Mohrenwäsche
die ihn durchzog. Er beschloß sich bei dem Dicken zu entschuldigen, und machte gerade Anstalten dazu, als der Major ihm noch ein Glas Chartreuse anbot. Der Kommandant nahm dankbar an, trotz eines heftigen Fußtritts von Mrs. Heathcote-Kilkoon.
»Ich meine, wir sollten uns alle dem Kommandanten anschließen«, sagte sie plötzlich, »wir können ihn doch nicht so allein trinken lassen. Boy, fülle die Portweingläser.«
Der Major sah sie zweifelnd an. »Alle?« fragte er.
»Du hast doch gehört, was ich gesagt habe«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon und sah rachsüchtig vom Major zu ihrem Mann. »Alle. Ich meine, wir sollten alle zu Ehren unseres Gastes aufs Wohl der Südafrikanischen Polizei trinken.«
»Verdammt will ich sein, wenn ich ein ganzes Glas Chartreuse auf irgend jemanden trinke«, sagte der Colonel.
»Habe ich Ihnen eigentlich schon mal erzählt, wie Henry den Krieg verbracht hat?« fragte Mrs. Heathcote-Kilkoon den ganzen Tisch entlang. Colonel Heathcote-Kilkoon wurde blaß und erhob sein Glas.
»Auf die Südafrikanische Polizei«, sagte er eilends.
»Auf die Südafrikanische Polizei«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon mit mehr Begeisterung und hielt den Colonel und Major Bloxham sorgfältig im Auge, bis sie ihre Gläser bis zur Neige ausgetrunken hatten.
In glücklicher Unkenntnis der Spannungen um ihn herum saß der Kommandant da und lächelte. So also verbrachten die Engländer ihre Abende, dachte er, und fühlte sich durch und durch zu Hause.
In der Stille, die auf den Toast folgte und auf die Vorstellung, was ein großes Glas Chartreuse der Leber alles antun könne, erhob sich Kommandant van Heerden von seinem Stuhl.
»Ich möchte Ihnen nur sagen, wie geehrt ich mich fühle, daß ich heute abend hier in dieser vornehmen Gesellschaft sein darf«, sagte er, machte eine Pause und sah auf die Gesichter, die wächsern zu ihm zurückblickten. »Was ich sagen will, kommt für Sie vielleicht ein bißchen überraschend.« Am Ende des Tisches schloß Colonel Heathcote-Kilkoon seine Augen und erschauerte. Wenn die Rede des Kommandanten so ähnlich wäre wie sein Geschmack in Textilien und Weinen, konnte er sich einfach nicht vorstellen, was er zu erwarten hätte. Aber schließlich wurde er angenehm überrascht.
»Ich bin, wie Sie wissen, Afrikaander«, fuhr der Kommandant fort. »Oder wie Sie als Briten sagen, ein Bure, aber ich möchte, daß Sie wissen, daß ich die Briten sehr verehre, und würde gern einen Toast auf das Britische Empire ausbringen.«
Es dauerte einige Zeit, bis dem Colonel klar war, was der Kommandant soeben gesagt hatte. Verblüfft machte er die Augen wieder auf und sah zu seinem Erstaunen, daß der Kommandant zu einer Flasche Benedictine gegriffen hatte und allen die Gläser füllte.
»Nun, Henry«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, als der Colonel sie flehend ansah, »auf die Ehre des Britischen Empire.«
»Du lieber Gott«, sagte der Colonel.
Der Kommandant goß das letzte Portweinglas voll und erhob seines.
»Auf das Britische Empire«, sagte er und kippte es runter. Dann sah er den Colonel herausfordernd an, der nur genippt hatte und nicht wußte, was er mit dem Rest machen sollte.
»Nun, Henry«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon. Der Colonel trank sein Glas aus und plumste fix und fertig auf seinen Stuhl.
Der Kommandant setzte sich überglücklich wieder hin. Das Gefühl der Enttäuschung, das den ersten Teil des Abends so beeinträchtigt hatte, war völlig verschwunden. So auch La Marquise. Mit einem mutigen Anlauf zu einem letzten »Darling« rutschte sie, elegant bis zur letzten Sekunde, unter den Tisch. Als sich die Auswirkungen von Kommandant van Heerdens Verehrung gegenüber dem Britischen Empire in ihrer ganzen Fülle bemerkbar machten, beschleunigte der Zulu-Kellner, der sich offenbar nach seinem Bett sehnte, den ganzen Vorgang, indem er die Käseplatte und die Zigarren gleichzeitig hereinbrachte.
Colonel Heathcote-Kilkoon versuchte, ihn zurechtzuweisen.
»Stilton und Zigarren passen nicht zus…«, sagte er, ehe er aus dem Zimmer torkelte. Hinter ihm löste sich die Party auf. Der Dicke schlief ein. Dem Major war hundeelend. Und Mrs. Heathcote-Kilkoon preßte eine ganze Menge mehr als bloß ihr Bein gegen den Kommandanten. »Nimm mich…«, sagte sie, ehe sie ihm auf den Schoß sank. Der Kommandant sah liebevoll auf ihre bläulich gefärbten Locken hinunter, dann schob er mit ungewohnter Artigkeit ihren Kopf von seinem Hosenschlitz und stand auf.
»Zeit, zu Bett zu
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