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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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diese Dinge tun, weil er alt ist. Aber es sind die Alten, denen er damit schadet.«
    Mandy schüttelt den Kopf. »Er macht es des Geldes wegen.«
    »Es geht ihm um das Showbiz«, widerspricht Thug. »Geld wäre nicht Motivation genug.«
    »Wir zeigen ihm, wie man ins Fernsehen kommen und zur Abwechslung etwas erzählen kann, das Sinn macht«, sagt JoJo. »Ich bin mir sicher, dass die meisten von uns etwas zur Lage der Alten zu sagen haben.«
    »Wie wollen Sie das anstellen?«, will Mandy wissen.
    »Ich habe früher TV-Shows gemacht«, erwidert JoJo.
    »Wir müssen nur herausfinden, wer Silhouette ist«, sagt Thug.
    Ich bekomme so ein richtig komisches, übles Gefühl, und ich weiß nicht warum.
    Mandys Schultern zucken, als würde sie in sich hineinlachen, und sie schnippt etwas Zigarettenasche fort. »Dann fangt mal besser an zu hacken«, sagt sie. 

 
     
    Am nächsten Tag stürmt mein guter Dr. Curtis in mein Zimmer, um mir mitzuteilen, dass wir alle gleich Besuch von den Bullen bekommen.
    Curtis sieht verängstigt und elend aus. Er lehnt sich mit dem Rücken gegen meine Tür, als befürchte er, dass sie sonst eingetreten wird. Der hübsche kleine Doktor mit der glatten Haut hat viel zu verlieren.
    »Wie steht’s mit Ihrem System?«, fragt er und lächelt dabei, als müsste er wieder lernen, seine Gesichtsmuskeln zu benutzen. Er hat etwas zu sagen, das er aber nicht vor den Überwachungssystemen aussprechen will.
    Ich verstehe ihn nicht. »Was geht Sie das an?«
    Er macht ein Geräusch, als hätte ihm jemand eine Nadel in den Arsch gerammt. Seine Augen vollführen einen Kreis und richten sich auf das Fenster. Ich schaue hinaus und sehe, dass die Auffahrt der Happy Farm mit Polizeifahrzeugen verstopft ist.
    »Ein Umriss vor dem Licht?«, frage ich und meine damit eine Silhouette.
    Curtis entspannt sich ein wenig und nickt. »Sie haben die Nachrichten verfolgt.«
    Ich hab’s kapiert. Die Bullen sind hier, um nachzuforschen, ob irgendwer von uns netten alten Leuten Silhouettes Terrorherrschaft sponsert. Was bedeutet, dass sie unsere Konten überprüfen werden. Zum ersten Mal verfolgen Curtis und ich genau die gleichen eigennützigen Ziele.
    Ich bin ein Dieb, und man hat mich nie erwischt, aber das liegt nicht daran, dass ich klug bin, sondern daran, dass ich meine Grenzen kenne. Deshalb mache ich mir meine Gedanken. Ich treffe Vorkehrungen.
    Mir bleiben etwa zehn Minuten, und mehr Zeit brauche ich auch nicht. Ich rufe mein Notfall-Programm auf. Es sieht wie eine professionelle Golfsimulation aus. Curtis bleibt da. Er möchte sehen, wie ich das mache. Ich muss meine Brille aufsetzen, aber ich will nicht, dass er von meinem Transcoder erfährt.
    »Curtis, vielleicht sollten Sie mit unseren Besuchern reden«, schlage ich vor, womit ich meine, dass er sie aufhalten soll. Und von hier verschwinden.
    Plötzlich klopft es. Der Junge tritt ein. Vielleicht ist er ebenfalls gekommen, um mich vor den Bullen zu warnen. Er entdeckt Curtis, und ich schwöre, dass seine Augen voller Hass wie Glühbirnen aufblitzen.
    »Joao, könnten Sie zusammen mit Dr. Curtis unsere Gäste begrüßen?« Im Klartext: Joao, helfen Sie mir, ihn hier rauszuschaffen.
    Der Junge ist auf Draht. »Sie«, sagt er zu Curtis und schlägt mit der Faust in die offene Hand. Auch Curtis versteht. Beachten Sie: Keiner von uns hat irgendetwas gesagt, das uns vor Gericht belasten könnte.
    Ich höre, wie sich die Tür hinter mir schließt. Endlich kann ich meine Brille aufsetzen. Jetzt zeigt mir der Trans coder die Daten-Downloads in dem einen und die Daten-Uploads in dem anderen Brillenglas.
    Es ist ein Tarnsystem, das ich vor Jahren entwickelt habe. Damit kann ich alle meine Kontenbewegungen so verschleiern, dass es den Anschein erweckt, als wäre ich ein durchgeknallter Verschwender, als würde ich ausgiebig auf einer koreanischen Internetseite zocken, hier Kohle verlieren, da wieder etwas gewinnen. Verluste und Gewinne entsprechen genau den Geldein- und Geldausgängen.
    Das ist der Teil, den ich uploade. Im anderen Brillenglas habe ich meine alten Daten verschlüsselt. Ich habe jetzt vielleicht noch fünf Minuten Zeit.
    Allein die Tatsache, dass verschlüsselte Daten in meinem Computersystem sind, dürfte ausreichen, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Ich lade das verschlüsselte Verzeichnis in den Arbeitsspeicher und entferne es von der Festplatte. Es beginnt, sich in meinen Transcoder zu ergießen.
    Ich höre die Schritte schwerer, großer Stiefel, Dr.

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