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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Er raste die Treppe hinunter zu seinem Wagen und fand, wie er es erwartet hatte, Els am Steuer vor. Mit dem Gefühl, daß Els Frechheit in gewisser Weise zu den schrecklichen Neuigkeiten paßte, die er soeben erfahren hatte, nahm der Kommandant auf dem Rücksitz Platz. Unheil lag in der Luft. Ganz bestimmt aber lag es in der Blumenrabatte, in die Els rückwärts hineinsetzte, ehe er den Wagen wendete und, eine Kiesfontäne hinter sich herausschießend, die Auffahrt hinunterpreschte, was den Gedanken nahelegte, er schüttele den Staub von White Ladies von seinen Füßen.
    Von der Terrasse aus sah ihnen Mrs. Heathcote-Kilkoon traurig nach. »Scheiden heißt ein wenig sterben«, flüsterte sie und ging wieder zum Colonel hinein, der verdrießlich in ein Becken mit tropischen Fischen starrte, in dem der Drink des Kommandanten bereits einige ungewöhnliche Wirkungen hervorrief.
    »Also so ging der arme Willy dahin«, sagte der Colonel.
    Auf der Fahrt nach Weezen verfluchte sich der Kommandant wegen seiner Blödheit.
    »Das hätte ich mir doch denken können, daß Verkramp Mist baut«, dachte er und befahl Els, an der Weezener Polizeistation anzuhalten. Die Information, die er dort erhielt, trug nichts zur Wiederherstellung seiner Zuversicht bei.
    »Sie machen was?« fragte er verblüfft, als der diensthabende Sergeant ihm erzählte, Piemburg werde von Schwärmen automatisch explodierender Strauße angegriffen.
    »Fliegen nachts zu Hunderten ein«, sagte der Sergeant.
    »Das ist schon mal ‘ne verdammte Lüge«, schrie der Kommandant. »Strauße fliegen nicht. Das können sie nicht.
    Er ging wieder zu seinem Wagen und sagte Els, er solle weiterfahren. Was immer auch Strauße konnten oder nicht konnten, eines war sicher. Irgendwas war in Piemburg passiert, was die Stadt von der Außenwelt abgeschnitten hatte. Die Telefonleitungen waren schon seit Tagen unterbrochen.
    Während der Wagen die Schotterstraße zum Rooi-Nek-Paß hinaufsauste, hatte Kommandant van Heerden das Gefühl, eine idyllische Welt des Friedens und Heils zu verlassen und sich in eine Hölle der Gewalt zurückzubegeben, in deren Mittelpunkt die teuflische Gestalt Luitenant Verkramps lauerte. Er war mit seinen Gedanken dermaßen beschäftigt, daß es ihm nur ein- oder zweimal einfiel, Els zu ermahnen, nicht so verflucht waghalsig zu fahren.
    In Sjambok wurde der Eindruck einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe durch die Mitteilung verstärkt, daß die Straßenbrücken außerhalb Piemburgs gesprengt seien. In Voetsak erfuhr er, daß die Abwasserbeseitigungsanlage zerstört sei. Danach beschloß der Kommandant, nirgendwo mehr anzuhalten, sondern geradenwegs nach Piemburg durchzufahren.
    Als sie eine Stunde darauf den Hügel vom Kaiserblick hinunterfuhren, stießen sie auf die ersten deutlichen Anzeichen von Sabotage.
    An der provisorischen Brücke, die anstelle der von Verkramps Geheimagenten zerstörten erbaut worden war, hatte man eine Straßensperre errichtet. Der Kommandant stieg aus, um sich den Schaden zu besehen, während ein Wachtmeister den Wagen kontrollierte.
    »Muß auch eine Leibesvisitation vornehmen«, sagte der Beamte, und ehe der Kommandant erklären konnte, wer er sei, ließ der Mann seine Hände mit einer verwirrenden Gründlichkeit über die Reithosen des Kommandanten gleiten.
    »Führe nur Befehle aus, Sir«, sagte der Beamte, als der Kommandant knurrte, daß er dort bestimmt keinen Sprengstoff aufbewahre. Kommandant van Heerden kletterte wieder in den Wagen. »Und nehmen Sie mal ein anderes Rasierwasser«, schrie er. »Sie stinken ja zum Himmel.«
    Sie fuhren in die Stadt hinein, wo der Kommandant entsetzt zwei Polizeibeamte bemerkte, die Hand in Hand den Bürgersteig entlanggingen.
    »Halten Sie an«, sagte der Kommandant zu Els und stieg aus.
    »Was zum Teufel glauben Sie eigentlich, was Sie hier tun?« brüllte er die beiden Beamten an.
    »Wir sind auf Streife, Sir«, sagten die Männer wie aus einem Munde.
    »Was? Händchenhaltend?« schrie der Kommandant. »Wollt ihr, daß man in der Öffentlichkeit denkt, ihr seid Scheiß Tunten?«
    Die beiden Beamten ließen sich los, und der Kommandant stieg wieder in seinen Wagen.
    »Was zum Kuckuck geht hier bloß vor?« murmelte er.
    Auf dem Fahrersitz lächelte Wachtmeister Els still in sich hinein. Es hatte sich einiges in Piemburg verändert, seit er zum letzten Mal da gewesen war. So allmählich kam ihm der Gedanke, es werde ihm viel Spaß machen, wieder bei der Südafrikanischen

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