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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Clubdinner am Abend diskutieren. Clubdinners waren so langweilige Sachen, langweilig und unwirklich. Den Leuten in Zululand fehlte der Chic, der das Leben in Nairobi so erträglich gemacht hatte. Viel zu raffiné, dachte sie, wobei sie bei dem kleinen Vorrat französischer Wörter Rückhalt suchte, mit dem sie au fait war und der bei ihren Freunden in Kenia de rigueur gewesen war. Das war es, was an dem Kommandanten so anders war. Niemand konnte ihn etwa bezichtigen, raffiné zu sein.
    »Er hat was so Erdnahes«, murmelte sie, als sie ihren Wagen vor dem Kurhaus von Weezen parkte und in das Gebäude hineinging.
    Etwas ganz und gar Erdnahes hatte auch das Zimmer des Kommandanten, als sie es endlich fand und anklopfte. Der Kommandant öffnete in Unterhosen, die er gerade gewechselt hatte, um angeln zu gehen, und machte die Tür schleunigst wieder zu. Als er sie gebührend bekleidet wieder aufmachte, hatte Mrs. Heathcote-Kilkoon, die die Zeit damit verbracht hatte, sich das Emailleschild an der Tür genau anzusehen, über die Herkunft des Geruchs ihre eigenen Schlüsse gezogen.
    »Kommen Sie doch herein«, sagte der Kommandant, womit er wiederum diesen Mangel an Vornehmheit bewies, den Mrs. Heathcote-Kilkoon so anziehend fand. Sie betrat das Zimmer und blickte sich unsicher um.
    »Ich will Sie um Gottes willen nicht unterbrechen«, sagte sie und schielte vielsagend auf die Hähne und Schläuche.
    »Das tun Sie absolut nicht. Ich wollte nur gerade…«
    »Eben«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon rasch. »Wir brauchen ja nicht in die Details zu gehen. Ich darf wohl sagen, wir haben alle unsere kleinen Leiden.«
    »Leiden?« sagte der Kommandant.
    Mrs. Heathcote-Kilkoon zog die Nase kraus und öffnete die Tür.
    »Obgleich, nach dem Geruch hier drin zu urteilen, Ihre wohl viel ernster als die meisten sind.« Sie trat auf den Korridor, und der Kommandant folgte ihr.
    »Es ist der Schwefel«, beeilte er sich zu erklären.
    »Unsinn«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, »es ist die fehlende Bewegung. Na, das biegen wir bald wieder zurecht. Was Sie brauchen, ist ein guter Galopp vor dem Frühstück. Wie steht’s denn mit ihrem Sitz?«
    Kommandant van Heerden sagte ihr ziemlich beleidigt, soweit er wisse, sei daran alles in Ordnung.
    »Na, das ist doch schon was«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon.
    Sie gingen durch die Drehtür nach draußen und blieben auf der Terrasse stehen, wo die Luft frischer war. Mrs. Heathcote-Kilkoons Betragen verlor etwas von seiner Strenge.
    »Es tut mir ja so leid, daß Sie hier so kläglich gestrandet sind«, sagte sie. »Es ist alles unsere Schuld. Wir haben im Hotel in der Stadt nach Ihnen gesucht, aber daß es dieses Haus hier gibt, wußte ich nicht.«
    Sie lehnte sich elegant gegen die Balustrade und besah sich das Gebäude mit seinem getüpfelten Portikus und der ausgeblichenen Inschrift. Der Kommandant erklärte, daß er sie anzurufen versucht habe, daß er aber die Nummer nicht habe finden können.
    »Natürlich konnten Sie das nicht, mein Lieber«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, während sie seinen Arm nahm und ihn hinunter in den Garten führte. »Wir haben gar keine. Henry ist so ein Heimlichtuer, verstehen Sie? Er spekuliert an der Börse und kann den Gedanken nicht ertragen, daß jemand mithört und einen Reibach mit Kaffern macht, weil er mitgekriegt hat, daß Henry seinem Makler den Auftrag gab, Free State Geduld zu kaufen.«
    »Das ist verständlich«, sagte der Kommandant, der nur noch Bahnhof verstand.
    Sie spazierten den Weg zum Fluß hinunter, und Mrs. Heathcote-Kilkoon schnatterte weiter von dem Leben in Kenia und wie sehr sie die fröhlichen Zeiten in Thomson’s Falls vermisse.
    »Wir hatten dort ein so entzückendes Haus, Littlewoods Lodge, es war benannt nach… na, tut nichts zur Sache. Sagen wir halt, es war benannt nach Henrys erstem großen coup, und natürlich gab es dort hektarweise Azaleen. Ich glaube, das war der Grund, warum Henry von Anfang an nach Kenia wollte. Er ist absolut versessen auf Blumen, verstehen Sie, und Azaleen gedeihen in Südlondon nicht so schrecklich gut.«
    Der Kommandant sagte, da müsse der Colonel aber wirklich ein begeisterter Blumenfreund sein, wenn er extra nach Afrika komme, um welche anzubauen.
    »Und außerdem waren die Steuern ein Problem«, fuhr Mrs. Heathcote-Kilkoon fort, »ich meine, als Henry erstmal groß abgesahnt hatte… ich meine, als Henry Geld hatte, war es ihm einfach nicht mehr möglich, in England unter dieser gräßlichen

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