Mohrenwäsche
zugange.
»Sehr schmackhaft«, sagte der Kommandant, der an dem Drink nippte, der aus Apfelschnaps und Dubonnet bestand und, um ihn »Special« zu machen, einen Extraschuß Wodka enthielt.
»Freut mich, daß Sie’n mögen«, sagte der Major. »Kippen Sie’n runter, dann können Sie einen Holzhammer probieren. « Aber ehe sich der Kommandant einen Eindruck von der Wirkung einer Mischung aus Brandy, Rum und Apfelschnaps auf dem Oom Paul Special machen konnte, nahm ihn Mrs. Heathcote-Kilkoon so diskret beiseite wie es die vielen Menschen zuließen, um ihn Henry vorzustellen. Der Colonel besah sich den Anzug des Kommandanten mit Interesse.
»Schön, daß Sie gekommen sind, Kommandant«, sagte er mit einer Freundlichkeit, die seine Frau beunruhigend fand. »Sagen Sie mal, tragen Buren immer Harris-Tweed zu Dinnerparties?«
»Aber Henry«, warf Mrs. Heathcote-Kilkoon ein, bevor der Kommandant antworten konnte, »der Kommandant war auf formelle Anlässe auf dem Land wohl kaum vorbereitet. Mein Mann«, wandte sie sich wieder an den Kommandanten, »ist so ein Pedant in solchen…« Der Rest des Satzes ging im Dröhnen eines kolossalen Gongs unter, und als das Echo verhallte, teilte der Butler mit, daß das Dinner serviert sei. Es war halb acht. Mrs. Heathcote-Kilkoon durchquerte mit einem Satz den Raum, und nach einem kurzen, aber heftigen Meinungsaustausch, in dem sie den Butler zweimal einen schwarzen Dummkopf nannte, kehrte die Gastgeberin mit einem Keramiklächeln zu der Gesellschaft zurück. »Nur ein Mißverständnis wegen der Zeit«, sagte sie, und nach ein paar weiteren Bemerkungen über die Schwierigkeit, anständiges Personal zu bekommen, mischte sie sich wieder heiter ins Gedränge. Der Kommandant, der sich plötzlich alleingelassen fand, trank seinen Oom Paul aus, ging hinüber an die Bar und ließ sich einen Holzhammer mixen. Dann suchte er sich eine stille Ecke neben einem Goldfisch, der zu seinem Anzug paßte, und begutachtete die anderen Gäste. Abgesehen vom Colonel, dessen galliger Blick ihn als Mann von Distinktion zu erkennen gab, waren die anderen Leute kaum das, was der Kommandant erwartet hatte. Sie schienen so etwas wie selbstsichere Unsicherheit auszustrahlen, und ihrer Unterhaltung fehlte der weltgewandte Witz, den er auf den Seiten von Berry & Co. gefunden hatte. In einer kleinen Gruppe in seiner Nähe erläuterte ein kleiner dicker Mann, wie er auf Kühlschränke fünfzig Prozent Rabatt bekommen könne, während ein anderer argumentierte, die einzige Möglichkeit, Fleisch zu kaufen, sei en gros. Der Kommandant schlenderte gemächlich im Raum herum und schnappte hier und da einen Satz über Rosen und das Juli-Handikaprennen und die Scheidung von irgend jemandem auf. An der provisorischen Bar reichte ihm Major Bloxham einen Dritten Grad.
»Genau das richtige, was, alter Junge?« sagte er, aber ehe der Kommandant trinken konnte, war der Gong wieder ertönt, und da der Kommandant den Cocktail nicht verkommen lassen wollte, kippte er ihn in das Goldfischglas. Dann ging er zum Dinner.
»Sie sitzen zwischen La Marquise und mir«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, als man im Eßzimmer verlegen um den langen Tisch herumstand, »da sind Sie gut aufgehoben«, und der Kommandant fand sich kurz darauf neben einem Wesen wieder, das er eindeutig für einen schwulen Mann im Dinnerjacket hielt, der alle Leute mit »Darling« anredete. Er rutschte mit seinem Stuhl etwas näher an Mrs. Heathcote-Kilkoon heran, denn er bemerkte zu seiner Beunruhigung, daß der Mann ihn nachdenklich beäugte. Der Kommandant spielte mit dem Silber herum und fragte sich, warum der Colonel ihn so aufmerksam beobachte. In einem Augenblick der Stille fragte ihn der Mann zur Rechten, was er mache.
»Machen?« sagte der Kommandant mißtrauisch. Das Wort hatte ihm zu viele Bedeutungen für eine einfache Antwort.
La Marquise bemerkte seine Verwirrung. »Als Beruf, Darling, als Beruf. Nicht mit mir, um Gottes willen. Das kann ich Ihnen garantieren.« Am Tisch lachte jeder, und der Kommandant erhöhte die Heiterkeit, indem er sagte, er sei Polizist. Er wollte gerade hinzufügen, er habe in seinem Leben schon eine ganze Menge Tunten gesehen, aber…. als ihm Mrs. Heathcote-Kilkoon »Sie ist eine Frau« ins Ohr flüsterte. Der Kommandant wechselte die Farbe von rosarot zu bleich bei der Vorstellung, welcher Schnitzer ihm beinahe unterlaufen wäre, und nahm einen kräftigen Zug von dem australischen Burgunder, der nach Auffassung des Colonel,
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