Mohrenwäsche
der Tür stehen und machte ein gelangweiltes Gesicht.
»Ist der Colonel schon lange hier Mitglied?« fragte der Kommandant.
»Ein paar Jahre«, sagte der Barmann, »als sie alle von Rhodesien oder Kenia oder was weiß ich woher runterkamen. Scheinen auch ‘ne ganze Menge Kleingeld zu haben.«
Als der Kommandant bemerkte, daß der Mann ihn ziemlich gespannt betrachtete, trank er aus und schlenderte hinüber, um sich den alten Rolls-Royce näher anzusehen.
»1925er Silver Ghost«, sagte der Barmann, der ihm gefolgt war. »Prima Zustand.«
Der Kommandant grunzte. Langsam wurde ihm die Gesellschaft des Barmanns lästig. Er ging auf die andere Seite des Wagens, um den Barmann sogleich neben sich zu finden.
»Sind Sie wegen irgendwas hinter ihnen her?« fragte der Mann im Verschwörerton.
»Wie zum Teufel kommen Sie denn darauf?« fragte der Kommandant.
»Ich dachte ja bloß«, sagte der Barmann, und irgendwas brummelnd, daß ein Wink manchmal genauso gut sei wie ein Tip, was der Kommandant nicht begriff, ging der Mann wieder ins Clubhaus zurück. Wieder allein, beendete der Kommandant die Besichtigung des Wagens und wollte gerade weggehen, da sah er etwas auf dem Rücksitz liegen, was ihn wie angewurzelt stehenbleiben ließ. Es war ein Buch, von dessen Umschlagrückseite teilnamslos das Porträt eines Mannes blickte. Mit seinen hohen Wangenknochen, den leicht gesenkten Lidern, der tadellos geraden Nase und dem gestutzten Schnurrbart sah das Gesicht am Kommandanten vorbei in eine helle und gesicherte Zukunft. Durch das Fenster spähend blickte Kommandant van Heerden auf das Porträt, und wie er noch so blickte, wußte er mit einer Sicherheit, die alles Verstehen überstieg, daß er sich auf seiner Suche nach dem Herzen eines englischen Gentleman unmittelbar vor einer neuen Entdeckung befand. Dort vor ihm auf dem Rücksitz des Rolls war mit einer Genauigkeit, wie er sie nie für möglich gehalten hätte, das Gesicht des Mannes abgebildet, der er immer schon sein wollte. Das Buch war von Dornford Yates und trug den Titel Wie andere Menschen sind. Der Kommandant nahm sein Notizbuch heraus und schrieb sich den Titel auf.
Als Colonel Heathcote-Kilkoon und seine Begleitung zum Clubhaus zurückkamen, war der Kommandant schon weg. Er hatte sich auf den Weg zur Stadtbücherei gemacht, im sicheren Wissen, daß er jetzt endlich, aus den Werken Dornford Yates’, die Lösung des Rätsels erfahren werde, das ihm nun schon so lange zu denken gab, nämlich wie man ein englischer Gentleman wird.
Als Luitenant Verkramp an dem Abend das Polizeibüro verließ und nach Hause fuhr, um sich umzuziehen, war er ein äußerst glücklicher Mensch. Die Leichtigkeit, mit der er den Argwohn des Kommandanten zerstreut hatte, die Ergebnisse, die er aus den Fragebogen erhielt, die Aussicht, den Abend mit Dr. von Blimenstein zu verbringen, alles trug zum Wohlgefühl des Luitenant bei. Vor allem aber die Tatsache, daß das Haus des Kommandanten noch immer mit Abhörmikrofonen gespickt war und er im Bett liegen und jede Bewegung des Kommandanten belauschen könne, die der zu machen indiskret genug war, verlieh dem Erfolgsgefühl Verkramps erst die Würze. Wie der Kommandant, so war auch Luitenant Verkramp der Meinung, unmittelbar vor einer Entdeckung zu stehen, die sein ganzes Leben ändern und ihm vom bloßen Stellvertreter zu einer Autoritätsstellung verhelfen würde, die seinen Fähigkeiten angemessener war. Während er darauf wartete, daß das Badewasser einlief, stellte er den Empfänger in seinem Schlafzimmer richtig ein und überprüfte das Bandgerät, das daran angeschlossen war. Bald hörte er den Kommandanten in seinem Haus herumschlurfen und Schränke auf- und zumachen. Befriedigt darüber, daß seine Abhöranlage richtig funktionierte, schaltete Verkramp sie wieder ab und ging ins Bad. Er war gerade fertig und stieg aus der Badewanne, da klingelte es an der Wohnungstür.
»Verdammt«, sagte Verkramp, der nach einem Handtuch grapschte und sich fragte, wer zum Kuckuck ihn in diesem ungelegenen Augenblick besuchte. Er ging in den Flur, eine Tropfspur Badewasser hinter sich herziehend, machte gereizt die Tür auf und sah zu seiner Verwunderung Frau Dr. von Blimenstein auf dem Treppenabsatz stehen. »Ich brauche keine…«, sagte Verkramp, womit er automatisch auf das Wohnungstürklingeln in ungelegenen Momenten reagierte, ehe ihm klar wurde, wer ihn besuchen kam.
»Wirklich nicht, Liebling?« sagte Frau Dr. von Blimenstein mit lauter
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