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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Na, und ich werde nicht unbeteiligt zusehen und sie ungestraft davonkommen lassen. Ich will diese Mistkerle im Gefängnis haben und die Wahrheit aus ihnen rausquetschen, ehe sie wirklich Schaden anrichten können.«
    Sergeant Breitenbach wartete, bis der Anfall vorüber war, ehe er nochmal Bedenken äußerte.
    »Meinen Sie nicht, es wäre sicherer, erst mal Kommandant van Heerden zu unterrichten. Dann kann der doch den Kopf hinhalten, falls es Scherereien gibt.«
    Luitenant Verkramp wollte nichts davon hören. »Die Hälfte der Probleme in dieser Stadt kommt daher, wie der alte Dummkopf die Engländer behandelt«, schimpfte er. »Er geht verdammt nochmal viel zu sanft mit ihnen um. Manchmal denke ich, er mag sie viel lieber als seine eigenen Leute.«
    Sergeant Breitenbach sagte, davon sei ihm nichts bekannt. Er wußte nur, daß der Großvater des Kommandanten nach der Schlacht von Paardeberg von den Briten erschossen worden war, und das war mehr, als man von Verkramps Großvater sagen konnte. Der hatte an das britische Heer Pferde verkauft und war praktisch ein »Khaki-Bure« gewesen, aber der Sergeant war zu diskret, um diesen Umstand jetzt zu erwähnen. Statt dessen griff er wieder zu der Liste.
    »Wo stecken wir die alle denn bloß hin?« fragte er. »Die Zellen im Obergeschoß werden für Ihre Kaffernboetje-Kur gebraucht, und die im Keller sind auch alle voll.«
    »Bringen Sie sie runter ins Gefängnis«, sagte Verkramp, »und sehen Sie zu, daß sie schön voneinander getrennt bleiben. Ich will nicht, daß sie sich irgendwelche Geschichten zurechtlegen.«
    Eine halbe Stunde später hatte in den Häusern von sechsunddreißig der einflußreichsten Bürger Piemburgs bewaffnete Polizei eine Razzia veranstaltet, und wütende und verängstigte Männer waren im Schlafanzug in Polizeifahrzeuge geschleppt worden. Der eine oder andere leistete verzweifelt Widerstand, im falschen Glauben, die Zulus hätten sich erhoben und wollten sie in ihren Betten massakrieren, ein Mißverständnis, an dem die totale Finsternis schuld war, in die Verkramps Agenten die Stadt gestürzt hatten. Vier Polizisten wurden bei diesen Auseinandersetzungen verwundet, und ein Kohlenhändler erschoß seine Frau, um sie davor zu bewahren, von den schwarzen Horden vergewaltigt zu werden, ehe die Situation geklärt werden konnte.
    Bis zum Morgengrauen waren alle Verhaftungen durchgeführt, obwohl ein oder zwei Versehen noch richtiggestellt werden mußten. Der Mann, den man aus den Armen der Frau des Bürgermeisters gerissen hatte, erwies sich schließlich nicht als der städtische Würdenträger selber, sondern als ein Nachbar, den jener gebeten hatte, ihm bei seiner Wahl zu helfen. Als der Bürgermeister endlich gefaßt wurde, hatte er die Vermutung, er werde wegen Bestechung hochgestellter Leute verhaftet. »Eine Schande«, brüllte er, als er in den Polizeiwagen gestopft wurde. »Sie haben kein Recht, ihre Nase in mein Privatleben zu stecken. Ich bin ihr gemehlter Repräsentant«, ein Protest, der nichts für seine Freilassung tat, sondern in gewisser Weise die Anwesenheit des Nachbarn im Bett seiner Ehefrau erklärte.
    Am nächsten Morgen unternahmen Luitenant Verkramp und Sergeant Breitenbach nach ein paar Stunden Schlaf eine Besichtigung aller Einrichtungen, die von den Saboteuren zerstört worden waren. Wieder war Sergeant Breitenbach verblüfft, wie spontan der amtierende Kommandant die Lage erfaßte. Verkramp schien genau zu wissen, wohin sie fahren mußten, ohne daß man es ihm gesagt hatte. Als sie sich die Überreste des Transformators an der Straße nach Durban besahen, fragte der Sergeant den Luitenant, was er nun zu tun gedenke.
    »Nichts«, sagte Verkramp zu seiner Verwunderung. »In ein paar Tagen werden wir in der Lage sein, die ganze kommunistische Sippschaft in Zululand zu verhaften.«
    »Und was ist mit all den Leuten, die wir gestern abend verhaftet haben?«
    »Sie werden vernommen, und ihre Aussagen werden uns helfen, ihre Komplizen zu finden«, erklärte Verkramp.
    Sergeant Breitenbach schüttelte verdutzt den Kopf.
    »Ich hoffe bei Gott, daß Sie wissen, was Sie tun«, war alles, was er sagte. Auf dem Rückweg fuhren sie beim Gefängnis vorbei, wo Verkramp den Sicherheitsbeamten, die rund um die Uhr die Vernehmungen durchführen sollten, Instruktionen gab.
    »Schema F, wie üblich«, sagte er zu ihnen. »Nicht hinsetzen lassen. Kein Schlaf. Machen Sie ihnen am Anfang ein bißchen Dampf. Erklären Sie ihnen, sie kämen nach dem

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