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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Terroristengesetz vor Gericht und hätten ihre Unschuld zu beweisen. Kein Recht auf einen Anwalt. Und sie können unbefristet und in Einzelhaft eingesperrt bleiben. Irgendwelche Fragen.«
    »Irgendwelche, Sir?« sagte einer von den Männern.
    »Sie haben doch gehört, was ich gesagt habe«, schnauzte Verkramp. »Ich sagte: Irgendwelche Fragen.<« Die Männer sahen ihn stumm an, und Verkramp entließ sie, und sie marschierten ab, um ihren anstrengenden Dienst zu beginnen. Luitenant Verkramp machte Gefängnisdirektor Schnapps einen Besuch, um sich für die vorübergehenden Mißlichkeiten zu entschuldigen, die er im Gefängnis verursache. Als er in den Teil des Gebäudes zurückkam, in dem die Häftlinge vernommen wurden, stellte Luitenant Verkramp fest, daß seine Anweisungen wortwörtlich befolgt wurden.
    »Wer gewann 1948 die Kricket-Weltmeisterschaft?« brüllte Sergeant Scheepers den Direktor der Barclays-Bank an.
    »Das weiß ich nicht«, schrie der Direktor, den man schon zweimal in die Hoden getreten hatte, weil er nichts von Kricket verstand.
    Verkramp bat den Sergeant, mit ihm mal raus auf den Korridor zu gehen.
    »Warum wollen Sie denn das wissen?« fragte er.
    »Scheint mir ‘ne ziemlich leichte Frage zu sein«, sagte der Sergeant.
    »Da haben Sie sicher recht«, sagte Verkramp. Er ging zur nächsten Zelle, wo der Dechant von Piemburg einem ähnlichen Schicksal entronnen war, weil er gewußt hatte, wie weit Johannesburg und Kapstadt in Straßenkilometern voneinander entfernt sind, wie alt der Premierminister sei und was die Buchstaben USA bedeuten.
    »Sie sagten doch irgendwelche Fragen<«, erklärte der Sicherheitsbeamte, als Verkramp den Grund für dieses Frage- und Antwortspiel wissen wollte.
    »Ihr bescheuerten Arschlöcher«, kreischte Verkramp, »ich habe »irgendwelche Fragen?     »Ja, Sir«, sagte der Mann. Verkramp rief die Leute nochmal zusammen und gab ihnen klarere Anweisungen.
    »Was wir brauchen, ist die Bestätigung dafür, daß diese Männer ein Komplott geschmiedet haben, um die Regierung mit Gewalt zu stürzen«, erläuterte er und ließ die Sicherheitsbeamten das aufschreiben. »Zweitens, daß sie die Schwarzen aktiv zur Rebellion aufgewiegelt haben.« Die Männer schrieben auch das auf. »Drittens, daß sie aus Übersee Geld bekommen haben. Viertens, daß sie alle Kommunisten sind oder mit dem Kommunismus sympathisieren. Ist das vollkommen klar?«
    Sergeant Scheepers fragte, ob er dem Bürgermeister erzählen dürfe, daß einer der Stadträte gesagt habe, er sei ein Hahnrei.
    »Natürlich«, sagte Verkramp. »Sagen Sie ihm, der Stadtrat sei bereit, ihm entsprechende Beweise zu liefern. Bringen Sie sie soweit, daß sie sich gegenseitig belasten, und wir kommen dieser ganzen Angelegenheit sehr bald auf den Grund.«
    Die Männer gingen mit ihren Fragenlisten in die Zellen zurück, und die Verhöre begannen von neuem. Und nachdem Luitenant Verkramp sich überzeugt hatte, daß seine Leute bei der Sache blieben, kehrte er zur Polizeidienststelle zurück, um nachzusehen, ob es irgendwelche Nachrichten von seinen Geheimagenten gäbe. Recht enttäuscht stellte er fest, daß nichts eingetroffen war, aber er vermutete, daß es wohl noch zu früh sei, irgendwelche konkreten Ergebnisse zu erwarten.
    Statt dessen beschloß er, die Wirksamkeit der Aversionstherapie auf die freiwilligen Versuchskaninchen im Obergeschoß zu überprüfen, die noch immer in regelmäßigen Abständen schrien. Er schickte nach Sergeant Breitenbach und befahl ihm, ein Kaffernmädchen aus den Zellen hochzubringen.
    Der Sergeant ging und kehrte mit etwas zurück, was er wohl für das geeignete Objekt hielt. Sie war mindestens achtundfünfzig und auch, als sie halb so alt war, keine Schönheit gewesen. Luitenant Verkramp war empört.
    »Ich habe >Mädchen< gesagt und nicht >Alter Besen<«, schrie er. »Nehmen Sie sie wieder mit und bringen Sie ein richtiges Mädchen her.«
    Sergeant Breitenbach ging mit der alten Frau wieder nach unten und fragte sich, woran das wohl lag, daß man einen Schwarzen von siebzig oder achtzig Jahren »Boy« nannte, aber eine gleichaltrige Frau nicht »Mädchen«. Das schien ihm nicht logisch. Schließlich fand er ein sehr hochgewachsenes schwarzes Mädchen, dem er sagte, es solle mit ihm in die obere Etage kommen. Zehn Minuten und acht Polizeiwachtmeister später, von denen einer ein

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