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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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einer Ecknische mit hohen Lehnen den Blicken der Öffentlichkeit entzogen war. Außerdem hatte Dr. von Blimenstein ihm aus der Verlegenheit geholfen und Dry Martinis beim Weinkellner bestellt, der Verkramps vergeblichen Versuchen, etwas auch nur annähernd Vertrautes auf der Weinkarte zu finden, hochnäsig zugesehen hatte. Nach den drei Martinis fühlte Verkramp sich entschieden besser.
    Dr. von Blimenstein erzählte ihm von der Aversionstherapie.
    »Das geht ganz einfach«, sagte sie. »Der Patient wird auf ein Bett geschnallt, und dann werden Dias über seine spezielle Perversion auf eine Leinwand projiziert. Wenn man es zum Beispiel mit einem Homosexuellen zu tun hat, zeigt man ihm Fotos mit nackten Männern.«
    »Tatsächlich«, sagte Verkramp. »Wie ungeheuer interessant. Und was macht man dann?«
    »Im selben Augenblick, wo man ihm das Foto zeigt, bringt man ihm auch einen Elektroschock bei.«
    Verkramp war fasziniert. »Und das heilt ihn?« fragte er.
    »Am Ende zeigt der Patient jedesmal, wenn ein Foto projiziert wird, Anzeichen von Angst«, sagte die Ärztin.
    »Das glaube ich gern«, sagte Verkramp, dessen Experimente mit Elektroschocks bei seinen Häftlingen vollkommen die gleiche Angst hervorgerufen hatte.
    »Die Behandlung muß sechs Tage ohne Unterbrechung durchgeführt werden, um wirklich erfolgreich zu sein«, fuhr Dr. von Blimenstein fort, »aber du wärest überrascht, wieviele Heilungen uns mit dieser Methode geglückt sind.«
    Verkramp sagte, er wäre nicht im geringsten überrascht. Während des Essens erklärte ihm Dr. von Blimenstein, zur Behandlung der Fälle von Rassenmischung unter den Piemburger Polizeibeamten habe sie eine modifizierte Form der Aversionstherapie im Sinn. Verkramp, der von Gin und Wein total umnebelt war, versuchte dahinterzukommen, was sie wohl meine. »Ich verstehe nicht ganz…«, begann er.
    »Nackte schwarze Weiber«, sagte die Ärztin und lächelte über ihr bohlendickes Steak hinweg. »Dias von nackten schwarzen Weibern auf die Leinwand werfen und gleichzeitig einen Elektroschock beibringen.« Verkramp sah sie mit unverhüllter Bewunderung an.
    »Brillant«, sagte er. »Fabelhaft. Du bist ein Genie.« Dr. von Blimenstein lächelte geziert. »Die Idee stammt nicht von mir«, sagte sie bescheiden, »aber man könnte wohl sagen, daß ich sie den südafrikanischen Bedürfnissen angepaßt habe.«
    »Ein Durchbruch«, sagte Verkramp. Der Durchbruch, könnte man sagen.«
    »Hoffen wir das beste«, murmelte die Doktorin.
    »Zum Wohl«, sagte Verkramp und hob sein Glas, »ich trinke auf deinen Erfolg.«
    Dr. von Blimenstein erhob ihr Glas. »Auf unseren Erfolg, Liebling, auf unseren Erfolg.« Sie tranken, und während sie tranken, kam es Verkramp vor, als sei er in seinem Leben das erste Mal wirklich glücklich. Er aß in einem schicken Hotel mit einer schönen Frau zu Abend, mit deren Hilfe er drauf und dran war, Geschichte zu machen. Nicht länger bestünde die Gefahr, daß Südafrika zu einem Land würde, in dem die Farbigen den Führern Weiß-Südafrikas Alpträume verursachten. Mit Dr. von Blimenstein an seiner Seite würde Verkramp in der ganzen Republik Kliniken aufmachen, in denen man mit Hilfe der Aversionstherapie weiße Perverse von ihren Sexgelüsten nach schwarzen Frauen heilte. Er beugte sich über den Tisch zu ihren hinreißenden Brüsten vor und ergriff ihre Hand.
    »Ich liebe dich«, sagte er schlicht.
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte die Doktorin, die ihn mit einer beinahe raubtierhaften Gespanntheit anstarrte. Verkramp blickte sich nervös im Restaurant um und stellte zu seiner Erleichterung fest, daß sie von niemandem beobachtet wurden.
    »Auf anständige Art und Weise natürlich«, sagte er nach einer Pause.
    Dr. von Blimenstein lächelte. »Liebe ist nie anständig, Liebling«, sagte sie. »Sie ist düster und gewalttätig und leidenschaftlich und grausam.«
    »Ja… na schön…«, sagte Verkramp, der die Liebe noch nie von dieser Seite betrachtet hatte. »Ich wollte nur sagen, daß die Liebe rein ist. Das heißt, meine Liebe.«
    In Dr. von Blimensteins Augen schien eine Flamme zu flackern und zu erlöschen. »Liebe heißt Begehren«, sagte sie. Unter ihrer Nylonhülle drängten sich ihre Brüste auf den Tisch und wölbten sich mit einer mütterlichen Bedrohung vor, die Verkramp als störend empfand. Er verlagerte seine eng zusammengepreßten Beine unter dem Tisch und überlegte, was er sagen könne.
    »Ich brauche dich«, flüsterte die Ärztin,

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