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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Polizei zu sein.
    Als sie vor der Polizeidienststelle ankamen, war der Kommandant in einer ekelhaften Laune.
    »Schicken Sie mir den Diensthabenden«, schrie er den Wachtmeister am Dienstschreibtisch an und ging nach oben, während er überlegte, ob ihm seine Phantasie einen Possen spiele oder ob ihm der Mann tatsächlich einen anzüglichen Blick zugeworfen habe. Der erste Eindruck, daß die Disziplin völlig zusammengebrochen sei, wurde durch den Zustand des Büros des Kommandanten bestätigt. Die Fenster hatten keine Scheiben mehr, und aus dem Kamin war die Asche durchs ganze Zimmer geweht worden. Der Kommandant starrte noch immer auf das Chaos, als es klopfte und Sergeant Breitenbach hereinkam.
    »Was in drei Teufels Namen ist hier eigentlich passiert?« fuhr der Kommandant den Sergeant an, der, wie er zu seiner Erleichterung feststellte, keine Anzeichen von Tuntigkeit zeigte.
    »Nun, Sir…«, begann er, aber der Kommandant unterbrach ihn.
    »Was finde ich bei meiner Rückkehr vor?« schrie er mit einer Lautstärke, die den Diensthabenden ein Stockwerk tiefer zusammenzucken und mehrere Passanten auf der Straße stehenbleiben ließ. »Tücken. Bomben. Explodierende Strauße. Sagt Ihnen das irgendwas?« Sergeant Breitenbach nickte. »Das hatte ich mir verdammt nochmal gedacht. Ich fahre in den Urlaub, und als nächstes höre ich, daß hier eine Sabotagewelle stattfindet. Straßenbrücken werden in die Luft gejagt. Kein Telefon mehr. Polizeibeamte, die Hand in Hand herumspazieren, und nun das hier. Mein eigenes Büro ein Trümmerhaufen.«
    »Das waren die Strauße, Sir«, murmelte der Sergeant.
    Kommandant van Heerden ließ sich in einen Sessel plumpsen und hielt sich den Kopf. »Du lieber Gott. Das reicht ja, um einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben.«
    »Hat es schon, Sir«, sagte der Sergeant geknickt.
    »Hat was?«
    »Einen Menschen in den Wahnsinn getrieben, Sir. Luitenant Verkramp, Sir.«
    Der Name Verkramp riß den Kommandanten aus seinen Grübeleien.
    »Verkramp!« kreischte er. »Warten Sie nur, bis ich mir diesen Saukerl kaufe. Ich kreuzige den Schuft. Wo ist er?«
    »In Fort Rapier, Sir. Er hat ‘n Rappel.«
    Kommandant van Heerden nahm die Mitteilung langsam in sich auf.
    »Sie meinen… «
    »Er hat einen frommen Knall. Er glaubt, er ist Gott.«
    Der Kommandant sah ihn ungläubig an. Die Vorstellung, daß jemand glauben könne, er sei Gott, wenn seine Schöpfung so chaotisch war, wie es Verkramps so offensichtlich war, erschien ihm unverständlich.
    »Glaubt, er ist Gott?« murmelte er. »Verkramp?«
    Sergeant Breitenbach hatte über die Sache ein wenig nachgedacht.
    »Ich glaube, so hat der ganze Kummer angefangen«, erklärte er. »Er wollte mal zeigen, was er kann.«
    »Das ist ihm fabelhaft gelungen«, sagte der Kommandant matt und sah sich in seinem Büro um.
    »Er hat diesen Tick mit der Sünde, Sir, und wollte Polizeibeamte davon abhalten, mit schwarzen Frauen ins Bett zu gehen.«
    »Das weiß ich alles.«
    »Naja, und nun fing er damit an, ihnen Schockbehandlungen zu verpassen und Fotos von nackten schwarzen Frauen zu zeigen und… «
    Kommandant van Heerden unterbrach ihn.
    »Erzählen Sie nicht weiter«, sagte er, »ich glaube, ich halt’s nicht aus.«
    Er stand auf und ging hinüber an seinen Schreibtisch. Er zog eine Schublade auf, nahm eine Flasche Brandy heraus, die er immer für Notfälle da hatte, und goß sich ein Glas ein. Als er damit fertig war, blickte er auf.
    »Also dann, fangen Sie nochmal ganz von vorne an und erzählen Sie mir, was Verkramp alles gemacht hat.« Sergeant Breitenbach erzählte es ihm. Am Ende schüttelte der Kommandant traurig den Kopf.
    »Sie hat also nicht funktioniert? Diese Behandlung?« fragte er.
    »Das würde ich nicht sagen, Sir. Sie hat bloß nicht so funktioniert, wie sie es eigentlich gesollt hätte. Ich meine, Sie hätten Ihre Schwierigkeiten damit, einen von den Beamten, die behandelt wurden, zu einer Schwarzen ins Bett zu kriegen. Wir haben es versucht, aber sie bekommen entsetzliche Zustände.«
    »Sie haben versucht, einen Polizeibeamten zu einer Schwarzen ins Bett zu bekommen?« fragte der Kommandant, der sich bereits als Zeuge vor dem unvermeidlichen Untersuchungsausschuß sah, wo er zuzugeben gezwungen wäre, daß Polizisten unter seinem Kommando den Befehl erhielten, in ihrem Dienst mit schwarzen Frauen zu schlafen.
    Sergeant Breitenbach nickte. »Er hat’s aber nicht gebracht«, sagte er. »Ich garantiere Ihnen, daß nicht einer von

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