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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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vorsichtig an dem Chihuahua vorbei, der zu ihren Füßen lag. »Absolut intransigent.« Stolz auf sein so diplomatisch vielsilbiges Communiqué goß sich der Major einen doppelten Whisky ein. Das würde wieder ein langer, anstrengender Abend werden.
    »Zeit zur Fuchsjagd«, sagte der Colonel beim Abendessen über seine Avocado hinweg. »Kannst dich drauf freuen.«
    »Fox in guter Form?« fragte der Major.
    »Forebode hält ihn ausgezeichnet«, sagte der Colonel, »unternimmt mit ihm jeden Morgen einen Zehn-Meilen-Trab. Guter Mann, Forebode, versteht seinen Job.«
    »Verdammt guter Pikör«, sagte der Major, »Forebode«.
    Am entfernten unteren Ende des polierten Mahagonitisches löffelte Mrs. Heathcote-Kilkoon nachdenklich an ihrer Avocado.
    »Forebode ist ein Zuchthäusler«, sagte sie plötzlich. »Du hast ihn doch aus dem Gefängnis in Weezen.«
    »Ein zum Förster gewandelter Wilderer«, sagte der Colonel, der die neue Angewohnheit seiner Frau verabscheute, seiner Welt beruhigender Kniffe und Tricks ständig einen Sinn für Realität aufzuzwingen. »Sind die besten Leute, verstehst du. Auch gut mit Hunden.«
    »Mit der Meute«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon mißbilligend, »mit der Meute, mein Lieber. Mit Hunden nie.«
    Ihr gegenüber nahm der Colonel eine dunklere Rottönung an.
    »Schließlich«, fuhr Mrs. Heathcote-Kilkoon fort, ehe dem Colonel eine geeignete Antwort einfiel, »wenn wir vorgeben, wir seien adlig und ritten schon seit unzähligen Generationen hinter Jagdmeuten her, dann könnten wir es doch ebensogut richtig tun.«
    Colonel Heathcote-Kilkoon warf seiner Gattin einen giftigen Blick zu. »Du vergißt dich, meine Liebe«, sagte er schließlich.
    »Wie recht du hast«, erwiderte Mrs. Heathcote-Kilkoon, »ich habe mich vergessen. Ich denke, das haben wir alle.« Sie stand vom Tisch auf und verließ das Zimmer.
    »Merkwürdiges Benehmen«, sagte der Colonel. »Kann mir nicht denken, was über die Frau gekommen ist. War doch immer vollkommen normal.«
    »Vielleicht ist es die Hitze«, schlug der Major vor.
    »Ihre Hitze?«
    »Das Wetter«, erklärte Major Bloxham eilig. »Heißes Wetter macht die Leute reizbar, verstehst du?«
    »Heiß wie die Hölle in Nairobi. Hat sie dort nie gestört. Verstehe nicht, warum sie hier davon überschnappt.«
    Sie beendeten schweigend ihr Mahl, und der Colonel nahm seinen Kaffee mit in sein Arbeitszimmer, wo er sich im Radio den Börsenbericht anhörte. Die Goldanteile hatten angezogen, stellte er befriedigt fest. Am nächsten Morgen würde er seinen Börsenmakler anrufen und ihm sagen, daß er West Driefontein verkaufen solle. Dann drehte er das Radio ab, ging zum Bücherregal, nahm Berry & Co. heraus und machte sich’s bequem, um das Buch zum achtunddreißigsten Mal zu lesen. Wenig später legte er es, außerstande, sich zu konzentrieren, wieder beiseite und ging auf die Terrasse hinaus, wo Major Bloxham im Dunkeln mit einem Glas Whisky saß und auf die Lichter der Stadt unten in der Ferne blickte.
    »Was machst du denn hier, Boy?« fragte der Colonel in einem Ton, der fast einer Zuneigung ähnelte.
    »Versuche mich zu erinnern, wie Schnecken schmecken«, sagte der Major. »Ist schon lange her, seit ich das letzte Mal welche hatte.«
    »Ziehe selbst Austern vor«, sagte der Colonel. Sie saßen eine Weile schweigend da. In der Ferne sangen ein paar Zulus.
    »Ekelhafte Sache«, brach der Colonel das Schweigen. »Kann’s nicht leiden, wenn Daphne verstimmt ist. Kann diesen verdammten Kerl aber auch nicht leiden. Weiß nicht, was tun.«
    »Sicherlich können wir ihn nicht leiden«, stimmte der Major zu. »Schade, daß wir ihn nicht irgendwie verschieben können.«
    »Ihn verschieben?«
    »Sag ihm, wir hätten Maul- und Klauenseuche oder was weiß ich«, sagte der Major, dessen Lebensweg mit dubiosen Entschuldigungen gepflastert war. Colonel Heathcote-Kilkoon dachte über den Vorschlag nach und verwarf ihn.
    »Würde nicht putzen«, sagte er schließlich.
    »Tun das nie, die Buren«, sagte der Major.
    »Maul- und Klauenseuche.«
    »Ach so.«
    Es entstand eine lange Pause, während sie in die Nacht blickten.
    »Ekelhafte Sache«, sagte der Colonel schließlich, stand auf und ging zu Bett. Major Bloxham blieb sitzen und dachte über Schalentiere nach.
    In ihrem Zimmer lag Mrs. Heathcote-Kilkoon unter einem Laken, konnte nicht schlafen und hörte den singenden Zulus und dem gelegentlichen Gemurmel auf der Terrasse mit wachsender Erbitterung zu. »Sie demütigen ihn, wenn er

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