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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gemacht und zwei von seinen Agenten aufgestöbert, die im Criterion Hotel in der Verwoerd Street auf den Erfolg ihrer letzten Sabotageversuche tranken.
    »Polente«, sagte 628.461, als Verkramp die Bar betrat, »du ziehst am besten Leine«. 885.974 goß seinen Drink runter und ging hinaus. 628.461 blickte ihm nach und sah zu seiner Überraschung, daß Verkramp ihm folgte.
    »Er verhaftet ihn«, dachte er und bestellte sich noch ein Bier. Einen Augenblick später sah er auf und stellte fest, daß Verkramp mit finsterem Blick auf ihn runtersah.
    »Komm mit raus«, sagte Verkramp barsch. 628.461 rutschte von seinem Barhocker und ging hinaus. Draußen sah er zu seinem Erstaunen seinen Sabotagegenossen unbewacht in dem Polizeiauto sitzen.
    »Ich sehe, einen von ihnen haben Sie schon geschnappt«, sagte 628.461 zu Verkramp und stieg zu 885.974 in den Wagen.
    »Von ihnen? Von ihnen?« stotterte Verkramp hysterisch. »Er ist nicht sie. Er ist wir.«
    »Wir?« fragte 628.461 verblüfft.
    »Ich bin 885.974. Und wer bist du?«
    »Oh, mein Gott«, sagte 628.461.
    Verkramp stieg auf den Fahrersitz und blickte sich giftig zu ihnen um.
    »Wo sind die anderen?« zischte er.
    »Die anderen?«
    »Die anderen Agenten, du Idiot«, schrie Verkramp. Die nächsten zwei Stunden suchten sie alle Bars und Cafés ab, während Verkramp über die Gottlosigkeit wetterte, öffentliche Einrichtungen zu sabotieren und Strauße in einer geschlossenen Ortschaft explodieren zu lassen.
    »Ich gebe euch den Auftrag, in die kommunistischen Organisationen einzusickern, und was tut ihr?« brüllte er. »Jagt die Hälfte dieser Scheiß Stadt in die Luft, das tut ihr. Und ihr wißt, wo euch das hinbringt, nicht wahr? Ans Ende des Henkerstricks im Zentralgefängnis von Pretoria.«
    »Sie hätten uns doch warnen können«, sagte 628.461 vorwurfsvoll. »Sie hätten uns auch sagen könnten, daß noch andere Agenten im Einsatz waren.«
    Verkramp wurde dunkelrot.
    »Euch warnen?« schrie er. »Ich habe erwartet, daß ihr euren gesunden Menschenverstand benutzt, und nicht, daß ihr in der Gegend rumzieht und euch gegenseitig sucht.«
    »Also, wie zum Teufel sollten wir denn wissen, daß wir alle Polizeispitzel sind?« fragte 885.974.
    »Ich hätte eigentlich gedacht, selbst Idioten wie ihr würden den Unterschied zwischen einem guten Afrikaander und einem kommunistischen Juden erkennen.«
    885.974 dachte darüber nach.
    »Wenn das so einfach ist«, sagte er schließlich, indem er sich unsicher an sowas Ähnliches wie Logik klammerte, »dann verstehe ich nicht, wie man uns die Schuld geben kann. Ich meine, die kommunistischen Juden müssen uns doch bloß ansehen, um zu wissen, daß wir gute Afrikaander sind. Ich meine, welchen Sinn hat es, gute Afrikaander auf die Suche nach kommunistisichen Juden zu schicken, wenn die kommunistischen Juden einfach… «
    »Mann, halt’s Maul«, brüllte Verkramp, der sich so langsam wünschte, er hätte das Thema gar nicht erst zur Sprache gebracht.
    Bis gegen Mitternacht hatten sie sieben weitere Agenten in den verschiedensten Stadtteilen aufgegabelt, und in dem Polizeiwagen wurde es ziemlich eng.
    »Was sollen wir Ihrer Meinung nach jetzt tun?« fragte 378.550, als sie auf der Suche nach den restlichen drei Agenten zum fünften Male um den Park herumfuhren. Verkramp hielt an.
    »Ich sollte euch eigentlich festnehmen«, knurrte er, »ich sollte euch wegen terroristischer Umtriebe vor Gericht bringen, aber… «
    »Sie werden’s nicht tun«, sagte 885.974, der über die Sache ein bißchen nachgedacht hatte.
    »Wieso denn nicht?« schrie Verkramp.
    »Weil wir alle aussagen werden, daß Sie uns den Auftrag gegeben haben, den Transformator in die Luft zu jagen, und den Gasometer und den… «
    »Nichts davon habe ich zu euch gesagt. Ich habe euch gesagt, ihr solltet die kommunistischen Saboteure ausfindig machen«, kreischte Verkramp.
    »Und wer hat uns den Schlüssel zur Waffenkammer der Polizei gegeben?« fragte 885.974. »Wer hat uns mit Sprengstoff versorgt?«
    »Und wie steht’s mit den Botschaften, die wir Ihnen geschickt haben?« fragte 628.461.
    Verkramp starrte durch die Windschutzscheibe und dachte über seine kurze, schwere Zukunft nach, an deren Ende der Henker im Zentralgefängnis in Pretoria stand.
    »Na schön«, sagte er. »Was wollt ihr von mir?«
    »Daß Sie uns durch die Straßensperren schleusen. Daß Sie uns nach Durban bringen und jedem von uns 500 Rand geben«, sagte 885.974, »und daß Sie dann vergessen,

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