Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
Vom Netzwerk:
Gefecht
     
    Der Krieg Israels gegen den palästinensischen Terrorismus gleicht aufs Haar dem Krieg der USA gegen Afghanistan.
    Ariel Sharon, 5. Mai 2002
     
     
    Das Öl und das Böse
     
     
    Anders als in Afghanistan gibt es dort keine oppositionellen Kräfte, die die schmutzige Arbeit erledigen können. Es ist kaum zu hoffen, dass die Elitetruppe der Republikanergarde… sich zum Verrat entschließt. Somit stehen wir vor einem Bodenkrieg, in dem bis zu 200.000 amerikanische Soldaten zum Einsatz kommen und der auf fast jeder Ebene von Mr. Bushs allmählich zerbrechender Allianz abgelehnt wird…
    Mr. Bushs Motive sind ziemlich trübe. Es geht ihm, natürlich, um die Erdölvorräte. (So gilt der Iran allein deshalb als »böse«, weil er, bestärkt durch eine demokratische Entscheidung, die Absicht bekundet, seine Erdölvorräte zusammen mit anderen Geschäftspartnern auszubeuten)… Es geht Bush um die Einrichtung einer Pax Amerika von Georgia bis zu den Philippinen. Und es geht um eine doppelte Moral.
     
     
    Mary Riddell, Observer, 3. März 2002
     
     
    Während das Flugboot über den Lagunen und den Wasserstraßen von High-Kalkutta kreiste, kam Professor Hira aus dem hinteren Teil des Flugzeugs nach vorne und setzte sich hinter Jerry in den Sessel des Navigators. »Ist das der Bootshafen?«, erkundigte er sich.
    Jerry setzte zum Landeanflug an.
    »Das gesamte Areal sieht verlassen aus«, sagte Una. »Wer hat Ihren Telefonanruf beantwortet?«
    »Ich habe nicht gefragt«, erwiderte Jerry und kontrollierte seine Instrumente. »Aber es klang wie ein Elefant. Könnte es Ganesh gewesen sein?«
    »Nicht sehr wahrscheinlich«, meinte Hira. »Nicht nach dem großen Knall. Aber es war eine tiefe Stimme, oder?«
    »Es muss mindestens ein Halbgott gewesen sein, so wie das Telefon vibrierte. Haben die nicht diesen Ort geschaffen?«
    »Nun ja, sie hatten wohl eine Vision, aber die Arbeit erledigten ihre treuen Anhänger. Ich bin mit diesem Mythen- und Legendenzeug nicht besonders glücklich. Ich finde, daran ist Hollywood schuld. Dort tut man nichts anderes, als die aggressivsten Bereiche der menschlichen DNS zu aktivieren.« Hira hatte zwar das Bombenattentat auf die Eisenbahn in Kaschmir überlebt, bei dem seine Mutter den Tod fand, aber er hatte seitdem jegliches Vertrauen verloren.
    Una legte dem alten Physiker eine besänftigende Hand auf den Arm. Er starrte jetzt zu Boden. Er hatte den Kontakt zu seiner eigene Metaphysik verloren und war sich nicht sicher, ob er sie jemals wiederfinden würde. Die Logik Einsteins hatte ihm sehr viel bedeutet. Aber nun erwies sich alles, worauf er sein Vertrauen setzte, als genauso enttäuschend wie alles, dem er glaubte entflohen zu sein. Oppenheimer hatte gewusst, was im Gange war. Aber es lag nicht in seiner Natur, sich zu beklagen.
    »Man kann eigentlich niemandem die Schuld geben«, sagte er. »Die Spekulanten sind allesamt nach Nanking umgezogen.«
    Sie kamen schnell herunter.
    Jerry zog die Nase hoch und spürte, wie die Schwimmer die glatte Wasserfläche berührten. Er nahm allmählich den Schub weg und betätigte die Querruder. Das Flugzeug schwankte ein wenig im Seegang, dann schaltete er den Motor wieder ein und steuerte auf den weißen Marmorpier zu.
    Der Kai war völlig verlassen. Die Reklametafeln, die Lagerhäuser, die wenigen Bürogebäude waren vom letzten Hurrikan schlimm gezeichnet. Um die Angriffe der Pakistani abzuwehren und um Kreuzfahrtschiffe anzulocken, hatte die letzte Regierung der Hindu-Nationalisten diese massiven Hafenanlagen und riesigen Kais aus Marmor erbauen lassen. Jeder Abschnitt war einer bedeutenden Gottheit geweiht. Doch die großen Messingstatuen waren den Elementen zum Opfer gefallen, als ihre Podeste unter dem wütenden Ansturm des Ozeans zerfielen und in die Tiefe gerissen wurden. Aus dem Wasser ragte der massige Kopf Ganeshs mit einem halben Ohr, einem Auge und einem Zahn. Alles war mit Algen und Treibgut bedeckt.
    »Er sieht nicht gerade glücklich aus«, stellte Jerry fest. Er selbst war in Hochstimmung.
    Er schaltete den Motor abermals ab und ließ diesmal das Flugboot zur Treppe in der Ufermauer treiben. Die Umgebung strahlte etwas Morbides, Unheimliches aus.
    Sie stießen leicht gegen den Pier.
    Professor Hira verließ das Flugboot als Erster und rannte die Treppe mit einem Haltetau in der Hand hinauf. Er schlang es mehrmals um die defekte Ankerwinde. Dann winkte er ihnen zu und trottete unter einem grenzenlos erscheinenden grauen

Weitere Kostenlose Bücher