Mohrenwäsche
Reihe von Männern zu beruhigen, die deswegen Angst gehabt hatten. Um die des Kommandanten noch etwas zu kitzeln, hob Els das Horn an seine Lippen.
»Na schön«, sagte der Kommandant, »was willst du?«
»Das habe ich Ihnen schon gesagt«, sagte Els. »Ich will meinen alten Job wiederhaben.«
Der Kommandant wollte sich gerade irgendwelche Ausflüchte überlegen, als das Geräusch eines sich nähernden Land-Rovers die Frage entschied.
»Na schön, ich sehe mal, was ich machen kann«, sagte er, »aber wie ich erklären soll, warum ein farbiger Sträfling in Wirklichkeit ein weißer Polizeibeamter ist, weiß Gott allein.«
»Ist doch Quatsch, den Scheiß bloß wegen ‘in Dreier Teer zu verpatzen«, sagte Els, wobei er einen Ausdruck benutzte, den er von Major Bloxham aufgeschnappt hatte.
»Ich höre, Sie hatten ‘n bißchen Schwierigkeiten, alter Junge«, sagte der Major, als der Land-Rover neben Chakas Kadaver hielt. »War immer schon meine Meinung, daß der schwarze Teufel eine Gefahr ist.« Der Kommandant kletterte auf den Sitz neben ihn und murmelte seine Zustimmung, aber der schwarze Teufel, an den er dachte, war nicht das tote Pferd. Els, der auf der Ladefläche hockte, lächelte glücklich. Er freute sich darauf, endlich wieder völlig legal Kaffern abknallen zu können.
Als sie sich dem Haus näherten, sah der Kommandant den Colonel und Mrs. Heathcote-Kilkoon oben auf der Treppe stehen und auf sie warten. Wieder einmal überraschten ihn ihre Reaktionen vollkommen. Die Frau, mit der er nur eine Stunde zuvor genossen hatte, was man ohne Übertreibung eine ergreifende Vertraulichkeit nennen könnte, stand nun kerzengerade und kühldistanziert an der Haustür, während ihr Gatte Anzeichen offenbarer Verlegenheit an den Tag legte, die zu seiner Rolle gar nicht passen wollten.
»Tut mir furchtbar leid«, murmelte er, während er dem Kommandanten die Tür des Land-Rovers öffnete, »hätte Ihnen dieses Pferd überhaupt nicht geben sollen.«
Der Kommandant versuchte, sich eine passende Antwort auf diese Entschuldigung einfallen zu lassen.
»Ameisenbärloch«, sagte er, womit er auf einen Ausdruck zurückgriff, der offenbar auf viele Situationen paßte.
»Ganz recht«, sagte der Colonel. »Verdammt lästige Dinger. Sollte man ausrotten.« Er stieg die Treppe hoch, und Mrs. Heathcote-Kilkoon trat heran, um den Kommandanten zu begrüßen.
»Reizend von Ihnen, daß Sie gekommen sind«, sagte sie.
»Nett von Ihnen, daß ich kommen durfte«, murmelte der Kommandant und wurde rot.
»Sie müssen das unbedingt öfter tun«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon.
Sie gingen ins Haus, wo der Kommandant von La Marquise mit einer Bemerkung über den Fliegenden Holländer begrüßt wurde, die er nicht besonders mochte.
»Nimm keine Notiz davon«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon zu ihm, »meiner Meinung nach warst du großartig. Die sind bloß neidisch.«
Die nächsten paar Minuten fand sich Kommandant van Heerden im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Der Umstand, daß er als erster die hohe Mauer übersprungen hatte, und sei es auch unfreiwillig, rief bei jedermann bewunderndes Gemurmel hervor. Selbst der Colonel sagte, er müsse vor ihm den Hut ziehen, was der Kommandant angesichts des Verlustes von Chaka und des Zustands seines Gartens, ganz zu schweigen von dem seiner Frau, recht nett von ihm fand. Er erzählte gerade, wie er auf der Farm seiner Oma in Magaliesburg hatte reiten lernen und wie er für die Polizei in Pretoria geritten war, als der Schlag fiel.
»Ich muß schon sagen, Kommandant, Sie nehmen die Dinge recht gelassen«, sagte der Dicke, der wußte, wie man auf Kühlschränke Rabatt bekommt, »kommen hier raus und gehen auf die Jagd, wenn in Piemburg alles drunter und rüber geht.«
»Drunter und drüber? Wieso das denn?« fragte er.
»Was? Wollen Sie damit sagen, Sie haben noch nichts davon gehört?« fragte der Dicke. »Es hat eine Welle von Sabotageanschläge gegeben. Bombenattentate in der ganzen Stadt. Sendemast eingestürzt. Strom unterbrochen. Absolutes Chaos.«
Mit einem Fluch kippte Kommandant van Heerden sein Glas Cointreau, an dem er gerade genippt hatte, in das nächstbeste Gefäß.
»Tut mir leid, daß wir kein Telefon haben«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, als er sich wutentbrannt in der Diele umsah, »Henry wollte keins, aus Sicherheitsgründen. Er ruft seinen Börsenagenten immer von… «
Der Kommandant hatte es zu eilig, um die Geschichte von Henrys Börsenmakler abwarten zu können.
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