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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gehen«, sagte er, hob Mrs. Heathcote-Kilkoon vorsichtig von ihrem Stuhl und trug sie in ihr Zimmer, dicht gefolgt von dem Zulu-Butler, der den Motiven des Kommandanten mißtraute.
    Als er sie auf ihr Bett legte, lächelte sie im Schlaf. »Nicht jetzt, Darling«, murmelte sie, offenbar im Traum. »Nicht jetzt. Morgen.«
    Der Kommandant schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und ging hinunter, um dem Gastgeber für den herrlichen Abend zu danken. Vom Colonel war im Eßzimmer keine Spur zu entdecken, wo der Dornford Yates-Club leblos auf oder unter dem Tisch lag. Nur Major Bloxham ließ noch Anzeichen von Aktivität erkennen, und die liefen darauf hinaus, daß er jeglicher Konversation aus dem Weg zu gehen gedachte.
    »Totsiens«, sagte der Kommandant und wurde für seinen afrikaansen Abschiedsgruß mit einem frischen Rülpser des Majors belohnt. Als sich der Kommandant in dem Raum umsah, bemerkte er, daß sich unter dem Tisch etwas bewegte. Jemand versuchte offenbar, La Marquise wieder zu Bewußtsein zu bringen, warum das allerdings erforderte, daß man ihr die Hosen auszog, das konnte sich der Kommandant nicht erklären. Er hob das Tischtuch hoch und guckte unter den Tisch. Ein Gesicht starrte zu ihm empor. Dem Kommandanten war plötzlich nicht gut. »Ich hatte zuviel«, dachte er, während er sich in Erinnerung rief, was er über Delirien gehört hatte. Er ließ das Tischtuch eilig fallen und stürmte aus dem Zimmer. In der Dunkelheit des Gartens fiel in das Sägen der Zikaden unregelmäßig die Heckenschere des Colonel ein, aber der Kommandant hatte kein Ohr dafür. Seine Gedanken waren bei den zwei Augen, die unter dem Tischtuch zu ihm hochgestarrt hatten – zwei kleine, runde Augen und ein grauenhaftes Gesicht, und das Gesicht war das Gesicht von Els. Aber Wachtmeister Els war tot. »Nächstens sehe ich noch rosa Elefanten«, dachte er entsetzt, als er in seinen Wagen stieg und wie der Henker zu dem Kurhaus zurückfuhr, wo er sogleich seinen Organismus zu reinigen versuchte, indem er von dem stinkigen Wasser in seinem Zimmer trank.

10
    Kommandant van Heerden war nicht der einzige, der unter der Einbildung litt, er habe Halluzinationen. In Piemburg liefen Luitenant Verkramps Bemühungen, die subversiven Elemente des Staates auszurotten, darauf hinaus, daß es einen neuen, grotesken Ausbruch von Sabotageakten gab, diesmal auf den Straßen der Stadt. Und wieder hatten die Gewalttaten ihren Ursprung in der Verschlungenheit der Nachrichtenwege zwischen dem Sicherheitschef und seinen Agenten.
    Der Donnerstags-Briefkasten von 628.461 lag im Vogelpark. Um genau zu sein, in einer Abfallkiste vor dem Straußengehege, was jeder für eine sehr geeignete Stelle hielt, weil es vollkommen logisch war, daß man dort Dinge hineinwarf, und sie war auch genau der geeignete Punkt für einen als Landstreicher verkleideten Sicherheitsbeamten, um Dinge herauszunehmen. Jeden Donnerstagmorgen schlenderte 628.461 durch den Vogelpark, kaufte sich beim Eisverkäufer ein Eis, wickelte seine Botschaft in das klebrige Silberpapier und warf sie in den Abfallkorb, während er so tat, als sehe er dem Leben und Treiben der Strauße zu. Jeden Donnerstagnachmittag erschien der Sicherheitsbeamte van Rooyen in dem Vogelpark, zünftig in Lumpen gekleidet und eine leere Sherryflasche in der Hand, und spähte voller Hoffnung in die Abfallkiste, um sie jedesmal leer zu finden. Die Tatsache, daß die Botschaft hinterlegt und inzwischen von jemand anderem entfernt worden war, kam keinem in den Sinn. 628.461 wußte nicht, daß Wachtmeister van Rooyen seine Botschaft nicht gefunden hatte, und Wachtmeister van Rooyen hatte keine Ahnung, daß Agent Nr. 628.461 überhaupt existierte. Er wußte nur, daß ihm Luitenant Verkramp gesagt hatte, er solle das klebrige Eiskrempapier aus dem Abfallkorb nehmen, und da war keins.
    Am Donnerstag nach der Abreise des Kommandanten verschlüsselte 628.461 eine wichtige Botschaft, in der er Verkramp mitteilte, daß er die anderen Saboteure überredet habe, ausnahmsweise gemeinsam zu handeln, und zwar zu dem Zweck, ihre Verhaftung zu erleichtern, während sie gerade ein Ding drehten, für das sie alle gehenkt werden konnten. Er hatte vorgeschlagen, den Hluwe-Staudamm zu sprengen, der ganz Piemburg und halb Zululand mit Wasser versorgte, und da niemand ganz allein einen Staudamm in die Luft sprengen kann, hatte er darauf bestanden, daß alle daran teilnähmen. Zu seiner großen Überraschung stimmten alle elf seinem Vorschlag

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