Mohrenwäsche
378.550 auf den Weg zu seiner Bude und brachte die Nacht damit zu, eine Botschaft an Luitenant Verkramp zu verschlüsseln, in der er ihm die Adresse eines mutmaßlichen Saboteurs mitteilte. Da er damit am Montagabend um halb elf anfing und am Dienstag um 2 Uhr morgens fertig war, hatte Verkramp noch größere Schwierigkeiten als sonst dahinterzukommen, was die Nachricht eigentlich besagte. Nach dem Montags-Codebuch lautete sie: »Rate zu Razzia in Überschwemmungswald aber verschmutze in der«, während der Dienstag »Triumphwagen Pharao außerdem Pension Lansdowne wegen Frederick Smith« ergab. Als Luitenant Verkramp zum Schluß gekommen war, »daß Triumphwagen Pharao außerdem Überschwemmungswald aber verschmutze in der« keinen Sinn ergebe, hatte es auch keinen Zweck mehr, eine Razzia in der Pension Lansdowne durchzuführen, denn Frederick Smith hatte inzwischen im YMCA unter dem Namen Piet Retief ein Zimmer gemietet.
Wenn Luitenant Verkramp Schwierigkeiten auf dem Verständigungssektor hatte, so konnte man von Mrs. Heathcote-Kilkoon und Kommandant van Heerden genau dasselbe sagen.
»Bist du sicher, daß er nicht dort ist«, fragte Mrs. Heathcote-Kilkoon den Major, den sie zu seinem täglichen Ausflug nach Weezen geschickt hatte, um dem Kommandanten zu sagen, daß sie ihn zum Mittagessen erwarteten.
»Absolut sicher«, sagte Major Bloxham. »Ich habe fast eine Stunde in der Bar rumgesessen, aber von dem Kerl keine Spur. Fragte den Barkeeper, ob er ihn gesehen hätte. Hatte er nicht.«
»Ich finde das höchst sonderbar«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon. »Auf seiner Karte stand ausdrücklich, daß er im Hotel absteigt.«
»Verdammt merkwürdige Karte, wenn du mich fragst«, sagte der Colonel. »Liebste Daphne, Kommandant van Heerden hat das Vergnügen…«
»Meiner Meinung nach war das eine sehr amüsante Karte«, unterbrach ihn Mrs. Heathcote-Kilkoon. »Sie beweist, welchen Sinn für Humor der Kommandant hat.«
»Kam mir nicht so vor, als hätte er Sinn für Humor«, sagte der Major, der seine Begegnung mit dem Kommandanten nicht vergessen konnte.
»Ich persönlich meine, wir sollten zufrieden sein, wie sich die Sache entwickelt hat«, sagte der Colonel. »Schließlich sieht’s nicht so aus, als wenn der Mistkerl käme.« Er ging auf den Hof hinaus, der auf der Rückseite des Hauses lag. Dort war Forebode damit beschäftigt, ein gewaltiges schwarzes Pferd zu striegeln. »Alles bereit für morgen, Forebode? Fox fit?«
»Hab ihn heute morgen in der Gegend rumgescheucht«, sagte Forebode, ein magerer Mann mit dicht zusammenstehenden Augen und kurzen Haaren. »Lief ziemlich schnell.«
»Schön, schön«, sagte der Colonel. »Na, wir brechen früh auf.« Drinnen wußte Mrs. Heathcote-Kilkoon immer noch nicht, was sie von der Geschichte halten sollte.
»Bist du sicher, daß du ins richtige Hotel gegangen bist?« fragte sie den Major.
»Ich bin in den Laden gegangen und habe nach dem Hotel gefragt«, versicherte der Major. »Der Kerl versuchte, mir ein Bett zu verkaufen. Dachte wohl, das war’s, was ich wollte.«
»Das klingt ja höchst sonderbar«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon.
»Ich sagte, ich wollte kein Bett«, sagte der Major. »Und er schickte mich schließlich über die Straße zu dem Hotel.«
»Und die hatten nichts von ihm gehört?«
»Wußten nichts von irgendeinem Kommandanten van Heerden.«
»Vielleicht kommt er morgen zum Vorschein«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon nachdenklich.
8
Ohne jede Ahnung von den ungeheuerlichen Ereignissen in Piemburg verbrachte Kommandant van Heerden dennoch eine unruhige erste Nacht in seinem Zimmer im Kurhaus Weezen. Zum einen reizte der starke Schwefelgeruch seine Geruchsnerven, und zum anderen ließ sich einer der vielen Wasserhähne in seinem Zimmer nicht davon abhalten, unregelmäßig zu tropfen. Der Kommandant versuchte, den schwefligen Gestank loszuwerden, indem er das Zimmer mit dem Deodorant aussprühte, das er sich gekauft hatte, um bei Mrs. Heathcote-Kilkoon keinen körperlichen Anstoß zu erregen. Das sich daraus ergebende Potpourri war eigentlich noch schauerlicher als der Schwefel alleine, jedenfalls brachte es seine Augen zum Tränen. Er stand auf und öffnete das Fenster, um den Geruch rauszulassen, stellte aber lediglich fest, daß er einen Moskito reingelassen hatte. Er machte das Fenster wieder zu, knipste das Licht an und brachte den Moskito mit einem Pantoffel zur Strecke. Er stieg wieder ins Bett, und der Wasserhahn tropfte. Er kletterte
Weitere Kostenlose Bücher