Mohrenwäsche
beruhigte das nicht.
»Sagt mir gar nichts«, sagte er, »ich weiß absolut nichts über die Zahl zwölf.«
»Ich verstehe«, sagte die Ärztin und machte sich über seine Erregung einen Vermerk. »Dann erzählst du mir vielleicht was über die Fahrt nach Durban.«
Es gab keinen Zweifel, daß sie sich dicht am Zentrum von Verkramps Neurose befand. Seine Reaktion bezeugte das ganz deutlich. Als man den schlotternden Luitenant nach der Verabreichung eines Beruhigungsmittels wieder ins Bett gebracht hatte, war Dr. von Blimenstein überzeugt, daß sie eine Heilung zuwege bringen werde. Und allmählich kam ihr der Gedanke, daß auch noch andere Vorteile aus der Kenntnis seiner Probleme zu ziehen seien, und die Idee einer Heirat, die der Doktorin nie fern lag, sproß von neuem.
»Sag mal«, sagte sie, als sie Verkramp wieder ins Bett packte, »stimmt es, daß eine Frau nicht gezwungen werden kann, gegen ihren Ehemann auszusagen?«
Verkramp sagte, das stimme, und mit einem Lächeln, das besagte, er tue gut daran, über diese Sache nachzudenken, ging Dr. von Blimenstein aus dem Zimmer. Als sie eine Stunde später wiederkam, fand sie den Patienten zu einer Erklärung bereit, warum er von der Zahl zwölf besessen sei.
»Es gab zwölf Saboteure, und sie waren…«
»Quatsch«, schnauzte die Ärztin, »absoluter Quatsch. Es gab zwölf Geheimagenten, und sie arbeiteten für dich, und du hast sie mit dem Wagen nach Durban gebracht. Ist nicht das vielleicht die Wahrheit?«
»Ja. Nein, Nein, das ist sie nicht«, jammerte Verkramp.
»Nun höre mal gut zu. Balthasar Verkramp, wenn du so weiterlügst, laß ich dir eine Spritze mit Wahrheitsdroge verpassen, und wir kriegen ein tadelloses Geständnis aus dir raus, ehe du weißt, was überhaupt los ist.«
Aus seinem Bett starrte Verkramp sie voller Panik an.
»Das würdest du nicht tun«, kreischte er. »Das darfst du gar nicht.«
Frau Dr. von Blimenstein sah sich vielsagend in dem Raum um. Es war mehr eine Zelle als ein privates Krankenzimmer.
»Hier drin«, sagte sie, »kann ich machen, was mir gefällt. Du bist mein Patient, und ich bin dein Arzt, und wenn du irgendwelche Schwierigkeiten machst, lasse ich dich in eine Zwangsjacke stecken, und daran kannst du absolut nichts ändern. Also, bist du bereit, mir von deinen Problemen zu erzählen? Und denke dran, deine Geheimnisse sind bei mir sicher. Mich als deinen ärztlichen Berater kann niemand zwingen, ihm zu erzählen, was sich zwischen uns beiden zugetragen hat, es sei denn natürlich, ich müßte in den Zeugenstand. Dann stünde ich selbstverständlich unter Eid.« Die Ärztin machte eine Pause, dann fuhr sie fort: »Du hast doch gesagt, eine Frau kann nicht gezwungen werden, gegen ihren Mann auszusagen, stimmt’s?«
Für Verkramp waren die Alternativen, denen er nun ins Gesicht sah, eher noch entsetzlicher als explodierende Strauße und schwule Polizisten. Er lag im Bett und überlegte, was er tun solle. Wenn er sich weigerte zuzugeben, daß er für alle die Bombenanschläge und Gewalttaten in der Stadt verantwortlich war, würde die Doktorin zur Wahrheitsdroge greifen und es aus ihm rausquetschen, und er hätte sich ihr Wohlwollen obendrein verscherzt. Wenn er es offen zugäbe, würde er den rechtlichen Folgen seines Eifers nur entgehen, um zum Altar geführt zu werden. Es gab offenbar kaum Alternativen. Er schluckte nervös, sah sich zum letzten, nicht verlobten Mal im Zimmer um und bat um ein Glas Wasser.
»Willst du mich heiraten?« sagte er schließlich.
Frau Dr. von Blimenstein lächelte hold.
»Natürlich will ich, mein Liebling. Natürlich will ich«, und einen Augenblick darauf lag Verkramp in ihren Armen, und der Mund der Doktorin preßte sich schwer auf seine Lippen. Verkramp schloß die Augen und überlegte, wie das wohl wäre, ein ganzes Leben mit Dr. von Blimenstein. Es wäre, vermutete er, besser als gehenkt zu werden.
Als Kommandant van Heerden in Fort Rapier ankam, um den Luitenant zu besuchen, war es nicht verwunderlich, daß er seinen Weg mit ungewöhnlichen Hindernissen gepflastert fand. Als erstes stellte er fest, daß die Sekretärin am Auskunftsschalter in der Aufnahme entschieden wenig hilfsbereit war. Die Tatsache, daß sie eine Katatonisch-Schizophrene war, die von Dr. von Blimenstein wegen ihrer üblicherweise totalen Regungslosigkeit dazu ausgesucht worden war, in Zeiten akuter Personalknappheit auszuhelfen, führte beim Kommandanten zu einem rapiden Anstieg seines Blutdrucks.
»Ich
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