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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Breitenbach mit zwanzig Spritzen und einem Liter Apomorphin von der Apotheke zurückkam. »Als nächstes brauchen wir Dias von nackten Kaffernmädchen. Sobald der Kommandant am Freitag weg ist, nehmen Sie sich den Polizeifotografen dafür.«
    Während Kommandant van Heerdens Stellvertreter diese Vorbereitungen für dessen Urlaub traf, stellte sich der Kommandant auf die Änderung seiner Pläne ein, die Mrs. Heathcote-Kilkoons Brief zur Folge hatte. Er ging in der Polizeidienststelle gerade am Schreibtisch des Diensthabenden vorbei, als Major Bloxham ankam.
    »Ein Brief für Kommandant van Heerden«, sagte der Major.
    Kommandant van Heerden kehrte um. »Das bin ich«, sagte er. »Sehr erfreut, ihre Bekanntschaft zu machen«, und er schüttelte dem Major kräftig die Hand.
    »Bloxham, Major«, sagte der Major nervös. Polizeidienststellen hatten stets diese Wirkung auf ihn.
    Der Kommandant öffnete das zartlila Kuvert und warf einen Blick auf den Brief.
    »Jagdsaison. Immer dasselbe«, sagte der Major als Erläuterung und von der Röte beunruhigt, die das Gesicht des Kommandanten überzog. »Verdammt unangenehm. ‘Schuldigung.«
    Kommandant van Heerden stopfte den Brief eilig in die Tasche.
    »Ja. Also. Hm«, sagte er verlegen.
    »Irgendeine Nachricht?«
    »Nein. Ja. Ich steige im Hotel ab«, sagte der Kommandant und wollte eben wieder dem Major die Hand schütteln. Aber der hatte die Polizeidienststelle bereits wieder verlassen und holte auf der Straße tief Luft. Der Kommandant ging hinauf in sein Büro und las den Brief im Zustand ziemlicher Erregung noch einmal. Dies war kaum ein Brief, den er von Mrs. Heathcote-Kilkoon erwartet hätte.
    »Liebster Van«, las er, »ich komme mir so schrecklich vor, daß ich so einen Brief an Sie schreiben muß, aber ich bin überzeugt, Sie werden ihn verstehen. Sind Ehemänner nicht entsetzliche Langweiler? Es ist halt so, daß. Henry ganz unausstehlich ist, und dabei hätte ich Sie so gerne hier gehabt, aber ich denke, es wäre um unser aller willen besser, wenn Sie im Hotel abstiegen. Er hat diesen fürchterlichen Club-Spleen und ist so störrisch, und überhaupt bin ich sicher, daß Sie es dort behaglicher haben, und zum Essen kommen Sie zu uns.
    Bitte, sagen Sie ja und seien Sie nicht böse. Ihre Sie liebende Daphne.« Der Brief war stark parfümiert.
    Nicht daran gewöhnt, von anderer Männer Ehefrauen parfümierte Briefe auf zartlila Büttenpapier zu erhalten, fand der Kommandant den Inhalt erst recht verwirrend. Was Mrs. Heathcote-Kilkoon veranlaßt hatte, ihn mit »Liebster Van« anzureden und ihren Mann als entsetzlichen Langweiler zu bezeichnen, konnte er nur vermuten, aber er war kaum überrascht darüber, daß Henry unausstehlich war. Wenn der auch nur dunkel ahnte, daß seine Frau Briefe wie diesen schrieb, hatte der Colonel jedes Recht, unausstehlich zu sein, und der Kommandant, der sich an des Majors rätselhafte Bemerkung über die Jagdsaison erinnerte, die immer dasselbe sei, erschauerte.
    Andererseits appellierte der Gedanke, daß er vor Mrs. Heathcote-Kilkoons Augen Gnade gefunden habe – und wenn der Brief etwas war, wonach man gehen konnte, gab’s da nicht viele Zweifel –, an die ritterlichen Instinkte des Kommandanten. Natürlich würde er nicht böse sein. Vorsichtig sicher, aber nicht böse. Nachdem er in Etikette für jedermann nachgesehen hatte, was dort über die Beantwortung von Liebesbriefen verheirateter Frauen gesagt wurde, und es wenig nützlich gefunden hatte, machte der Kommandant sich daran, eine Antwort zu formulieren. Und da er sich zehn Minuten lang nicht entscheiden konnte, ob er »Liebste«, »Meine liebe« oder bloß »Liebe« schreiben solle, dauerte es ziemlich lange, bis der Brief geschrieben war, dessen endgültige Form lautete: »Liebste Daphne, Kommandant van Heerden nimmt Colonel und Mrs. Heathcote-Kilkoons freundliche Einladung, im Hotel abzusteigen, mit großem Vergnügen an. Er nimmt auch mit dem größten Vergnügen Ihre Einladung zum Abendessen an. Ihr ergebenster Van«, was der Kommandant für eine angenehme Mischung aus förmlich und zwanglos hielt, die ihm nicht dazu angetan schien, irgend jemanden zu kränken. Er schickte den Brief mit einem Polizeiboten zum Haus der Heathcote-Kilkoons nach Piltdown hinauf. Dann wandte er sich der Landkarte zu und suchte den Weg nach Weezen heraus. Am Fuße der Aardvark-Berge gelegen, besaß die kleine Stadt einen gewissen Ruf als Kurort, ja sie war tatsächlich mal so etwas wie ein

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