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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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weniger gelassen.
    »Meinen Sie nicht, daß es wichtiger wäre, dem Grund für den Stromausfall auf die Spur zu kommen?« fragte er. »Es hörte sich so an, als hätte es eine ganze Menge Explosionen gegeben.«
    »Zwölf«, sagte Verkramp mit Nachdruck, »ich habe sie gezählt.«
    »Zwölf verdammt heftige Explosionen mitten in der Nacht, und Sie machen sich keine Gedanken darüber?« fragte der Sergeant erstaunt. Luitenant Verkramp ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ich habe sie schon eine ganze Weile erwartet«, sagte er wahrheitsgemäß.
    »Erwartet?«
    »Die Sabotageakte haben wieder angefangen«, sagte er, während er nach unten in das Büro ging. Sergeant Breitenbach, der wörtlich und im übertragenen Sinne immer noch im Dustern tappte, versuchte, ihm zu folgen. Als er endlich im Büro des Kommandanten ankam, sah er, wie Verkramp beim Schein einer Notlampe eine Namensliste überprüfte. Dem Sergeant kam vorübergehend der Gedanke, daß Verkramp auf den Krisenfall bemerkenswert gut vorbereitet war, den der Rest der Stadt offenbar völlig überraschend getroffen hatte.
    »Ich möchte, daß diese Leute hier sofort verhaftet werden«, sagte Verkramp zu ihm.
    »Wollen Sie nicht erst mal nachprüfen, was überhaupt passiert ist?« fragte Sergeant Breitenbach. »Ich meine, Sie wissen nicht mal genau, daß diese Explosionen von Bomben herrührten.«
    Luitenant Verkramp sah ihn ernst an.
    »Ich habe genügend Erfahrung mit Sabotageakten, um eine Bombe zu erkennen, wenn ich eine höre«, sagte er. Sergeant Breitenbach beschloß, sich nicht zu streiten. Statt dessen besah er sich die Namensliste, die ihm Verkramp übergeben hatte, und war entsetzt von dem, was er sah. Wenn Verkramp recht hatte und die Stadt durch eine Reihe von Bombenanschlägen erschüttert worden war – die Folgen für das öffentliche Leben in Piemburg wären glimpflich im Vergleich zu dem Chaos, das folgen würde, wenn man die Leute auf der Liste verhaftete. Geistliche, Stadträte, Bankdirektoren, Rechtsanwälte, ja der Bürgermeister selbst schienen Ziel der Verdächtigungen Verkramps zu sein. Sergeant Breitenbach legte die Liste eilig wieder hin. Damit wollte er absolut nichts zu tun haben.
    »Glauben Sie nicht, Sie sind ein bißchen voreilig?« fragte er nervös.
    Der Meinung war Luitenant Verkramp offenbar absolut nicht. »Wenn ich mich nicht täusche, und das tue ich nicht, dann wurde die Stadt einer vorsätzlichen Sabotagekampagne ausgesetzt. Alle diese Leute sind weithin bekannte…«
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte der Sergeant.
    »… Gegner der Regierung«, fuhr der amtierende Kommandant fort. »Viele von ihnen waren Gartenbaukünstler.«
    »Gartenbaukünstler?« fragte der Sergeant, der keinen Fehler daran entdecken konnte, ein Gartenbaukünstler zu sein. Auf seine bescheidene Weise war er selber einer.
    »Die Gartenbaukünstler«, erklärte Verkramp, »waren eine Geheimorganisation reicher Farmer und Geschäftsleute, die planten, Zululand zur Zeit des Republik-Referendums aus der Union auszugliedern. Sie waren bereit, Gewalt anzuwenden. Es gehörten Offiziere von den Piemburger Reitergrenadieren dazu, die Waffen aus dem Militärarsenal benutzen wollten.«
    »Aber das ist doch zehn Jahre her«, wandte Sergeant Breitenbach ein.
    »Leute wie die ändern ihre Meinung nie«, stellte Verkramp apodiktisch fest. »Wollen Sie etwa den Briten verzeihen, was sie unseren Frauen und Kindern in den Konzentrationslagern angetan haben?«
    »Nein«, sagte der Sergeant, der zwar weder Frauen noch Kinder während des Burenkriegs in Konzentrationslagern gehabt hatte, der aber die richtige Antwort kannte.
    »Na, sehen Sie«, sagte Verkramp. »Also, diese Saubande ist kein bißchen anders, und sie werden es uns nie verzeihen, daß wir Zululand aus dem Britischen Empire herausgelöst haben. Sie hassen uns. Begreifen Sie denn nicht, wie uns die Briten hassen?«
    »Doch«, sagte der Sergeant hastig. Er merkte, daß Verkramp sich schon wieder in Rage redete, und wollte lieber nicht mehr da sein, wenn’s soweit war. »Sie haben wahrscheinlich recht.«
    »Wahrscheinlich?« schrie Verkramp. »Ich habe immer recht.«
    »Klar«, sagte der Sergeant noch hastiger.
    »Und was machen sie also, diese Gartenbaukünstler? Sie tauchen eine Zeitlang unter, und dann rotten sie sich mit den Kommunisten und Liberalen zusammen, um unsere herrliche Afrikaander-Republik zu stürzen. Diese Bombenanschläge sind das erste Anzeichen dafür, daß ihr Feldzug begonnen hat.

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