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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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eingestellt haben?« fragte 745.396 skeptisch.
    »Natürlich eine Popkorn-Spur bis ins Stadtzentrum legen«, sagte 628.461 zu ihm. Die Gruppe löste sich auf, um ihre Sprengstoffvorräte herbeizuholen, und kam abends um neun wieder im Vogelpark zusammen. Das Gefühl gegenseitigen Mißtrauens, das ihre Treffen früher so sehr durchdrungen hatte, war echter Kameradschaft gewichen. Verkramps Agenten fingen an, sich zu mögen.
    »Wenn das funktioniert«, sagte 628.461, »besteht kein Grund, weshalb wir’s nicht auch mit dem Zoo versuchen sollten.«
    »Verdammt will ich sein, wenn ich die Löwen mit Parisern füttere«, sagte 745.396.
    »Gar nicht nötig, sie mit irgendwas zu füttern«, sagte 885.974, der keine Lust hatte, noch mehr Kondome zu kaufen. »Die wären auch so explosiv genug.«
    Waren Verkramps Agenten auch fröhlich – von ihrem Chef konnte das nicht behauptet werden. Die Überzeugung, daß irgendwas gefährlich schiefgegangen war mit seinen Plänen, der kommunistischen Subversion ein Ende zu bereiten, hatte sich verstärkt, als der Waffenmeister entdeckte, daß erhebliche Mengen an Sprengstoff und Zündern aus dem Polizeiarsenal abhanden gekommen waren.
    Er meldete seinen Fund oder vielmehr dessen Fehlen an Luitenant Verkramp. Diese Meldung, die genau zu einem Bericht der Polizei-Sprengtruppe paßte, in dem es hieß, daß die bei allen Anschlägen benutzten Sprengkapseln von einer Bauart seien, wie sie in der Vergangenheit allein von der Südafrikanischen Polizei benutzt wurde, ließ in Verkramp allmählich die Erkenntnis reifen, daß er auf irgendwie merkwürdige Weise wohl einen größeren Bissen in den Mund genommen hatte, als er runterschlucken konnte. Das war eine Erkenntnis, die er mit fünf Straußen im Vogelpark teilte. Was am Anfang als herrliche Möglichkeit erschienen war, seinen Ehrgeiz zu stillen, hatte sich zu etwas entwickelt, wovon es keinen Weg zurück mehr gab. Sicherlich sahen es die Strauße in diesem Lichte, wie die Geheimagenten zu ihrem Schrecken feststellen mußten, als sie die explosiven Vögel aus ihrem Gehege freiließen. Gesellig bis zum letzten und offenbar der Meinung, daß es, was die mit Popkorn überzogenen Pariser anging, ruhig noch weitergehen könne, eilten die fünf Strauße mit großen Schritten hinter den Agenten her, die Kurs auf die Stadt nahmen. Als die Mischung aus Rudel und Schar das obere Ende der Market Street erreicht hatte, waren die Agenten der Panik nahe.
    »Wir teilen uns vielleicht besser«, sagte 628.461 ängstlich.
    »Teilen? Teilen? Wir lösen uns verdammt nochmal schlicht und einfach auf, wenn zum Kuckuck nochmal die Vögel von hier nicht verschwinden«, sagte 745.396, der von Anfang an den ganzen Plan nicht gutgeheißen und die Freundschaft eines Straußen gewonnen zu haben schien, der wenigstens 300 Pfund in ungeladenem Zustand wog und einen Fünfzehn-Minuten-Zünder intus hatte. Im nächsten Augenblick machten sich die Agenten durch Nebenstraßen aus dem Staub, um den wahrscheinlichen Auswirkungen ihres Experiments zu entgehen. Furchtlos, unbarmherzig und mühelos rasten die Strauße hinter ihnen her. An der Ecke Market und Stanger Street sprang 745.396 auf einen fahrenden Bus auf und sah zu seinem Entsetzen durch das Rückfenster, wie die Silhouette seines Straußes in aller Gemütlichkeit ein paar Meter entfernt hinter ihnen hertrabte. Bei der Ampel an der Chapel Street war er immer noch da. 745.396 war mit einem Satz aus dem Bus und flitzte in das Majestic Cinema, in dem Die tollkühnen Adler gezeigt wurde.
    »Die Vorstellung ist zu Ende«, sagte der Portier im Foyer.
    »Das glauben Sie«, sagte 745.396, die Augen auf den Strauß geheftet, der neugierig durch die Glastür äugte. »Ich möchte bloß mal auf die Toilette.«
    »Die Treppe runter, links«, sagte der Portier und ging hinaus auf den Bürgersteig, um den Strauß zum Weitergehen zu bewegen. 745.396 ging hinunter zur Toilette, riegelte sich in eine Zelle ein und wartete auf die Explosion. Er war immer noch da, als der Portier fünf Minuten später zu ihm runterkam und an die Tür klopfte.
    »Hat dieser Strauß irgendwas mit Ihnen zu tun?« fragte er, während 745.396 Papier von der Rolle abriß, um zu beweisen, daß er das Örtchen zu seinem eigentlichen Zweck benutzte.
    »Nein«, sagte 745.396 ohne Überzeugung.
    »Na, Sie können ihn jedenfalls nicht einfach so draußen lassen«, sagte der Portier, »er behindert noch den Verkehr.«
    »Das können Sie laut sagen«, sagte

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