Mohrenwäsche
Freitag an vierzehn Tage Urlaub und beauftrage Sie für die Zeit mit der Leitung.« Luitenant Verkramp war entzückt.
»Das höre ich ungern«, sagte er diplomatisch. »Wir werden Sie vermissen.« Der Kommandant blickte unwirsch auf. Nicht einen Augenblick lang glaubte er, daß Verkramp ihn vermißte, besonders nicht, wenn er mit der Leitung betraut wurde.
»Wie kommen Sie denn weiter bei der Suche nach diesen Kommunisten?« fragte er.
»Kommunisten?« fragte Verkramp, einen Moment verwirrt. »Oh, naja, das ist ‘ne langwierige Angelegenheit, Sir. Ergebnisse brauchen viel Zeit.«
»Das müssen sie wohl«, sagte der Kommandant, der das Gefühl hatte, Verkramps aufreizende Selbstgefälligkeit ein bißchen angepiekst zu haben. »Na schön, während ich weg bin, erwarte ich von Ihnen, daß sie sich auf Routineverbrechen und die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung konzentrieren. Ich will nicht feststellen, daß Vergewaltigungen, Einbrüche und Morde in meiner Abwesenheit zugenommen haben. Verstanden?«
»Ja, Sir«, sagte Verkramp. Der Kommandant entließ ihn, und Verkramp ging bester Laune in sein Büro zurück. Die Gelegenheit, auf die er so lange gewartet hatte, war endlich da. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und faßte die vielfältigen Möglichkeiten ins Auge, die ihm sein neues Amt bot.
»Vierzehn Tage«, dachte er. »Vierzehn Tage, in denen ich zeigen kann, wozu ich wirklich imstande bin.« Es war nicht viel Zeit, aber Luitenant Verkramp hatte nicht die Absicht, Zeit zu vergeuden. Es gab zwei Dinge, an die er besonders dachte. Ohne den Kommandanten im Weg würde er den Plan »Rotes Fiasko« in Gang setzen. Er trat an seinen Safe und nahm den Aktendeckel heraus, der alle Einzelheiten der Unternehmung enthielt. Monate zuvor hatte er den Plan insgeheim aufgestellt. Es war Zeit, ihn in die Tat umzusetzen. Bis Kommandant van Heerden von seinem Urlaub zurückkehrte, würde Luitenant Verkramp mit Sicherheit die Verschwörung der Saboteure aufgedeckt haben, von deren Umtrieben in Piemburg er überzeugt war.
Im Verlauf des Morgens erledigte Verkramp eine Reihe von Telefongesprächen, und in verschiedenen Firmen in der ganzen Stadt wurden Angestellte ans Telefon geholt, die normalerweise während der Arbeitsstunden nicht angerufen wurden. In jedem einzelnen Fall war die Prozedur dieselbe.
»Die Mamba schlägt zu«, sagte Verkramp.
»Die Kobra hat zugeschlagen«, sagte der Geheimagent. Diese Methode, die er sich als unfehlbares Mittel ausgedacht hatte, um seinen Agenten den Befehl zu übermitteln, sich mit ihm an einem vorher bestimmten Ort zu treffen, hatte ihre Nachteile.
»Was sollte denn das alles?« fragte das Mädchen im Büro von Agent 745.396, als er den Hörer nach einem Gespräch auflegte, das man kaum eine längere Unterhaltung hätte nennen können.
»Nichts«, erwiderte Agent 745.396 eilig.
»Sie sagten: >Die Kobra hat zugeschlagen««, sagte das Mädchen, »ich hab’s genau gehört. Welche Kobra hat zugeschlagen? Das möchte ich mal wissen.«
In ganz Piemburg erregte Verkramps Codewörter-System in den Büros, in denen seine Agenten arbeiteten, großes Interesse und Rätselraten.
Am Nachmittag verließ Luitenant Verkramp, als Autoschlosser verkleidet und am Steuer eines Abschleppwagens, die Stadt zum ersten seiner Treffen, und eine halbe Stunde später beugte er sich zehn Meilen außerhalb von Piemburg auf der Straße nach Vlockfontein über den Motor des Wagens von 745.396 und tat so, als repariere er einen defekten Zündverteiler, um seine Verkleidung wahrscheinlich wirken zu lassen, während er 745.396 seine Instruktionen gab.
»Sieh zu, daß du gefeuert wirst«, sagte Verkramp zu dem Agenten.
»Schon geschehen«, sagte 745.396, der sich den Nachmittag ohne Erlaubnis frei genommen hatte.
»Gut«, sagte Verkramp und überlegte, wie zum Kuckuck er den Verteiler wieder zusammenkriegen sollte. »Ich möchte, daß du von jetzt an hauptamtlich für mich arbeitest.«
»Um was zu tun?«
»Um in die revolutionären Zellen in Zululand einzusickern.«
»Wo fange ich an?« fragte 745.396.
»Fang damit an, daß du im Café Florian und in der Colonial Bar rumhängst, ‘ne Menge Studenten und Kommies gehen da hin. Die Universitätsmensa ist eine andere Stelle, wo sich Subversive treffen«, erklärte Verkramp.
»Das weiß ich doch alles«, sagte 745.396. »Als ich das letzte Mal da war, wurde ich an den Ohren an die Luft gesetzt.«
»Das letzte Mal hattest du noch nichts in die Luft
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