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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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kommt«, dachte sie und rief sich die Nöte ihrer Jugend in Erinnerung, als Mundtücher noch keine Servietten waren und Lunch kein Diner. Und der Gedanke an die Demütigung, die sie stellvertretend empfinden würde, wenn der Kommandant zum Fleischgang nach der Fischgabel griffe, brachte Mrs. Heathcote-Kilkoon endlich zu einem Entschluß. Sie knipste das Licht an, setzte sich an ihren Schreibtisch und schrieb auf zartlila Büttenpapier ein paar Zeilen an den Kommandanten.
    »Du fährst doch in die Stadt, Boy?« fragte sie den Major am nächsten Morgen beim Frühstück. »Dann bring das hier bitte rasch ins Polizeibüro, ja?« Sie schob ihm das Kuvert über den Tisch.
    »Hast recht«, sagte Major Bloxham. Er hatte zwar nicht vorgehabt, nach Piemburg zu fahren, aber seine Stellung im Haus erforderte einfach solche Opfer. »Verschiebst du ihn?«
    »Natürlich nicht«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon und streifte ihren Gatten mit einem kalten Blick. »Ein Kompromiß. Die feine englische Art, jedenfalls hat man mich das glauben machen. Ich habe geschrieben, das Haus wäre voll, und… «
    »Verdammt gute Ausrede, meine Liebe«, unterbrach sie der Colonel.
    »… habe ihn gefragt, ob es ihm etwas ausmache, sich statt dessen im Hotel einzuquartieren. Er kann mit uns zu Mittag und zu Abend essen, und ich hoffe, ihr besitzt den Anstand, ihn gebührend zu behandeln, wenn er zusagt.«
    »Scheint mir eine faire Maßnahme zu sein«, sagte der Colonel.
    »Sehr fair«, pflichtete der Major bei.
    »Es ist das mindeste«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, »was ich unter diesen Umständen tun kann. Ich habe ihm gesagt, die Rechnung bezahlst du.«
    Sie stand auf und ging in die Küche, um ihren Ärger am schwarzen Hauspersonal auszulassen.
    Im Piemburger Polizeibüro war Kommandant van Heerden emsig damit beschäftigt, Vorbereitungen für seinen Urlaub zu treffen. Er hatte sich eine Landkarte von der Umgebung von Weezen gekauft, eine Forellenangel und künstliche Fliegen, ein Paar feste Marschstiefel, einen Jägerhut, eine Schrotflinte Kaliber zwölf, ein Paar hohe Gummistiefel und ein Taschenbuch mit dem Titel Etikette für jedermann. So ausstaffiert war er überzeugt, daß sein Aufenthalt bei den Heathcote-Kilkoons ihm wertvolle Erkenntnisse in der Kunst, sich wie ein englischer Gentleman zu benehmen, vermitteln würde.
    Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, zwei Pyjamas und ein paar neue Socken zu kaufen, weil die alten gestopfte Löcher hatten. Nach dem Erwerb der äußeren Zeichen des Englischseins hatte der Kommandant geübt, in einer, wie er hoffte, korrekten Aussprache »Frightfully« und »Absolutely« zu sagen. Als es dunkel war, ging er mit der Forellenangel in seinen Garten und übte, künstliche Fliegen in einen Eimer Wasser auf dem Rasen zu schleudern, ohne daß es ihm auch nur einmal gelang, eine Fliege in den Eimer zu kriegen, statt dessen köpfte er bei dem Versuch mehrere Dutzend Dahlien.
    »Er übt was?« fragte Luitenant Verkramp ungläubig, als ihm seine Leute von dieser neuen Tätigkeit berichteten.
    »Aus einem Eimer zu angeln«, erzählten ihm die Sicherheitsmänner.
    »Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank«, sagte Verkramp.
    »Murmelt auch ständig vor sich hin. Sagt immer wieder >Faszinierend< und >Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Sir<.«
    »Das weiß ich«, sagte Verkramp, der den Monologen des Kommandanten in seinem Radio gelauscht hatte.
    »Hier ist eine Aufstellung aller Sachen, die er gekauft hat«, sagte ein anderer Sicherheitsbeamter. Verkramp sah sich verblüfft die Liste mit den Gummistiefeln, dem Jägerhut und den Wanderschuhen an.
    »Was hat denn das alles mit den Treffen mit dieser Frau im Golfclub zu tun?« fragte er. Er hatte seine ursprüngliche Idee, daß der Kommandant in irgendeine unerlaubte Liebesbeziehung verstrickt sei, nie aufgegeben.
    »Sülzt ihr jeden Tag die Ohren voll«, berichteten ihm die Sicherheitsbeamten. »Dralles kleines Ding von ungefähr fünfundfünfzig mit gefärbten Haaren. Fährt einen alten Rolls.«
    Verkramp gab seinen Leuten die Anweisung, alles, was sie nur könnten, über Mrs. Heathcote-Kilkoon herauszufinden, dann machte er sich wieder an das Studium von Tatsache und Fiktion in der Psychologie. Er hatte kaum damit begonnen, als das Telefon klingelte und ihm mitgeteilt wurde, daß der Kommandant ihn zu sehen wünsche. Verkramp legte das Buch weg und ging durch den Korridor zum Büro des Kommandanten.
    »Ah, Verkramp«, sagte der Kommandant, »ich nehme von

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