Mohrenwäsche
Kommandant.
»Nicht jeder hat die große Ehre… «
»Sie hinter Schloß und Riegel gesteckt zu haben.«
»Der Allgemeinheit nach besten Kräften zu dienen… «
»Wird nicht wieder vorkommen.«
»Ich freue mich… «
»Ach, leck mich am Arsch«, sagte der Kommandant, der den Faden verloren hatte. Nachdem schließlich dem Bürgermeister drei Wärter dabei geholfen hatten, eine Erklärung zu unterschreiben, die er nicht mal sehen, geschweige denn lesen konnte, und die besagte, daß er sich über die Art seiner Behandlung nicht beklagen könne und der Polizei für ihren Schutz danke, wurde er zu einem Krankenwagen hinausgetragen, wo man ihm mitteilte, er dürfe nach Hause fahren.
Einige der anderen Häftlinge waren Vernunftsgründen weniger zugänglich, und einer oder zwei hatten den Wahn, der Kommandant sei lediglich ein neuer und noch gemeinerer Fragesteller.
»Ich weiß, was Sie von mir wissen wollen«, versicherte der Direktor der Barclays Bank, als e den Kommandanten sah. »Also gut, ich gebe es zu. Ich bin Mitglied der Anglikanischen Kirche und Kommunist.«
Der Kommandant sah den Direktor einigermaßen perplex an. Das Gesicht des Direktors war furchtbar zerschlagen, und seine Fußknöchel waren von dem langen Stehen entsetzlich angeschwollen.
»Sind Sie das wirklich?« fragte der Kommandant zweifelnd.
»Nein«, sagte der Direktor, durch den skeptischen Ton ermutigt. »Das bin ich nicht. Ich gehe kaum zur Kirche. Nur, wenn meine Frau darauf besteht, und die ist Baptistin.«
»Verstehe«, sagte der Kommandant. »Aber Sie sind Kommunist.«
»Oh mein Gott«, jammerte der Bankdirektor, »wäre ich Bankdirektor, wenn ich Kommunist wäre?«
Der Kommandant schob das Formular, das die Polizei entlastete, über den Schreibtisch. »Mich interessiert es einen Dreck, was Sie sind, solange Sie mir dieses Formular unterschreiben«, sagte er gereizt. »Wenn Sie sich weigern, bringe ich Sie wegen Sabotage vor Gericht.«
»Sabotage?« krächzte der Direktor entsetzt. »Aber ich habe keine Sabotage begangen.«
»Nach Ihrem eigenen Eingeständnis haben Sie in den Hluwe-Stausee gepinkelt, und das stellt nach der Allgemeinen Gesetzreform von 1962 Sabotage dar.«
»Das Pinkeln in einen Stausee?«
»Die Verunreinigung des öffentlichen Wasserversorgungssystems. Darauf steht Todesstrafe.« Der Bankdirektor unterschrieb das Formular und wurde hinausgeführt.
Bis sich der Kommandant zu seiner Zufriedenheit mit allen Häftlingen beschäftigt hatte, war es spät am Abend, und noch immer stand er vor dem unlösbaren Problem der Welle von Bombenanschlägen. Gewiß, es hatte keine Explosionen mehr gegeben, seitdem die Strauße sich selber und so viele öffentliche Bauwerke in die Luft gesprengt hatten, aber das Vertrauen der Öffentlichkeit wäre erst dann wieder hergestellt, wenn man die Saboteure verhaftet hätte. Der Kommandant verließ das Gefängnis und sagte Els, er solle ihn zur Polizeidienststelle zurückfahren.
Als er die Treppe hinaufstieg und am Schreibtisch des Diensthabenden vorbeiging, wo ein Wachtmeister mit einem Mann herumturtelte, der nur hatte melden wollen, daß man ihm den Wagen gestohlen hatte, wurde dem Kommandanten die Größe der vor ihm liegenden Aufgabe klar. Mit einer völlig demoralisierten Polizeitruppe hatte er die Stadt gegen Saboteure zu verteidigen, die so gut ausgerüstet waren, daß sie sogar Polizeisprengstoff für ihre Bombenanschläge benutzten, und die, von dem einen Toten in der Toilette des Majestic Cinema abgesehen, absolut unidentifizierbar blieben. Das war eine Aufgabe, die einen unbedeutenderen Mann überfordert hätte, und Kommandant van Heerden hatte keine Illusionen. Er war ein unbedeutenderer Mann.
Er ließ sich eine gemischte Grillplatte aus einem griechischen Restaurant kommen und schickte nach Sergeant Breitenbach.
»Wissen Sie irgendwas von diesen Geheimagenten«, sagte er, »von denen Verkramp immer gesprochen hat?«
»Ich denke doch, Sie werden den Kontakt zu ihnen wiederherstellen«, sagte der Sergeant.
»Das ist nicht der einzige Kontakt, den er verloren hat, das kann ich Ihnen sagen«, sagte der Kommandant mit Gefühl. Verkramps gräßliche Possen hatte er noch frisch im Gedächtnis. »Weiß sonst jemand, wer sie sind?«
»Nein, Sir.«
»Es muß doch Akten geben«, sagte der Kommandant.
»Verbrannt, Sir.«
»Verbrannt? Wer hat sie denn verbrannt?«
»Verkramp, als er verrückt wurde, Sir.«
»Was denn, den ganzen verdammten Krempel?«
Sergeant Breitenbach
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