Mohrenwäsche
zurechtgemacht und dauergewellt aus dem Friseursalon trat, kam sie gerade rechtzeitig, um den von fünf Schützenpanzern angeführten Konvoi sich durch die Hauptstraße quälen zu sehen. Sie stand einen Augenblick da und sah auf die Polizisten, die sich auf den Lastwagen drängten, und Bewunderung für die offensichtliche Tatkraft des Kommandanten schwoll in ihrem Busen. Als der letzte, mit deutschen Schäferhunden beladene Lkw um die Ecke verschwunden war, machte sie kehrt und spazierte zur Polizeidienststelle zurück, um ihm noch einmal zu sagen, wie sehr sie ihn vermißt habe, eine Ansicht, in der sie von dem Sergeant am Diensthabenden-Schreibtisch bestärkt wurde.
»Aber wo ist er denn hingegangen?« fragte sie jämmerlich.
»Tut mir leid, Madam«, sagte der Sergeant, »das darf ich Ihnen nicht sagen.«
»Gibt’s denn keine Möglichkeit, wie ich das rausfinden könnte?«
»Naja, wenn Sie dem Konvoi folgen, glaube ich, werden Sie ihn finden«, sagte der Sergeant, und Mrs. Heathcote-Kilkoon ging enttäuscht und ziemlich hungrig hinaus auf die Straße. Um sich zu trösten, ging sie in Lorna’s Causerie in der Dirk-Passage und ließ sich eine Kanne Tee und ein paar Biskuits kommen.
Ich versuch’s später nochmal, dachte sie. Weit kann er nicht sein. Aber als sie eine Stunde später wieder hinüber zur Polizeidienststelle ging, erfuhr sie, daß der Kommandant nicht vor dem folgenden Tag zurückkommen werde.
»Wie sonderbar. Warum er mir das wohl nicht gesagt hat«, sagte sie, während sie einen Hauch gutbürgerlichen Charmes verströmte, dem Stärkere als der diensthabende Sergeant erlegen wären.
»Sagen Sie’s niemandem weiter«, sagte er vertrauensvoll, »aber sie sind nach Weezen rauf gefahren.«
»Zum Manöver?« fragte Mrs. Heathcote-Kilkoon hoffnungsvoll.
»Um die Saboteure zu fassen«, sagte der Sergeant.
»In Weezen?«
»Genau«, sagte der Sergeant, »aber sagen Sie niemandem, daß ich es Ihnen gesagt habe.«
Mrs. Heathcote-Kilkoon sagte, das täte sie bestimmt nicht, und ging hinaus, erstaunt über diese neue Wendung der Dinge. Sie war fast bei ihrem Rolls angelangt, als ihr langsam dämmerte, was sie angerichtet hatte.
»Oh, mein Gott«, wimmerte sie und rannte den Rest des Weges zum Rolls, wo sie feststellte, daß sie die Schlüssel irgendwo vergessen hatte. Sie kramte ihre Handtasche durch, aber die Schlüssel waren nicht da. Im Zustand äußerster Erregung lief sie zum Friseur zurück und kam fünf Minuten später mit leeren Händen wieder heraus. Als sie völlig verzweifelt auf der Straße stand, kam ein Taxi heran.
Mrs. Heathcote-Kilkoon sprang hinein. »Nach Weezen, schnell«, sagte sie. Der Taxifahrer drehte sich um und schüttelte den Kopf.
»Das sind siebzig Meilen«, sagte er. »Das geht nicht.«
»Ich zahle Ihnen den doppelten Fahrpreis«, sagte Mrs.
Heathcote-Kilkoon außer sich und öffnete ihre Handtasche.
»Das ist dann gleich noch für die Rückfahrt mit.«
»In Ordnung«, sagte der Chauffeur.
»Um Gottes willen, machen Sie schnell«, sagte sie zu ihm, »es geht um Leben und Tod.«
Das Taxi fuhr los und holperte schon bald über die tiefen Furchen der Straße in die Berge. Weit vor ihnen meldeten Zickzackblitze am Horizont die Ankunft eines Sturmes.
Als die Blitze um ihn her aufleuchteten und die Hagelkörner auf das Dach seines Lkw’s prasselten, schaltete Wachtmeister Els die Scheibenwischer an und spähte in die Finsternis. Er fuhr mit der üblichen Unverschämtheit gegenüber dem anderen Verkehr auf der Straße, seinem eigenen Leben und dem alles Lebenden im Umkreis von einer halben Meile um den Lastwagen, sollte er explodieren, und wartete gespannt auf den Vergnügungsteil des Abends. Er würde ihn für den Tonfall entschädigen, in dem Colonel Heathcote-Kilkoon ihn früher angepfiffen hatte. »Ich werde ihm ein Forebode sein, an den er noch lange denken wird«, dachte Els genüßlich. Als er in Weezen ankam, war die Nacht hereingebrochen. Els fuhr weiter und bog in die Auffahrt nach White Ladies ein. Weil er die Trinkgewohnheiten der Bewohner kannte, fuhr er den Lastwagen mit demonstrativer Überheblichkeit auf den Hof auf der Rückseite des Hauses und schaltete den Motor aus. Ein schwarzes Gesicht spähte in den Wagen. Es war Fox.
»Forebode«, sagte er, »du bist wieder da.«
»Ja«, sagte Els, »ich bin wieder da.«
Wachtmeister Els stieg aus dem Lastwagen, ging um ihn herum nach hinten und machte die Türen auf. Dann kam er zurück und rief: »Fox, du
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