Mohrenwäsche
nicht ertragen konnte und sich bis zu seinem Tode in Umtali niederließ.«
Der Kommandant sagte, es tue ihm leid, daß er tot sei, und daß er ihn gern kennengelernt hätte.
»Es war eine große Ehre«, stimmte ihm Mrs. Heathcote-Kilkoon traurig bei, »eine sehr große Ehre, einen Mann zu kennen, der die englische Sprache so bereichert hat.« Sie machte, ihren Erinnerungen nachhängend, eine Pause, ehe sie fortfuhr: »Wie merkwürdig, daß Sie ihn so herrlich finden. Ich meine, ich möchte nicht… ja also… ich dachte immer, er sagte nur Engländern zu, und nun einen richtigen Afrikaander zu finden, der ihn mag…« Sie ließ den Satz in der Luft hängen, offenbar fürchtete sie, ihn zu kränken.
Kommandant van Heerden versicherte ihr, Dornford Yates sei die Sorte Engländer, die die Afrikaander am meisten bewunderten.
»Wirklich«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, »Sie erstaunen mich. Er hätte sich über Ihre Worte ungeheuer gefreut. Er hatte selber so einen Abscheu vor Ausländern.«
»Das begreife ich gut«, sagte der Kommandant. »Die sind ja auch nicht angenehm.«
Ehe sie sich voneinander verabschiedeten, hatte Mrs. Heathcote-Kilkoon gesagt, der Kommandant müsse unbedingt ihren Mann kennenlernen, und der Kommandant hatte gesagt, das wäre eine Ehre für ihn.
»Sie müssen uns mal auf >White Ladies< besuchen kommen«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, als der Kommandant ihr den Schlag des Rolls öffnete.
»Auf welchen weißen Ladies denn?« wollte der Kommandant wissen. Mrs. Heathcote streckte die behandschuhte Hand aus und zwickte ihn ins Ohr.
»Sie ungezogener kleiner Schelm Sie«, sagte sie entzückt und fuhr davon. Und der Kommandant stand da und überlegte, was er gesagt hatte, um so einen reizenden Rüffel zu verdienen.
»Du hast was getan?« fragte Colonel Heathcote-Kilkoon, einem Schlaganfall nahe, als sie ihm erzählte, daß sie den Kommandanten nach White Ladies eingeladen habe. »Nach White Ladies? Einen dreckigen Buren? Kommt gar nicht in Frage. Du lieber Gott, nächstens lädst du noch Inder oder Nigger ein. Es ist mir egal, was du sagst, dieses Schwein kommt mir jedenfalls nicht ins Haus.«
Mrs. Heathcote-Kilkoon wandte sich an Major Bloxham. »Erklär du’s ihm, Boy, dir hört er sicher zu«, und damit zog sie sich mit einer Migräne in ihr Zimmer zurück.
Major Bloxham fand den Colonel bei seinen Azaleen, aber dessen dunkelrote Gesichtsfarbe nahm ihm allen Wind aus den Segeln.
»Du solltest die Sache nicht so schwer nehmen, alter Knabe«, sagte er. »Blutdruck und all das.«
»Was erwartest du denn, wenn das verdammte Frauenzimmer mir erzählt, daß sie irgendeinen blauärschigen Pavian für ein paar Tage nach White Ladies eingeladen hat?« knurrte der Colonel und gestikulierte angsterregend mit einer Gartenschere herum.
»Ist ein bißchen viel«, sagte der Major beschwichtigend.
»Ein bißchen? Verdammt viel zu viel, wenn du mich fragst. Aber das tut ja hier keiner. Alte Schmarotzersau.« Und er verschwand in einem Busch und ließ den Major ziemlich gekränkt über diese doppeldeutige Bemerkung stehen.
»Anscheinend ist er ein Verehrer des Meisters«, richtete der Major das Wort an eine große Blüte.
»Hm«, schnaubte der Colonel, der seine Aufmerksamkeit auf einen Rhododendronstrauch verlegt hatte. »Habe das Märchen schon mal gehört. Sagt das bloß, um einen Fuß in die Tür zu bekommen, und ehe du weißt, was eigentlich passiert ist, ist der ganze Club voll von der Sorte.«
Major Bloxham sagte, für diesen Standpunkt spreche einiges, aber der Kommandant höre sich ganz aufrichtig an. Der Colonel war anderer Meinung.
»Er hat mal ‘ne weiße Flagge gehißt und unsere Offiziere abgeknallt«, brüllte er. »Du kannst einem Buren nicht weiter trauen als du ihn siehst.«
»Aber…«, sagte der Major, der gleichzeitig versuchte, über den augenblicklichen Aufenthaltsort und über den Gedankengang des Colonels auf dem laufenden zu bleiben.
»Hier gibt es kein Aber«, schrie der Colonel aus einer Hortensie. »Der Kerl ist ein Lump. Hat außerdem farbiges Blut. Will keinen Nigger in meinem Haus.« Seine Stimme, die sich in dem Gebüsch sehr entfernt anhörte, polterte weiter zu dem beharrlichen Klicken der Gartenschere, und Major Bloxham drehte sich um und ging ins Haus zurück. Mrs. Heathcote-Kilkoon, die sich von ihrer Migräne wieder völlig erholt hatte, nahm auf der Terrasse einen Dämmertrunk zu sich.
»Intransigent, meine Liebe«, sagte der Major und drückte sich
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