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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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die ihr Verlangen damit unterstrich, daß sie ihre rotlackierten Fingernägel dem Luitenant in die Handfläche grub. »Ich brauche dich wahnsinnig.« Luitenant Verkramp erschauerte unwillkürlich. Unter dem Tisch schlossen sich Dr. von Blimensteins üppige Knie eng um seine Beine. »Ich brauche dich«, wiederholte sie, und Verkramp, der allmählich den Eindruck hatte, er äße mit einem brünstigen Vulkan Abendbrot, hörte sich sagen: »Wär’s nicht an der Zeit zu gehen?«, ehe ihm die Deutung klar wurde, die die Ärztin seinem plötzlichen Wunsch, die relative Sicherheit des Restaurants zu verlassen, sicherlich geben würde.
    Als sie zum Auto hinausgingen, hakte sich Dr. von Blimenstein bei Verkramp unter und zog ihn fest an sich. Er öffnete für sie die Wagentür, und die Doktorin glitt unter Nylongeraschel auf ihren Sitz. Verkramp, dessen Gefühl gesellschaftlicher Unzulänglichkeit angesichts der unverhüllten Kundgabe der Begierden der Frau Doktor total in das Gefühl sexueller Unzulänglichkeit umgeschlagen war, kletterte zögernd neben sie.
    »Du verstehst nicht«, sagte er und ließ den Motor an, »ich möchte nichts tun, was die Schönheit dieses Abends beflecken könnte.« Dr. von Blimenstein streckte im Dunkeln die Hand aus und preßte innig sein Bein.
    »Du darfst dich nicht schuldig fühlen«, murmelte sie. Verkramp setzte den Wagen mit einem Ruck zurück.
    »Ich achte dich zu sehr«, sagte er.
    Dr. von Blimensteins Bisammantel wogte sacht, als sie den Kopf gegen seine Schulter lehnte. Ein schweres Parfüm wehte Verkramp übers Gesicht.
    »Was bist du für ein schüchterner Junge«, sagte sie.
    Verkramp steuerte das Auto vom Hotelgelände auf die Straße nach Piemburg. Weit unter ihnen flimmerten die Lichter der Stadt und erloschen. Es war Mitternacht.
    Verkramp fuhr langsam den Berg hinunter, teils weil er Angst hatte, wegen Trunkenheit am Steuer aufgeschrieben zu werden, vor allem aber, weil ihn die Aussicht auf das schreckte, was ihn erwartete, wenn sie erstmal wieder in seiner Wohnung wären. Zweimal bestand Dr. von Blimenstein darauf anzuhalten, und zweimal fand Verkramp sich von ihren Armen umschlungen, während ihre Lippen seinen dünnen Mund suchten und fanden. »Ganz locker, Liebling«, sagte sie zu ihm, als Verkramp sich in einer fieberhaften Mischung aus Ablehnung und Zustimmung wand, die sowohl sein Gewissen, als auch Dr. von Blimensteins Annahme befriedigte, er gehe darauf ein. »Sex muß gelernt sein.« Das brauchte man Verkramp nicht zu sagen.
    Er startete den Wagen von neuem und fuhr weiter, während ihm Dr. von Blimenstein erklärte, für einen Mann sei es ganz normal, daß er Angst vor Sex habe. Als sie vor Verkramps Wohnhaus hielten, hatte ihn die Euphorie, die der Erklärung der Ärztin gefolgt war, wie sie die rassenschänderischen Polizeibeamten kurieren werde, völlig verlassen. Die merkwürdige Mischung aus animalischer Leidenschaft und klinischer Sachlichkeit, mit der die Doktorin den Sex anging, hatte im Luitenant eine Aversion gegen das Thema erzeugt, die mit keinen Elektroschocks verstärkt zu werden brauchte.
    »Tja, das war ein sehr netter Abend«, sagte er hoffnungsvoll, als er sein Auto direkt neben dem der Ärztin parkte, aber Dr. von Blimenstein hatte nicht die Absicht, sich so schnell zu verabschieden.
    »Du lädst mich doch noch zu einem Gutenachttrunk ein?« fragte sie, und als Verkramp zögerte, fuhr sie fort: »Ich habe, scheint’s, sowieso meine Handtasche bei dir oben vergessen, also muß ich schon einen Moment mit raufkommen.«
    Verkramp stieg schweigend die Treppe nach oben. »Ich möchte die Nachbarn nicht stören«, erklärte er flüsternd. Mit einer Stimme, die die Absicht zu haben schien, Tote aufzuwecken, sagte Dr. von Blimenstein, sie werde so leise sein wie eine Maus, und nutzte die Situation, indem sie ihn auf den Mund zu küssen versuchte, während er nach seinem Schlüssel kramte. Drin zog sie sich den Mantel aus und setzte sich aufs Sofa, wobei sie eine solche Menge Bein zeigte, daß sie das Begehren, das ihre Unterhaltung erstickt hatte, beinahe wieder entfacht hätte. Sie ließ ihr Haar über die Sofakissen fallen und hob die Arme zu ihm empor. Verkramp sagte, er mache schnell ein bißchen Kaffee, und ging in die Küche. Als er zurückkam, hatte Dr. von Blimenstein die Deckenbeleuchtung aus- und eine Leselampe in der einen Zimmerecke angeknipst und drehte am Radio herum. »Versuche bloß, ‘n bißchen Musik reinzukriegen«, sagte sie. Die

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