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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wie es schien, einem 59er Chambertin fast ebenbürtig war.
    Als der Kaffee serviert worden war und der Port kreiste, hatte der Kommandant sein Selbstvertrauen vollkommen wiedergewonnen. Zweimal hatte er, ganz zufällig, La Marquise eins ausgewischt, einmal mit seiner Frage, ob auch ihr Gatte anwesend sei, und das zweite Mal, als er sich quer über sie hinweglehnte, um nach dem Salz zu greifen, und mit Absicht gegen ihren gut verhehlten Busen stieß. Zu seiner Linken preßte Mrs. Heathcote-Kilkoon, vom Wein und der durchdringenden Männlichkeit des Kommandanten erhitzt, ihr Bein vorsichtig gegen seines, wobei sie ein strahlendes Lächeln aufsetzte und mit ihrer Perlenkette spielte. Als sich der Colonel erhob, um den Toast auf den Meister auszubringen, stieß ihn Mrs. Heathcote-Kilkoon leise an und wies auf ein Foto über dem Kaminsims. »Das ist Major Mercer«, flüsterte sie, »Dornford Yates«. Der Kommandant nickte und besah sich das Gesicht, das aus dem Bild angewidert zurückblickte. Zwei streitsüchtige Augen, eines etwas größer als das andere, und ein struppiger Schnurrbart: der romantische Autor sah aus wie ein mürrischer Feldwebel. »Wahrscheinlich kommt das Wort Autorität daher – von Autor«, dachte der Kommandant und reichte den Port falsch herum weiter. Aus Achtung vor La Marquise hatten sich die Damen nicht zurückgezogen, und wenig später brachte der Zulu-Kellner die Zigarren.
    »Nicht Ihre Henry Clays, nur rhodesische Macanudos«, sagte der Colonel bescheiden. Der Kommandant nahm sich eine und zündete sie an.
    »Jemals versucht, sich selber welche zu drehen?« fragte er den Colonel und war erstaunt über dessen gereizten Gesichtsausdruck.
    »Bestimmt nicht«, sagte Colonel Heathcote-Kilkoon, der über den erratischen Kurs des Portweins schon wütend war.
    »Wer hat schon mal gehört, daß sich jemand seine Zigarren selber rollt?«
    »Ich«, sagte der Kommandant sanft. »Meine Oma hatte eine Farm in den Magaliesbergen und baute Tabak an. Man muß ihn auf der Innenseite des Oberschenkels rollen.«
    »Wie entsetzlich omanistisch«, sagte La Marquise schrill. Als das Gelächter vorüber war, fuhr der Kommandant fort: »Meine Oma nahm Schnupftabak. Wir haben ihn ihr immer gemahlen.«
    Der Kreis geröteter Gesichter besah sich interessiert den Mann im Harris-Tweed-Anzug, dessen Großmutter Schnupftabak nahm.
    »Was für eine farbige Familie Sie haben«, sagte der Dicke, der wußte, wie man Rabatt auf Kühlschränke bekommt, und war sehr überrascht, als sich der Kommandant plötzlich mit dem Ausdruck unverkennbarer Wut über den Tisch zu ihm hinüberbeugte.
    »Wenn ich nicht in einem fremden Haus wäre«, fauchte der Kommandant, »würden Sie diese Bemerkung bedauern.« Der Dicke wurde bleich, und Mrs. Heathcote-Kilkoon legte ihre Hand dem Kommandanten besänftigend auf den Arm.
    »Habe ich was Falsches gesagt?« fragte der Dicke.
    »Ich glaube, Mr. Evans wollte damit sagen, daß Ihre Familie sehr interessant ist«, erklärte Mrs. Heathcote-Kilkoon flüsternd dem Kommandanten.
    »Für mich hat sich das aber nicht so angehört«, sagte der Kommandant. Colonel Heathcote-Kilkoon, der am Kopf des Tisches saß und der Meinung war, daß er irgendwo seine Autorität geltend machen müsse, gab den Kellnern den Auftrag, Likör zu servieren. Das war kein kluger Schritt. Major Bloxham, den offenbar noch immer ärgerte, daß weder sein Oom Paul Special noch der Holzhammer den Kommandanten so weit gekriegt hatten, daß man ihm einen Denkzettel verpassen konnte, bot ihm etwas Chanreuse an. Als sein Portweinglas mit dem Zeug gefüllt war, besah es sich der Kommandant interessiert.
    »Grünen Wein habe ich noch nie gesehen«, sagte er schließlich.
    »Wird aus grünen Trauben gemacht, alter Junge«, sagte der Major und war entzückt über das Lachen, das er erntete. »Müssen Sie in einem Zug runterkippen.« Mrs. Heathcote-Kilkoon fand keinen Spaß an der Sache.
    »Wie geschmacklos willst du noch werden, Boy?« fragte sie verstimmt, als der Kommandant das Glas mit einem Schluck leerte.
    »Wie pikant willst du noch werden?« sagte der Major scherzend.
    La Marquise gab ihren Kommentar dazu. »Pikant? Meine Lieben«, kreischte sie, »hier müßten Sie sitzen, um das genauer zu sehen. Absolut Gorgonzola, das kann ich Ihnen versichern«, eine Bemerkung, die zu einem Mißverständnis beim Kellner führte, der die Käseplatte brachte. Während der ganzen Zeit saß der Kommandant da und lächelte glücklich über die Wärme,

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