sagte die Ärztin und ging langsam auf die Tür zu. Mit einer plötzlichen schnellen Bewegung riß sie sie auf – und sah sich Auge in Auge Wachtmeister Els gegenüber. Sie machte die Tür schleunigst wieder zu und kam ins Zimmer zurück.
»Das
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