Mohrenwäsche
schon verdammt genug Scherereien am Hut hätte«, knurrte der Kommandant, indem sein Selbsterhaltungstrieb das bißchen Haltung beiseite wischte, das er bisher in ihrer Gegenwart bewahrt hatte. Mrs. Heathcote-Kilkoon paßte ihre Ausdrucksweise seiner Stimmung an.
»Hat Dudu seine Mammy denn nicht mehr lieb?« gurrte sie.
In einem seltenen Anfall von Taktgefühl lenkte der Kommandant ein.
»Natürlich hat er das«, schnappte er zurück, wobei er vor der Bedrohung, die ihm das »Du du!« zu verheißen schien, Zuflucht in die dritte Person nahm. Er wollte gerade sagen, er hätte schon genug auf seinen Scheiß Schultern, auch ohne eifersüchtige Ehemänner, da klopfte es an der Tür, und Sergeant Breitenbach kam herein.
»Dringendes Telegramm für Verkramp, Sir«, sagte er. »Von BOSS. Ich dachte, Sie würden es gern sehen wollen.« Kommandant riß ihm die Botschaft aus den Händen und sah sie sich an.
»UMGEH AUFKLÄR SUBV SAB ANSCHLAG PIEMBURG STOP DRING FEST VERN LIBKOMMS STOP PUNKT EINSATZ VORN STOP SAB SUB TRUPP BOSS TRIFFT KURZ«, las er und starrte den Sergeant verständnislos an. »Was zum Kuckuck soll das denn heißen?« fragte er.
Sergeant Breitenbach blickte bedeutungsvoll zu Mrs. Heathcote-Kilkoon hinüber.
»Stören Sie sich nicht an ihr«, schrie der Kommandant, »sagen Sie mir was da drin steht.«
Sergeant Breitenbach sah sich das Telegramm an.
»Umgehende Aufklärung der subversiven Sabotageanschläge in Piemburg stop Dringende Festnahme und Vernehmung von Liberalen und Kommunisten stop Punktuelle Einsätze sind vorzunehmen stop Sabotage-Subversions-Truppe von BOSS trifft in Kürze ein.«
»Oh, du mein Gott«, stöhnte der Kommandant, für den sich die Nachricht, daß ein Inspektionstrupp von BOSS unterwegs nach Piemburg sei, wie das letzte Totengeläut anhörte. »Was machen wir denn jetzt?«
Mrs. Heathcote-Kilkoon saß in ihrem Sessel, hörte zu und fühlte sich ein bißchen wie im Zentrum des Geschehens, wo Entscheidungen von weitreichender Bedeutung getroffen wurden und echte Männer echte Entschlüsse zu echten Ereignissen faßten. Es war eine seltsam erhebende Erfahrung. Die Kluft zwischen Traum und Wirklichkeit, die die jahrelange, quer durch den schwarzen Erdteil fortgesetzte Lektüre von Dornford Yates und der Zwang, dem Berry des Colonel die Daphne vorspielen zu müssen, in ihrem Geist geschaffen hatten, schloß sich mit einemmal. Das hier war es, ganz gleich, was, und Mrs. Heathcote-Kilkoon, die so lange davon ausgeschlossen gewesen war, wünschte dazuzugehören.
»Wenn ich dir doch helfen könnte«, sagte sie melodramatisch, als sich die Tür hinter Sergeant Breitenbach schloß, der soeben eingeräumt hatte, er könne es nicht.
»Wie denn?« sagte der Kommandant, der alleingelassen werden wollte, damit ihm jemand einfiele, den er verhaften könne, bevor die BOSS-Truppe einträfe.
»Ich könnte doch deine bezaubernde Spionin sein«, sagte sie.
»Es fehlt uns nicht an bezaubernden Spionen«, sagte der Kommandant kurz angebunden, »was wir brauchen, sind Verdächtige.«
»Was denn für Verdächtige?«
»Elf verfluchte Irre, die wissen, wie man mit Sprengstoff umgeht, und alles Afrikanische dermaßen hassen, daß sie die Uhr am liebsten tausend Jahre zurückdrehen würden«, sagte der Kommandant verdrießlich und sah zu seinem Erstaunen, daß Mrs. Heathcote-Kilkoon ihren bezaubernden Kopf lachend in den Nacken warf.
»Was ist denn jetzt los?« fragte er und kam sich selber ziemlich hysterisch vor.
»Ach, wie furchtbar komisch«, quiekte Mrs. Heathcote-Kilkoon. »Das ist ja absolut unbezahlbar. Ist dir klar, was du eben gesagt hast?«
»Nein«, sagte der Kommandant, während die gefärbten Locken reizend vor ihm hin und her baumelten.
»Verstehst du nicht? Der Club. Elf Irre. Boy, Berry, Jonah… Ach, es ist einfach zu phantastisch.«
Kommandant van Heerden setzte sich an seinem Schreibtisch nieder, und das Licht der Erkenntnis ließ seine blutunterlaufenen Augen aufleuchten. Während Mrs. Heathcote-Kilkoons Lachen Sergeant Breitenbach im Nachbarzimmer in Verwunderung versetzte und in Wachtmeister Els Erinnerungen an andere Tage und andere Orte weckte, wußte Kommandant van Heerden, daß seine Sorgen ausgestanden waren.
»Zwei Fliegen mit einer Klappe«, murmelte er und drückte auf die Klingel, um Sergeant Breitenbach zu rufen.
Zwanzig Minuten später saß Mrs. Heathcote-Kilkoon, die über ihre rasche Verabschiedung aus dem Büro des Kommandanten etwas erstaunt war und noch
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